Durch Helen bin ich auf Internet-Tagebücher aufmerksam geworden, die man über Tagebuch-Communitys führen kann. Ein Blog wie dieser ist auch eine Art Tagebuch, aber für mich doch etwas ganz anderes – weniger privat, weniger gefühlig, mehr themenorientiert. Wieso und wozu meine privatesten Notizen öffentlich machen, denke ich mir, und klicke mich durch ein paar der virtuellen Gemeinschaften.
Wie privat ist so ein Online-Tagebuch wirklich? Was macht es mit mir als Schreibender, wenn ich weiß, dass ich öffentlich schreibe, auch wenn ich mich hinter einem Nickname verberge oder zu verbergen meine? Und wer erhält hier welche Informations-Puzzleteile über mich und kann sie wozu nutzen?
Manche Tagebuch-Gemeinschaft scheint tatsächlich eher die Privatheit zu betonen, die meisten Einträge sind nicht öffentlich. Hier geht es wohl darum, sich als Tagebuch-Schreibende nicht allein, sondern als Teil einer Gruppe zu fühlen. Oder die Software zum Eintragen, Ordnen und Archivieren ist besonders geschickt – das ließe sich nur durch Ausprobieren erfahren. Je nachdem wer alles am selben Computer arbeitet, auf dem man tippt und speichert, oder wie privat die Schubladen im eigenen Zimmer sind, ist so ein Tagebuch vielleicht sogar geheimer als ein anderes?
Bei anderen Online-Anbietern steht das Lesen und Kommentieren anderer Beiträge im Vordergrund – eine Plattform wirbt sogar damit, dass hier endlich einmal hinter die Schlösser der Tagebücher geblickt werden kann. Die natürliche Neugier mitzubekommen, was andere so denken, schreiben und tun, kenne ich, richtig spannend ist das Stöbern in den Tagebuchaufzeichnungen fremder Menschen nicht. Wenn ich hier schreiben würde, hätte ich die Chance, dass mir jemand durch einen Kommentar weiterhilft, könnte ich vielleicht erfahren, dass ich mit meinen Gefühlen nicht allein bin. Ist es ein Bedürfnis nach Anteilnahme, nach Gehörtwerden das hier befriedigt wird? Und wenn es das ist, wird es wirklich befriedigt?
Zu Tagebuch-Communitys und Online-Tagebüchern stellen sich mir viele Fragen. Wenn ich Tagebuch denke, geht es mir um Aufzeichnungen für mich allein – persönlich, privat, intim. Ich werde wohl keinen Selbsttest in einer Tagebuch-Community machen. Vielleicht aber ist ein Blog oder eine private Homepage doch nichts anderes, nur anders benannt? Offensichtlich haben Angebote, mit denen man einfach die eigenen Gedanken veröffentlichen kann, Ihren Reiz.