Altbekannt ist der Rat an Schreibwillige, immer und überall ein Notizbuch parat zu haben und jede Schreibidee, die kommt, sofort aufzuschreiben. Diesen Rat habe ich auch den Studierenden im Kurs Kreatives Schreiben mitgegeben. Zum Kursabschluss haben wir nun die Schreibideen aus dem Notizbuch gekramt und eine davon ausgewählt: zum selber dazu Schreiben und zum Weitergeben.
JedeR hat zwei kurze Texte geschrieben, einen zur eigenen Idee und einen zu einer zufällig erhaltenen von jemand anderem. Es waren sehr verschiedene Ideen dabei, viele mit denen man auf den ersten Blick gar nichts anfangen kann, wenn sie erwartungsvoll oben auf einem ansonsten leeren Blatt Papier stehen. Dann die große Überraschung: Das Schreiben zu den Ideen der anderen war für (fast?) alle viel leichter.
Auch ich stümperte nur wenige Zeilen zu meiner selbst gewählten Überschrift „Ode an das Vergessen“ aufs Papier und war fasziniert, was „die Arme“, die diesen Zettel von mir erwischt hat, in kürzester Zeit für ein tolles Gedicht fabrizierte. Dafür kam ich beim gezogenen Thema „Keine Rast. Ständige Bewegung. Nicht Zurückbleiben.“ so richtig in Fahrt und habe ohne Anhalten das Blatt beschrieben.
Offensichtlich stimmt es doch, dass Vorgaben und Regeln die Kreativität anregen, während zu große Freiheit das Schreiben hemmt. Vielleicht ist es auch der Anspruch, der uns lähmt, zu einem selbst gewählten Thema einen besonders guten Text schreiben zu müssen, einen mit Tiefe und Gehalt. Wie auch immer: Ich will schreiben und kriege doch oft den nötigen Schwung nicht. Wer gibt mir 10 Minuten Zeit und ein Thema?
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