Slammerin?

Gestern habe ich mich festgelegt: Ich mache beim Einsteiger-Slam – oder Newcomer-Slam, wie er wohl heißen soll – mit. Deshalb konnte ich auch nichts schreiben 😉 , denn ich musste zum Treffen gehen, Texte hören, Feedback geben – ja, ja, ich hätte auch was lesen können, hätte ich denn was geschrieben.

Mit auf der Bühne stehen habe ich schon öfters in meinem Leben geliebäugelt, Texte schreiben hat viel mit Gehörtwerden-Wollen zu tun, zumindest bei mir. Deshalb ist ein Poetry Slam nur konsequent. Auf der anderen Seite: Dieses Wettbewerb-Ding, bei dem am Ende der gewinnt, der die meisten möglichst flachen Lacher erzeugen, steht der Kreativ-Schreiben-Philosophie komplett entgegen. Oder ist dies ein Vorurteil?

Ich werde es sehen. Ich habe ja gesagt, nun bin ich dabei. Und muss was schreiben. Damit ich gerüstet bin, sollte ich in die Finalrunde kommen. Zwei Wochen Zeit … An die Tasten!

Und ob und wie mein Slammerinnen-Leben weitergeht, berichte ich dann.

Lautes Lesen macht Texte gut

Klar: Texte müssen überarbeitet werden, bevor sie „rausgehen“. Wie lange und wie intensiv, hängt von vielen Faktoren ab, doch wenigstens einmal gehe ich über jeden Text noch mal drüber, bevor ich ihn abschicke, sogar über kurze und unproblematische E-Mails. Eine ganz einfache, schnelle und dabei sehr wirkungsvolle Methode dazu habe ich mit lautem Lesen entdeckt.

Die frisch geschriebenen Texte laut in der Gruppe vorzulesen, ist in Schreibwerkstätten üblich. So habe ich erfahren: Ob mit oder ohne Feedback, in kleiner oder großer Gruppe, mit viel oder wenig Zeit, allein das Vorlesen lässt mich meinen Text anders wahrnehmen. Statt ihn zu sehen, höre ich ihn nun. Ich bin wacher, als wenn ich nur mit den Augen lese, sogar Tippfehler fallen mir so plötzlich auf. Ich höre Holperer und manchmal ändere ich direkt beim Vorlesen einzelne Formulierungen, weil sie so, wie ich sie geschrieben habe, nicht aus meinem Mund kommen wollen.

Nachdem ich nur wenige Male das Vorlesen in der Gruppe erlebt habe, habe ich begonnen, mir alle meine Texte selbst laut vorzulesen. Und auch ohne Rückmeldung von anderen ist dies ein großer Gewinn. Ich bekomme Distanz zum Text und wechsle den Kanal. So sorge ich dafür, dass der Ton stimmt, dass der Text fließt, der Rhythmus passt. Zu lange Sätze machen mich atemlos, unübersichtliche Satzstrukturen lassen mich stottern, Füllwörter oder unschöne Wiederholungen klingeln in meinen Ohren. Und selbst, wenn all diese Dinge nicht eintreten, lese ich aufmerksamer und bemerke Fehler, für die ich zwar blind, aber wohl nicht taub bin.

Eine andere Möglichkeit: Ich lasse mir meinen Text vorlesen. Das braucht mehr Mut und eine Person, die bereit ist mitzumachen. Hier sehe ich zwar keine Fehler, doch ich kann mich beim Zuhören ganz auf den Inhalt konzentrieren. Der Text ist noch weiter von mir weg, ich kann ihm wie eine Fremde lauschen und spüre, wo ich der Argumentation des Textes folge und wo ich aussteige. Da die vorlesende Person nicht weiß, was eigentlich auf dem Blatt stehen sollte, kann sie Unschärfen nicht durch eine geschickte Betonung ausgleichen. All die Stellen, an der mein Vorleser stolpert, merke ich mir und schaue sie mir hinterher ganz genau an: Sehr wahrscheinlich stimmt da irgendetwas noch nicht.

So ist lautes Lesen zwar noch keine Textüberarbeitung, aber für mich mittlerweile ein ganz wesentlicher Schritt dazu. Und wenn ich das, was ich beim Lesen bemerkt habe, verändere, liest sich mein Text auch für andere Leser besser und leichter.