Tanzimprovisation und Kreatives Schreiben …

zu verbinden, das führte zu dem Text „Getanzte Worte“, der hier jetzt so lange ganz oben stehen durfte. Nun will ich die Erklärung, wie es dazu kam, noch nachreichen. Denn möglicherweise gibt es noch mehr Menschen, die in ihrer Freizeit beides gerne machen.

Wir verbanden eine Aufgabe aus der Tanzimpro – eine tanzt, ohne Musik, „ihren“ Tanz, eine andere beobachtet, nimmt teil und wahr – mit einer Aufgabe aus dem Kreativen Schreiben. Als Methode „Fenster zur Kunst“ habe ich das von Claus Mischon kennengelernt und so schon zu einer Kunst-am-Bau-Wand geschrieben. Ob das gleichnamige Buch genau das selbe Vorgehen vorschlägt, habe ich nie nachgelesen. Wir jedenfalls haben, während die Partnerin tanzte, vor uns hingekritzelt, versucht das Beobachtete mit Linien, Bild und Worten festzuhalten. Danach hat die Beobachterin der Tänzerin aus dem Wortmaterial fünf Worte oder Satzteile als Material angeboten, aus der diese einen freien Text zum eigenen Tanz schrieb.

Spannende Texte sind dabei entstanden, die Atmosphäre war so intensiv, dass es fast unheimlich war. Mehr Gedichte entstanden, aber auch kurze Prosa, teils bestanden sie großteils aus Bewegungs- und Raumworten, teils waren sie reich an Bildern. Alle haben sie uns so inspiriert, dass wir die Texte mit in eine folgende Improvisation in der Gruppe genommen haben, die gleichermaßen sprachgewaltig und tanzbetont war und vor allem riesig viel Spaß machte.

Notizbücher – von winzig bis riesig

Mit schreibfreudigen Menschen ist es ja so eine Sache: Sie besitzen Unmengen von Notizbüchern in verschiedenen Formen, Farben, Mustern und für verschiedene Zwecke. Das richtige ist dann oft doch nicht dabei. Freundinnen von schreibfreudigen Menschen nutzen diese Leidenschaft, wenn sie auf der Suche nach einem Geschenk sind. Es ist ein dankbares Präsent, denn Notizbücher gibt es in unterschiedlichen Preisklassen, und vor allem: Es kommt immer gut an. Egal wie viele bisher ungenutzte Büchlein und Kladden ich noch in der Schublade habe; wickle ich ein weiteres aus Geschenkpapier aus, freue ich mich jedesmal.

Meine aktuellsten, als Geschenk bekommenen Notizbücher – von zwei verschiedenen Freundinnen aus unterschiedlichen Anlässen geschenkt – sind diese:

riesiges und winziges NotizbuchDas riesige (eine Seite ist fast A3 groß) ist wohl von Ikea, wo ich es allerdings noch nie gesehen habe, und bietet auf blanko-weißen Seiten Raum für viele Ideen, vielleicht sogar mal für ein Cluster, das nicht an der Papierbegrenzung scheitert. Das kleine sieht aus wie der Sommer, lässt mich fröhlich werden und hat Platz in jeder Tasche. Und siehe da: Ich habe endlich mal wieder etwas geschrieben.

Über das Wetter schreiben

Neben dem gestern vorgestellten 10-Jahresbuch von arsEdition gibt es ein ähnliches Buch auch vom Präsenz-Verlag. Hier fällt auf: Es gibt eine extra Spalte mit Wettersymbolen zum Ankreuzen und Platz für die Tagestemperatur. Ist das Wetter so zentral, dass es Platz finden sollte in jeder 10-Jahres-Chronik?

Das Wetter ist schon eine wichtige Sache. Fast jeder, der in der frühen Jugend erste Tagebucherfahrungen gesammelt hat – in den schönen Büchlein mit Schloss dran – hat notiert, wie das Wetter war und was es zum Mittagessen gab. Das Wetter ist das Smalltalk-Thema Nummer eins, bietet sich an für lockere, aber nicht zu gewagte E-Mail-Grußformeln, mit nebligen Grüßen vom Bodensee oder ähnliches, und auch in Geschichten und Filmen wird es gezielt eingesetzt und beschrieben. Das Wetter bietet darüberhinaus eine wichtige Begründung für so vieles im Leben, was man gemacht oder eben nicht gemacht hat. Es ist schuld an Kopfschmerzen, bestimmt das Freizeitprogramm und erklärt, warum man nicht schreiben konnte – wenn es gut ist, weil man lieber rausgehen wollte, wenn es schlecht ist, weil man nicht die richtige Stimmung dafür hatte.

Und dennoch: Warum sollte ich, Tag für Tag, 10 Jahre lang, jeden Tag das Wetter notieren? Will ich neben meinem persönlichen Lebensverlauf auch die Klimakatastrophe abbilden? Oder ist es einfach ein Trick, damit ich durch ein schnell zu setzendes Kreuzchen leicht mit dem Schreiben beginnen kann, und danach flutschen die freien Zeilen nur so aufs Papier? Vielleicht ist es das wert, ausprobiert zu werden. Oder ich nehme es symbolisch, kreuze mein inneres Wetter an und notiere die Gradzahl meines Wohlbefindens.

Warum ist Tagebuchschreiben so schwierig?

Mein gestriger Beitrag mit der Idee eines Tagebucheintrags der ganz anderen Art brachte mich auf diese Frage. Eigentlich weiß ich, dass es mir gut tut: tägliches Schreiben nur für mich. Und doch mache ich es meist nicht.

Verschiedene Schreibweisen habe ich ausprobiert, die ich hier alle zusammenfasse. Tagebuch ist so gemeint, dass ich täglich oder einfach regelmäßig für mich schreibe, für meine persönliche Entwicklung. Nicht so sehr zum Festhalten, eher zum Gewahrwerden, um mich selber zu lesen und dadurch eine Richtung zu erhalten. Längere Zeit haben mich die Morgenseiten nach Julia Cameron begleitet, mehr oder weniger lang ein Tagebuch zum Ankreuzen (vom Knaur Verlag), die Entschlüsse jeden Tag ein Elfchen/ ein Haiku/ ein Akrostichon zu meinem Vornamen zu schreiben oder drei Dinge, für die ich heute dankbar bin zu notieren. Alle Versuche endeten unbemerkt wieder, obwohl jede dieser Arten täglich zu schreiben gut war, ein klassisches Tagebuch habe ich sowieso nur in kurzen Phasen jugendlicher Desorientierung geschrieben.

Jetzt könnte man meinen, dann ist es halt nicht so wichtig, vielleicht geht es mir einfach zu gut zum Tagebuchschreiben. Das ist ein Grund zu Zufriedenheit statt zum Grübeln. Trotzdem bleibt die Sehnsucht nach einem Ritual, nach Weiterschreiben auch in guten Lebensphasen. Die Erfahrung und die Vorstellung ist, dass Schreiben mein Leben intensiviert. Negatives zu schreiben zieht mich nicht runter, sondern lässt mich klar sehen und die anstehende Veränderung anpacken. Positives zu schreiben zentriert mich und macht mir mein Glück bewusster. Wenn ich dennoch nicht schreibe, ist dies ein Versuch, in Unverbindlichkeit und Mittelmaß stecken zu bleiben? Oder ist im Leben einfach zu wenig Zeit zum Schreiben?

Vielleicht braucht das Tagebuchschreiben zuerst ein Ritual. Ein Ritual, das den Rahmen vorgibt, aber die Suche nach der passenden Form ermöglicht. Ein Ritual, das zur Gewohnheit wird und doch an die aktuelle Situation angepasst werden kann. Neulich stand ich im Buchgeschäft vor einem Tagebuch-Kalender, in dem zehn Jahre Platz finden: 365 Seiten mit 10 Absätzen. Ich habe es mir nicht gekauft, weil ich nicht zwanzig Euro ausgeben wollte für ein Buch, das dann im Regal steht – neben vielen wunderschönen Notiz- und Schreibbüchern. Doch irgendwie bleibt der Reiz. Vielleicht könnte so ein Projekt das hilfreiche Ritual bieten, das dann in unterschiedlicher Form gefüllt wird.

Statt Sonntags-Gedicht: Ein Schreibbericht

Zum Abtippen bin ich noch nicht gekommen, aber geschrieben habe ich sehr viel, alles von Hand. Es gibt Ideensammlungen, Listen, Freewritings zu Schreibfragen und allerlei anderem, aber auch kreative Texte. Die Notizbuchseiten in meinem Kalender sind bis zum heutigen Tag voll geschrieben, dazu noch ein paar große weiße Blatt Papier. Schreiben um zu denken, entwickeln, planen habe ich genauso praktiziert wie Schreiben um mich zu ordnen, zu strukturieren und um mir Dinge zu merken. Und ich habe einfach nur aus Freude am Schreiben geschrieben, Texte bei denen ich sehen werde, ob ich noch weiter daran arbeite.

Die Neuerung des Wochenendes: Ich habe ein SMS-Gedicht geschrieben. Das mag für viele Leute nichts besonderes sein, für mich war es eine Premiere. Es fühlt sich anders an als tippen am Computer, ganz anders als von Hand schreiben. Die korrekte Groß- und Kleinschreibung und das bewusste Setzen von Satzzeichen sind hier unwichtig, da viel zu umständlich. Großes Manko: Meine Gedicht-Definition (ein Gedicht ist ein Text, bei dem die Zeilen nicht voll geschrieben werden müssen) funktioniert nicht. Eine SMS-Zeile ist viel zu kurz, der Zeilensprung beliebig. Dafür ist das Gedicht gereimt.
Aus verschiedenen Gründen werde ich dieses SMS-Gedicht nicht hier veröffentlichen. Aber vielleicht schreibe ich ja nächsten Sonntag ein anderes.

Papier und Bleistift

Vor lauter Tippen am Computer könnte man fast vergessen, dass es auch noch die gute alte Papier-Stift-Methode des Schreibens gibt. Schreibt sich damit anders? Ich finde ja.

Für mein Schreiben kann ich sagen: Je kreativer und je persönlicher, desto handschriftlicher. Aber gerade wenn es mal nicht so läuft, empfiehlt es sich, probehalber umzusteigen. Vielleicht kommt die Gedicht-Idee heute mal an der Tastatur, schreibt sich die schwierige Argumentation leichter mit dem Lieblingsstift in der Hand. Oder je nachdem wo ich mich im Schreibprozess befinde, wechsle ich bei ein und dem selben Text zwischen Computer und Hand ab.

Ich werde die nächsten Tage ausschließlich von Hand schreiben. Das hat den ganz pragmatischen Grund, dass ich unterwegs und immer noch nicht gut genug ausgestattet bin, um im Zug Texte zu tippen. Deshalb ruht der Blog bis nächste Woche.
Wenn ich zurück bin, tippe ich die besten Texte ab, überarbeite sie dabei noch ganz nebenbei und dann sind sie hier vielleicht zu lesen.

Schreibt!-Raum 1 und 2

Mit den lustigen Fotos habe ich nun den zweiten Schreib-Kick hier eingestellt und ich habe Lust auf mehr. Doch nun fuchst es mich, dass der Name Schreib-Kick geklaut ist.
Ein bisschen Grübelei in der Zeit zwischen Schlafen und Aufstehen, eine gute Zeit, um Ideen zu haben und die richtigen Formulierungen zu finden, brachte den Entschluss, die Schreib-Kicks fortan Schreibt!-Raum zu nennen. Außerdem müssen sie durchnummeriert werden, damit alles seine Ordnung hat.
Das waren also Schreibt!-Raum 1 und Schreibt!-Raum 2. Schreibt!-Raum 3 folgt in den nächsten Tagen.

Und wenn jemand die Aufforderung ernst nimmt und die Schreibt!Räume ausprobiert, freue ich mich.