Frapalymo 26: Märchenstunde

Die Alten erzählen:
Wunder, Helden, kühne Taten, großartige Leistung
auch Feste und Emotionen
das aber ist nicht so wichtig
Früher war ja bekanntlich mehr
Tu was
Zeig was Du kannst
Leistung lohnt
Leiste und von Dir wird berichtet
Es kommt nicht darauf an wer Du bist
Anything goes
Ach was

Dieses Cento, mein Frapalymo-Gedicht 26/2012, ist aus dem Beginn des Nibelungenlieds entstanden, den ich von hier kopiert habe.

Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von helden lobebæren von grôzer arebeit,
von vreude und hôchgezîten von weinen und von klagen,
von kuener recken strîten muget ir nu wunder hoeren sagen.

Zuerst dachte ich ja schon, das Cento ist mir zu kompliziert, bevor ich irgendwelche Urheberrechtsprobleme bekomme, lasse ich es lieber aus. Aber dann gingen mir diese Zeilen nicht mehr aus dem Kopf, alt genug zur Wiederverwertung sind sie auch. Ich dachte, da muss sich doch was (ein Cento gar, wie es gemeint war?) draus machen lassen.

Frapalymo 25: gezeiten

schon wieder
falsche zeit
falscher ort
schon wieder
statt dichter fluten
stecken im grauen
schlick
keine muschel gefunden
zum pritscheln kein priel
keine ahnung von
meerzeit

 

„zeitgeist zeitlupe zeitlos zeitdruck zeitansage – bringt zeit in eure texte“ heißt der Impuls für das Frapalymo-Gedicht 25/2012. Wegen Sonntag, Braten, Familie, Spaziergang, Tatort leider keine Zeit für mehr.

Frapalymo 24: verlegen

verwegen verlegt
vergebens verletzt
verwundert verwundet
verschlafen verschwunden
verwirrt verirrt
verbrannt verbannt

verzaubert

 

„ich war sehr, sehr weit weg, im land der herben zauberbäume“, so heißt der Impuls für das Frapalymo-Gedicht 24/2012, der mein ganz unmagisches Denken zu Tage förderte. Doch ein wenig Zauberei geht:

Mit Dolly
litt und feierte ich
jahrelang im Nordturm
Ergriffen lauschten wir
den weisen Worten
der edlen Direktorin
und wurden verzaubert

Frapalymo 23b oder statt 15: Rolltreppe

So schnell und steil
wie nach unten
zur Budapester Metro
kenne ich keine
Eilig nach irgendwo
oder ängstlich umkehren

 

Der Frapalymo-Impuls 23/2012 „eindrücke einer stadt“ regte mich zu zwei ganz unterschiedlichen Texten an. Eine willkommene Chance, das ausgelassene Gedicht 15 nachzuholen. Sagte ich vor wenigen Tagen, ich fühle mich ausgelaugt und leergefischt?
Ob es diese Rolltreppen, die mir vor vielen Jahren begegnet sind, noch immer gibt, weiß ich übrigens nicht. Vielleicht ein Anlass, bald mal neue Eindrücke von Budapest zu sammeln.

Frapalymo 23: Altstadtbewohner

Über den Köpfen
haben die Häuser
Namen
Hus zem Phasant
zum Roßeißen
zum Leopard
zum Sittich
zur vorderen Katz
zum gelben Schaf
zum schwarzen Bock
zum goldenen Schwan
zum goldenen Lamm
zum Lämmlein
Welches Tier unter vielen
bin ich?

 

Heute ein Spaziergang durch die Stadt, „meine“ Stadt. Das Frapalymo-Gedicht 23/2012 zum Impuls: „eindrücke einer stadt“

Frapalymo 22: Nicht schnuppe

Heute habe ich mir meinen Mantel
für Realitätsfluchten angezogen
die Stiefel für Traumwege
die Handschuhe für Zärtlichkeiten
die Mütze zur Stärkung des Innenohrs
bin nach draußen gelaufen
bis zur letzten Haltestelle der Stadt
mein Schal flattert im Wind
bringt Paradiesdüfte zu meiner roten Nase.

Heute ist der richtige Tag
las ich in der Zeitung
in unseren Breitengraden
Hier draußen ist es dunkel genug
Nach all den Jahrzehnten
wird in meinem Kalender notiert
Sternschnuppe gesehen
Wunsch bleibt Geheimnis
Endlich.

Gleich

Ich
sitze
warte
schaue
hoffe
blinzle

Jetzt
der Bus
Meine Rückfahrkarte drückt.

 

Frapalymo-Gedicht 22/2012. Den Impuls „an der haltestelle. ein mädchen mit rotem schal schaut in den nachthimmel & hofft auf eine sternschnuppe. doch der bus kommt früher.“ habe ich sehr wörtlich genommen und ein für mich ungewöhnlich langes Gedicht daraus gemacht. Interessant wohin mich der Frapalymo alles bringt.

Frapalymo 21: über das Schöpfen

ich wasche die Schnappschüsse
schneide Farbspiele in Form
stecke  sie mit Melodien und Klängen fest
und wickel sie auf Fundstücke

für Frische und Frechheit lasse ich
eingehüllt in Entdeckungen
die Begegnung mit einem außer
gewöhnlichen Menschen einwirken

für den Halt massiere ich Bewegung
und sprühe Alltag darüber

dann lege ich alles korrekt
bis zum nächsten Besuch
in vier Wochen

 

„ich essen einen kurzen schlaf, dann wache ich auf und esse den nächsten kurzen schlaf“ – dieses Zitat von Herta Müller war der Impuls für das Frapalymo-Gedicht 21/2012.