Frapalymo2018-1: Sonett

Siehst du das Muttermal auf meinem Bauch
Kannst du meine Ohrmuschel skizzieren
Weißt du wie sehr mich Treppensteigen schlaucht
Versuchst du meine Katerstimme zu imitieren

Folgst du meinem liebsten Twitteraccount
Kennst du die Ärgernisse meiner Brotarbeit
Interessiert dich was mich morgens erstaunt
Teilst du mein Faible für Freitagsfaulheit

Unsere Beziehung ist in die Jahre gekommen
Die Arbeitsteilung funktioniert perfekt
Wir kennen unsere Wäsche Schicht für Schicht

Die Liebe ist im Alltagseinerlei verronnen
Keiner mehr den anderen neckt
Wir kennen uns und kennen uns doch nicht

 

Mit „siehst du den mond über soho*? – schreibt ein liebesgedicht (im stil oder auch nicht von *bertolt brecht)“ beginnt dieser Frapalymo. Das ist mein Ergebnis.

Frapalymo 18: Sonntagsklassik

Ein Sonntag ist’s, der unaufhörlich
heranwälzt wie das Streicherheer.
Nun endlich soll der Mensch vollbringen
die letzte Tat der Woche schwer.

Doch sonntags ist der Druck entbehrlich,
des Alltags Last sei mal nicht mehr.
Fagott, Oboe, Horn – sie singen:
Taucht ein ins Ruhe-Freuden-Meer.

Was liegen blieb will uns bestimmen.
Uns lässt das Fehlende stark schwitzen.
Die Finger sollen stets wir rühren.

In unsern Träumen lasst uns schwimmen,
ein jeder bei und für sich sitzen,
zu Lust der Tag will uns verführen.

 

Frapalymo-Gedicht 18/2012: „lauscht der Musik und lasst eure Hand euch dirigieren“. Die klassische Musik hat klassische Form hervorgelockt. Zwar nicht so vollendet wie Beethoven, aber jetzt glaube ich meinem Text, kuschle mich unter die Decke und genieße Worte, die andere schrieben.