Schreibtagebücher begleiten Schreibprojekte

Wer sein Schreiben und Tun in einem Journal oder Schreibtagebuch reflektiert, bringt die eigenen (Schreib-)Projekte voran. Dies wird in manchem Ratgeber und von vielen Schreiblehrern warm empfohlen, Lucia macht es mit ihrem Blog öffentlich vor. Besonders nahegelegt wird das Führen eines solchen Journals Studierenden begleitend zu einer wissenschaftlichen Arbeit, zu einem Praktikum oder zu einem besonderen Studienabschnitt. Doch es ist dazu geeignet, (längere) Schreibprojekte aller Art zu unterstützen bzw. die eigene Schreibentwicklung allgemein zu dokumentieren und voranzubringen.

Ein Journal ist ein persönlicher Text, der hilft, das eigene Projekt erfolgreich abzuschließen, und aus dem sich auch für weitere Projekte lernen lässt. Ein zentraler Punkt dabei ist, dass die Aufzeichnungen nur für die eigenen Augen bestimmt sind. Das gibt Raum, den eigenen Zugang zum Thema zu finden sowie mit seiner eigenen Sprache und ohne Rücksicht auf Konventionen und Erwartungen von anderen zu schreiben, was über dieses konkrete Projekt hinaus die Entwicklung der eigenen Schreibstimme fördert.
Ein zweiter wichtiger Punkt, der für das Führen eines Schreibjournals spricht: Von Anfang an, gleich wenn die ersten vagen Ideen zum Thema auftauchen oder ein Schreibauftrag sich abzeichnet, beginnt man mit dem Schreiben. So gehen keine Ideen verloren, man gönnt sich sogar die Möglichkeit, beim Schreiben den Text zu entwickeln und auf gute Gedanken zu kommen. Außerdem hat man direkt die Anfangshürde überwunden und ist schon im Schreiben drin, wenn es mit dem Text richtig losgeht.

Möglichkeiten, was in ein Schreibjournal aufgenommen wird, gibt es viele. Dies lädt ein zu experimentieren, was einem selbst bei seinen Schreibprojekten am meisten weiterhilft. Neben inhaltlichen Teilen wie Freewritings zu verschiedenen Aspekten des Themas, Materialsammlungen, Literaturhinweisen und Zitaten, Alltagsbeobachtungen, die das geschriebene veranschaulichen können, und vielem mehr, halte ich das Schreiben über das Schreiben für besonders wertvoll. Wie ist mein Zeitplan und halte ich ihn durch? Welche Gefühle begleiten mein Schreibprojekt? Welche Schwierigkeiten treten beim Schreiben auf und welche Ideen habe ich, damit umzugehen? Zu solchen und ähnlichen Fragen lassen sich Freewritings oder Cluster erschreiben, Tabellen anlegen, Listen sammeln, Dialoge oder Briefe formulieren und vieles mehr.

Um das Potential eines Schreibjournals komplett zu nutzen, bietet es sich an, regelmäßig zwischendurch und nach Abschluss des Schreibprojekts die Aufzeichnungen durchzusehen, auszuwerten und Quintessenzen zu formulieren. Das können inhaltliche Kernsätze sein oder Ideen, die das Weiterarbeiten betreffen. Der Bremer Schreibcoach empfiehlt z.B., sich selbst prägnante Aufforderungen zu formulieren, die das zukünftige Schreiben verbessern oder erleichtern. Lucia, die sicherlich nur einen Teil ihres Schreibjournals öffentlich führt, hat am Rand der Schreibtischwelten eine Spalte eingeführt, in der sie zu jeder Woche am Ende ein Motto benennt. So hat sie selbst den Überblick und auch andere können von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen lernen.

Klöppeln, malen, reimen – das Kreative Schreiben

Kreatives Schreiben hat ja manchmal den Ruf, ein Kaffeeklatschtreffen für frustrierte oder gelangweilte Hausfrauen zu sein, ein Volkshochschulkurs neben Klöppeln für Fortgeschrittene, Italienisch für die Reise oder Bauernmalerei leicht gemacht. Ja, so ist Kreatives Schreiben. Es ist ein wundervolles Hobby, das von mehr Frauen als Männern ausgeübt wird, es ist geselliges Zusammensein, Spiel, Kreativität und Phantasie. Es kann lustiges Reihumreimen sein, Wörter aus Zeitschriften ausschneiden und zusammenkleben oder aus vorgegebenen Stichwörtern absurde Geschichten basteln. Oft findet es in der Gruppe statt, Schreibwerkstatt genannt. Kreatives Schreiben hat viel mit Freude am Tun zu tun, heißt Schreibprozesse anstoßen, laufen lassen und sich vom Ergebnis überraschen lassen. Das ist gut.

Aber Kreatives Schreiben ist gleichzeitig noch viel mehr, kann mehr sein, wenn Schreib-werkstätten von Menschen geleitet werden, die wissen, was sie tun und warum, wenn diejenigen, die kreativ schreiben, eben mehr wollen als nett  mit Gleichgesinnten beisammen sein(was allein jedoch durchaus seinen Wert hat). Was alles Kreatives Schreiben ist und sein kann, sehe ich zur Zeit besonders deutlich, wenn ich die Textmappen und dazugehörenden Reflexionen der Studierenden lese, die im vergangenen Semester an meinem Kurs an der Uni Konstanz teilgenommen haben. Teils in deren Worten (als anonymisierte Zitate), teils in meinen Worten ist Kreatives Schreiben:

  • Ein Experiment mit Worten, mit Sprache und mit Texten. Das unterschiedliche Herangehen an die Texte kann als Teil des Experiments angesehen werden.
  • Langsam entstehen tintenblaue Worte vor mir auf dem Papier, als würden stumme Töne die weiße Stille verdrängen.
  • Die Motivation für die Texte rührt aus den verschiedensten Winkeln der Seele.
  • Puzzelt man verschiedene Erfahrungsschnipsel zusammen, wird daraus etwas aufregend Neues.
  • Es tut mehr als gut, mal beim Schreiben nicht gezwungen nachdenken zu müssen.
  • Bei kaum einer anderen Tätigkeit macht man sich über so viele (sinnlose?) Sachen ernsthaft Gedanken.
  • Das Schreiben zeigt mir selbst immer in gewisser Weise einen Teil meiner Seele und meiner Ängste, wie ich sie ohne das Schreiben nicht erkennen würde.
  • Und ganz nebenbei lernen die Leser mich durch meine Texte irgendwie besser kennen.
  • Ein Kurs im Kreativen Schreiben setzt Kreativität frei, die später, wie auch immer, genutzt werden kann.
  • Wenn ich schreibe, bin ich nicht mehr ich selbst. Eine Welt, die mir zuvor fremd schien, offenbart sich als ganz natürlich und normal. Nichts scheint unmöglich oder verboten, die Gedanken und die Hand sind frei.
  • Kreatives Schreiben übt den Vorgang, das, was im Kopf ist, aufs Papier, in Linienform zu bringen. Immer mehr entwickelt sich eine eigene Stimme, die auch bei anderem (nicht-kreativen?) Schreiben zum Tragen kommt.
  • Warum konnte ich jetzt auf einmal wieder schreiben, als wäre nie etwas gewesen?

Kreatives Schreiben hat viel mit Ausdruck, mit persönlicher Weiterentwicklung, mit größer werdender Schreibkompetenz im Allgemeinen zu tun. Kreatives Schreiben in der Gruppe führt zu intensiven Begegnungen, übt das Wechseln zwischen Autoren- und Leserperspektive, steigert das Sprachgefühl und ist ein Erfahrungsraum für Textfeedback geben und nehmen, es fördert das Gehörtwerden. Beim Kreativen Schreiben steht – in meiner Sicht – der Prozess des Schreibens im Vordergrund. Nichtsdestotrotz entstehen Texte, um die es schade wäre, wenn sie nicht geschrieben worden wären. Deshalb lohnt es sich sehr, auch für Nicht-Hausfrauen, auch für Menschen, die das Schreiben nicht in irgendeiner Weise zu ihrem Beruf machen wollen. Dazu kommt, dass es Spaß macht.

Kreatives Schreiben ist eine Beschäftigung, die an vielen Orten, in vielen Zusammenhängen, mit verschiedenen Beweggründen ausgeführt werden kann. Es ist etwas zutiefst Menschliches. Ich will darauf nicht mehr verzichten. Und Sie?

Mit Karteikarten ins Schreiben kommen und Struktur finden

Ein größeres Schreibprojekt liegt vor Ihnen, Sie haben sich schon viele Gedanken gemacht, dazu gelesen, das Thema konkretisiert und gegebenenfalls abgesprochen. Nun gilt es richtig anzufangen: Je nach Schreibtyp werden Sie eine mehr oder weniger detaillierte Gliederung Ihres Textes erarbeiten oder mit dem Schreiben des Rohtextes beginnen. Beides kann schwer fallen. Sie haben so viele Gedanken und Ideen, dass Sie nicht wissen, wie und wo beginnen.

Bevor Sie die Fenster putzen oder stundenlang an der Formatvorlage für den Text feilen, probieren Sie doch einmal die Karteikarten-Methode. Die hilft, die dreidimensionalen Gedanken in Ihrem runden Kopf in die lineare Form eines Textes zu bringen, den passenden Textaufbau zu finden. Sie lässt Sie ins Thema und ins Schreiben kommen. Vor allem hören Sie auf, nur über Ihr Schreibprojekt und Ihren Text nachzudenken, stattdessen handeln Sie. Sie brauchen dafür einen Stapel Karteikarten, Notizzettelchen oder auch Post-its, gerne in verschiedenen Farben, und einen Stift. Denn diese Methode funktioniert am allerbesten von Hand.

Jetzt schreiben Sie jeden Gedanken, den Sie zu Ihrem Schreibthema haben, auf eine Karte. Als Stichwort, als Frage, als Satz bzw. Halbsatz oder als Überschrift. So wie es Ihnen kommt. Gehen Sie ganz intuitiv vor, lassen Sie sich von Karte zu Karte treiben. Entlasten Sie sich von dem Anspruch, gleich logisch und strukturiert sein zu müssen; die Struktur, die in Ihnen zu Ihrem Thema schon vorhanden ist, wird sich von allein zeigen, der Rest darf sich entwickeln.

Wenn der Schreib- und Ideenfluss versiegt, ist Zeit, das Ergebnis anzusehen. Dazu brauchen Sie viel Platz: einen leeren Tisch, eine Fläche auf dem Fußboden, eine Pinnwand, zu der auch Schrankwandtüren oder eine große Fensterfläche werden können. Legen Sie die Karten aus, schieben Sie sie hin und her, ordnen Sie sie und lassen sie sich von allein ordnen. Ergänzen Sie Karten, wenn Ihnen weitere Stichworte oder Unterpunkte einfallen. Arbeiten Sie dabei ruhig im Stehen und schaffen Sie sich Übersicht.

Bisher haben Sie zehn bis fünfzehn Minuten investiert. Sie haben mit dem Schreiben begonnen und dabei mindestens den Anfang einer Textstruktur gefunden. Danach können Sie aus der Karteikartenstruktur, die vor Ihnen liegt, eine Gliederung machen, die Sie in Ihr Computerdokument übertragen. Oder Sie können sich ein Häufchen Karten aussuchen, zu dem Sie einen Rohtext schreiben.

Praktisch ist es, wenn Sie Ihre Karteikarten-Anordnung so lange liegen oder hängen lassen können, bis der Rohtext fertig ist. Dann können Sie Ihre Gliederung immer weiter verfeinern und leicht umsortieren, wenn sich beim Schreiben herausstellt, dass etwas nicht so funktioniert wie gedacht. Und wenn Sie dabei mit Post-its an den Fenstern arbeiten, sieht Ihr Büro von außen vielleicht bald aus wie auf diesen Bildern.

rächtschreibung – ja oder Nein?

Als Kontrapunkt zur regellosen Fasnacht: Links zur Rechtschreibung

Für mich gehört zum Schreiben, als ziemlich letzter Arbeitsschritt vor der Abgabe oder Veröffentlichung eines Textes, die Rechtschreibprüfung unbedingt dazu. Ich finde, es ist eine Frage der Sorgfalt, in Extremfällen auch der Verständlichkeit von Texten, und hat was mit Respekt vor dem Leser zu tun. Bevor ich bei einer rechtschreibsicheren Person einen schlechten Eindruck hinterlasse, ziehe ich lieber einmal zu viel den Duden aus dem Regal überm Computerbildschirm.
Doch manchmal ist das leichter gesagt als getan: Während ich in der Kommasetzung recht sicher bin, hält die deutsche Sprache bei der Groß- und Kleinschreibung beziehungsweise der Zusammen- oder Getrenntschreibung eine Menge an Zweifelsfällen bereit. Ob dies an den Neuregelungen seit der Rechtschreibreform liegt oder daran, dass ich es nie systematisch gelernt habe, bleibt offen.
Heißt es leidtun, leid tun oder Leid tun (das Erste ist richtig)? Da kann einem angst werden, doch man hat selbst Schuld, wenn man dasselbe für das Gleiche hält. Ist über kurz oder lang bei jedem irgendwann zappenduster oder ist das Auf-der-faulen-Haut-Liegen während der Schulzeit schuld an Unsicherheiten?

Interessante Einblicke in das Duden-Regelwerk bietet der Rechtschreib-Blog von Dagmar Jenner. Beim Surfen darin habe ich Regeln verstanden, von denen ich vorher nicht wusste, dass es sie gibt – manche davon habe ich intuitiv angewandt, andere nicht. Und beim Beitrag zum Thema eislaufen und dem Vergleich mit meinem Duden musste ich feststellen, dass bei der Reform der Reform der Rechtschreibung hier doch noch einiges geändert wurde.

Zum Glück gibt es den Duden auch online. Die Textüberprüfung unterringelt bei diesem Blogbeitrag bis hierhin (ohne Überschrift) genau zwei Wörter rot: den Eigennamen Jenner und „Auf-der-faulen-Haut-Liegen“ – müsste aber stimmen, wenn ich die Regeln 27 und 82 so anschaue. Welche Varianten von leidtun falsch sind, bemerkt die Überprüfung auch, allerdings in grün.

Wem die Regeln zu kompliziert sind, weil sie ohne ausgewiesene Kenntnis von grammatikalischen Bezeichnungen nicht zu verstehen sind, der kann mit dem Orthografietrainer seine Rechtschreibung testen und üben. Eigentlich ist der Trainer als Hilfe für LehrerInnen und SchülerInnen gedacht, aber mit einem Gastzugang können sich auch Einzelpersonen ein Trainingsprogramm zusammenstellen lassen. Bei der Zusammen- oder Getrenntschreibung bin ich nun schon ein wenig kompetenter geworden – bei Kombinationen mit so hilft es, darauf zu achten, ob das so betont ist oder das andere Wort.

Wer jetzt immer noch Fehler in diesem Beitrag findet, darf sich gerne melden.

Leichter im Text – ein Buchtipp

Das Buch ist weder neu (erschienen im August 2001), noch angesagt in der Schreibszene oder im auf solche Art Bücher spezialisierten Autorenhaus-Verlag erschienen. Doch es begleitet mich sehr zuverlässig durch mein Schreiberinnen-Leben, gerade habe ich es wieder hervorgeholt:

Leichter im Text. Ein Schreibtraining von dem Schweizer Ehepaar Christa und Emil Zopfi ist aus der Praxis von Schreibseminaren entwickelt worden. Man kann damit alleine im stillen Kämmerlein seine Schreibkompetenz weiter entwickeln, viele Anregungen lassen sich aber auch in Schreibgruppen oder -seminaren verwenden. Es deckt von „aufbrechen“ und „fließen“ über „spielen“, „formen“, „dichten“, „erzählen“, … bis zu „bearbeiten“ und „ankommen“ ein riesiges Spektrum von Schreiben ab. Man kann es von vorne nach hinten durcharbeiten, irgendwo aufschlagen und zehn Minuten zum Fund schreiben oder es immer wieder hervorziehen und damit spielen. Jedes Kapitel enthält eine Einführung, Hintergundtexte, Übungen und Beispieltexte, alles ist ansprechend illustriert und gestaltet.

Leichter im Text ist kein Training im Sinne von anstrengenden Übungen. Es ist ein Buch, das dazu ermuntert, den Stift in die Hand zu nehmen oder sich an die Tastatur zu setzen. Es macht Lust zu schreiben, zu experimentieren, das eigene Schreiben und die Welt des Geschriebenen zu erforschen. Denn Schreiben lohnt sich. Und es macht Spaß.

Akademisches Schreiben – der Schreibcoach der Uni Bremen

Am Lehrstuhl für Angewandte Linguistik der Universität Bremen entstand unter Federführung von Prof. Dr. Hans Krings ein Online-Ratgeber, der Studierende – und sicherlich nicht nur diese – beim wissenschaftlichen Schreiben unterstützt. In sieben Phasen von A wie Vorbereiten bis G wie Gestalten gibt es Tipps zum gesamten Schreibprozess.

Beim schnellen Überfliegen – ich habe den Schreibcoach erst vor Kurzem entdeckt, er ist wohl auch noch nicht allzu lange online – hatte ich den Eindruck, dass hier wirklich zu allen Fragen Tipps und Hinweise zusammengestellt sind: zu Schreibmotivation und Schreibschwierigkeiten genauso wie zu richtigen Zitierweisen, Formatierungshinweisen und noch vieles mehr. Besonders gefreut habe ich mich, als ich den Tipp gefunden habe, kreatives Schreiben zu praktizieren – das allein reicht nicht, um gute Hausarbeiten abzugeben, aber eine Möglichkeit das eigene Schreiben zu verbessern und Spaß daran zu entwickeln ist es durchaus.

Auf 310 Einzelseiten ist noch viel mehr zu finden. Damit man sich gut zurecht findet und, wenn man mitten in einem Schreibprojekt steht, schnell die Seiten anklicken kann, die einem in der aktuellen Situation weiter helfen, gibt es unter dem Button „Neueinstieg“ Situationsbeschreibungen und Einstiegsvorschläge. Der Bremer Schreibcoach – offensichtlich eine gute und schnelle Hilfe für das wissenschaftliche Schreiben.

Schreibgebot des Tages

In Anlehnung an „Zehn Gebote des Schreibens“ habe ich heute im Kurs Akademisches Schreiben zum Abschluss jeweils ein eigenes Schreibgebot verfasst, für zehn war leider die Zeit zu knapp. Darunter waren einige spannende „Du sollst …“ und „Du sollst nicht …“

Mein aktuelles Schreibgebot:

Schreib viel,
schreib mit Freude und Gewinn.
Schreib einfach.