Zitate zum Schreiben: dreizehn

„Ich brauche nichts weiter als ein Stück Papier und ein Schreibwerkzeug, und ich werde die Welt aus den Angeln heben“

soll Friedrich Nietzsche gesagt haben. Versuchen wir es auch. Und hoffen, dass sie sich dabei zum Guten verändert.

Öffentlich schreiben

Durch die Weiten des WWW und dann doch wieder vor Ort gelandet: Von Link zu Link bin ich auf dem Blog von Christine Finke gelandet, die unter dem Motto Mama arbeitet „aus dem Leben einer berufstätigen Alleinerziehenden“ berichtet. Obwohl Konstanz ein Dorf ist, glaube ich, wir kennen uns (noch) nicht. Beim Stöbern fallen mir einige Artikel auf, deren Themen mich interessieren, so dass ich sicherlich nun regelmäßig vorbeischauen werde.

Ihr aktueller Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie öffentlich darf ein privater Blog sein. Eine Frage, die auch mich immer wieder beschäftigt, obwohl mein Blog hier, der sich rund um mein und das Schreiben an sich dreht, wenig privat ist im Vergleich zu dem einer bloggenden Mutter. Trotzdem: Wie stelle ich mich dar, wie zeige ich mich in dem, was ich schreibe? Und wem? Während ich im übrigen Leben genau differenziere, welche Person welche Texte von mir zu lesen bekommt, habe ich das hier nicht unter Kontrolle. Besser gesagt: Alle sehen dasselbe von mir. Möglicherweise ziehen sie unterschiedliche Schlüsse daraus. Interessant ist, dass ich gegenüber mir völlig Fremden viel weniger Skrupel habe als gegenüber entfernten Bekannten – Nachbarn, Briefträger, Großcousinen, SportlehrerInnen und Co wissen möglicherweise mehr von mir, als ich ahne.

Christine Finke schreibt, sie sei „Überzeugungstäterin: ich schreibe, um mich auszudrücken.“ Damit hat es etwas zu tun, wenn ich es trotzdem tue. Ausdrücken erinnert an pickelige Pubertät: Es muss etwas raus, auch wenn es vielleicht nicht klug ist. Wer wurde nicht vor bleibenden Narben gewarnt und hat weiter gedrückt? Geheimes Tagebuch zu schreiben ist noch einmal etwas anderes, es geht auch um Öffentlichkeit, vielleicht um Öffnung, darum sich mitzuteilen und gelesen zu werden. Wahrscheinlich kommt eine Portion Sendungsbewusstsein dazu, der Glaube, das was einen selbst beschäftigt, könnte auch für andere interessant sein. Zumindest erklärt dies das zufriedene Gefühl bei Zuschriften a la „Deinen Blog zu lesen ist sehr anregend“.

Als ganze Person zu schreiben, sich zu zeigen und damit vielleicht auch verletzlich zu machen, ist wohl authentisch. Das tut gut und ist darüberhinaus gefragt. Mehr Mut, das was ich denke auch aufzuschreiben und unter meinem Namen öffentlich zu machen, habe ich bekommen, als ich letzte Woche bei der Lesung von Wladimir Kaminer im Konstanzer Stadttheater war. Also blogge ich weiter, als Schreibende, als Frau, als Mutter – Sie werden sehen.

Warum schreiben – die zweite

Im Dezember habe ich hier 27 Antworten auf die Frage Warum schreiben? aufgelistet, heute bin ich auf den gleichnamigen Beitrag von Tania gestoßen. Sie hat 15 Gründe für das Schreiben gefunden und erläutert.

Der Unterschied: Ich schreibe unter der Überschrift Ich schreibe, … Die Einleitung bei Tania lautet: „Warum sollte man schreiben? Hier finden Sie einige Denkanstöße, die gute Gründe für das Schreiben liefern.“

Sollte man schreiben?

Oft muss man schreiben. Manchmal möchte man schreiben. Immer wieder, vielleicht sogar häufig, würde man gerne schreiben, tut es aber nicht. Also sollte man doch besser schreiben, sollte ich schreiben? Müssen, sollen, wollen, können – heute halte ich mich an das ganz einfache:

Ich schreibe. Einfach so.

Bierglaslyrik – eine Entdeckung zum Schreiben und Lesen

Bei einem Glas Rotwein bin ich zufällig darüber gestolpert: Bierglaslyrik – eine „Zeitschrift, bei der jeder mitschreiben kann.“ Angeblich entstanden wegen des Rauchverbots soll die Zeitschrift Stammtischgespräche nachbilden: ein Thema, ein Schluck Bier oder zwei und jedeR kann sagen, was er/sie so denkt. Frei von der Leber sozusagen.

In gedruckter Form habe ich die Bierglaslyrik noch nie gesehen, trotz der Nähe zur Schweiz – die Zeitschrift kommt aus Bern – und obwohl eine der AutorInnen der letzten Ausgabe am liebsten das badische Tannenzäpfle trinkt. Doch zum Lesen lässt es sich auch kostenlos als pdf herunterladen. Und die Städte und Beizen, in denen die Lektüre ausliegt, scheinen mehr zu werden.

Schreiben darf jedeR für die Bierglaslyrik, ob es gedruckt wird, entscheidet die Redaktion ganz subjektiv. Die eingereichten Texte sollen maximal eine Seite lang sein und mit dem aktuellen Thema zu tun haben, alles andere ist frei wählbar. Bis zum 29. Februar gibt es noch die Möglichkeit, für die 12. Ausgabe zu Grossstadt zu schreiben. Vielleicht probiere ich das mal aus.

Übrigens: Ob Texte mit Esszett angenommen werden, dazu steht nichts in den Anforderungen. Aber die Beschäftigung mit der Bierglaslyrik hat meinen Schweizer Wortschatz schon erweitert: Gönnerhumpen, Füdlibürger, Bostitch. Ich bin gespannt auf mehr. Prost!

Schreibtreiben

Ohne Pause, Rast und Ruh, Hamster im Rad oder Känguruh im Sprung und ein Sprung folgt auf den andern; wir hüpfen und rennen und laufen und treiben. Und schreiben. Buchstaben folgen, verfolgen das Ziel, verfolgen sich selbst, wollen zu viel. Mit Wollen fängt die Hetze so richtig an, der Weg ist das Ziel, nun gut, und dann? Eile mit Weile, sagte man mir, und meistens gelingt mir das, abends beim Bier, doch tagsüber hör ich die große Trommel und stolpere vorwärts mit pochendem Herzen, hinein ins Gewimmel, hinein in den Stress, ich gebe das Beste, ich gebe den Rest; ich handle perfekt, laufe wie die Unruh, lasse Anspruch um Anspruch um Anspruch zu.
Ich schreibe Texte mit großen Themen
und lass mir das Hetzen von keinem wegnehmen.

Schreibideen – woher die besten kommen

Altbekannt ist der Rat an Schreibwillige, immer und überall ein Notizbuch parat zu haben und jede Schreibidee, die kommt, sofort aufzuschreiben. Diesen Rat habe ich auch den Studierenden im Kurs Kreatives Schreiben mitgegeben. Zum Kursabschluss haben wir nun die Schreibideen aus dem Notizbuch gekramt und eine davon ausgewählt: zum selber dazu Schreiben und zum Weitergeben.

JedeR hat zwei kurze Texte geschrieben, einen zur eigenen Idee und einen zu einer zufällig erhaltenen von jemand anderem. Es waren sehr verschiedene Ideen dabei, viele mit denen man auf den ersten Blick gar nichts anfangen kann, wenn sie erwartungsvoll oben auf einem ansonsten leeren Blatt Papier stehen. Dann die große Überraschung: Das Schreiben zu den Ideen der anderen war für (fast?) alle viel leichter.

Auch ich stümperte nur wenige Zeilen zu meiner selbst gewählten Überschrift „Ode an das Vergessen“ aufs Papier und war fasziniert, was „die Arme“, die diesen Zettel von mir erwischt hat, in kürzester Zeit für ein tolles Gedicht fabrizierte. Dafür kam ich beim gezogenen Thema „Keine Rast. Ständige Bewegung. Nicht Zurückbleiben.“ so richtig in Fahrt und habe ohne Anhalten das Blatt beschrieben.

Offensichtlich stimmt es doch, dass Vorgaben und Regeln die Kreativität anregen, während zu große Freiheit das Schreiben hemmt. Vielleicht ist es auch der Anspruch, der uns lähmt, zu einem selbst gewählten Thema einen besonders guten Text schreiben zu müssen, einen mit Tiefe und Gehalt. Wie auch immer: Ich will schreiben und kriege doch oft den nötigen Schwung nicht. Wer gibt mir 10 Minuten Zeit und ein Thema?