„Sage und Schreibe“
lautet die Aufschrift auf einem Kühlschrankmagneten, den ich letztens von einer lieben Kollegin und Freundin bekommen habe.
Wie schön, sage ich
und schreibe.
lautet die Aufschrift auf einem Kühlschrankmagneten, den ich letztens von einer lieben Kollegin und Freundin bekommen habe.
Wie schön, sage ich
und schreibe.
Was ist ein Gedicht? Ist es dasselbe wie Lyrik? Sind Gedichte poetisch?
Ich kann es nicht klar definieren, doch mache ich bei meinen eigenen Texten feine Unterschiede – nicht lachen, Ihr, die Ihr mich an der Stelle bereits kennt.
Im Rahmen von Kursen in Kreativen Schreiben sage ich, was ich von irgendjemand geklaut habe, ohne noch zu wissen von wem: Ein Gedicht ist ein Text, bei dem die Zeilen nicht vollgeschrieben worden sind. Das dient dazu, die Scheu vor dem Dichten zu nehmen, auch wenn ich weiß, so einfach funktioniert es nicht. Obwohl: Zeilenumbrüche sind schon ein sehr wichtiges Merkmal von Gedichten. Bei meinen eigenen Gedichten nehme ich mir für diese Frage sehr viel Zeit: Die Zeilenumbrüche sollten rhythmisch stimmen, mit einer Sprechpause einhergehen, dazu soll das Gedicht „schön“ und „richtig“ aussehen und manchmal kann man es sogar schaffen, durch geschickte Umbrüche Doppeldeutigkeiten entstehen zu lassen.
Trotz der Genauigkeit an der Stelle, ist „Gedicht“ für mich der profanere Ausdruck, die „höhere“ Form nenne ich „Lyrik“. Lyrik ist in der Regel ungereimt, immer ernst, vielleicht sogar tiefsinnig. Und poetisch, wobei ich Poesie am allerwenigsten greifen kann. Gedichte schreiben bekomme ich hin, im Zweifel veröffentliche ich sie unter „Spielerisches“, wenn mir selbst der Begriff Gedicht zu groß erscheint. Zur Lyrikerin würde ich gerne werden.
Aber vielleicht … Was ist ein Gedicht? Was ist Lyrik? Und ist es vielleicht doch ein und dasselbe? Meine Erkundungen gehen weiter.
Irgendwie ist der Wurm drin, in meinem Blogschreiben. So ein fettes, schwarzes Ding, das über die Tage zieht und eine Spur von unsichtbar verschmierten Worten hinterlässt. Die Wochen glibschen dahin und lassen sogar den Bloggeburtstag in Vergessenheit geraten.
Am 20 Juli wurde dieser Blog, der meinen Schreibtraum greifbar machen sollte, ein Jahr alt. Aus dem Gröbsten ist er also raus. In den 366 ersten Tagen sind 187 veröffentlichte Artikel entstanden, etwas mehr als jeden zweiten Tag einer. Das ist nicht wenig bei einer, bei der immer wieder der Wurm drin ist. Ich bin stolz darauf.
Nun beginnen die Kleinkindjahre meines Bloggerinnendaseins. Da gibts sicherlich noch viele Entwicklungsmöglichkeiten, zwischen einer Einjährigen und einer Dreijährigen ist ein Riesenunterschied, wie man weiß. Auch Trotzphasen sind zu erwarten. Ich bin gespannt, wie die sich zeigen. Die meisten Kleinkinder ekeln sich vor nichts und neigen dazu, herumkriechende Würmer genau zu untersuchen. Also wird es weitergehen mit schreib-t-raum. Irgendwie.
Jetzt sind allerdings Ferienzeiten mit allem, was die so mit sich bringen. Der Blog hat schon, kurz nachdem er das Licht der Welt erblickte, zunächst eine sechwöchige Pause eingelegt, bevor er dann richtig loslegte. Nur damit keine falschen Erwartungen geschürt werden. Mich gibts noch, es wird weiter was von mir zu lesen geben. Und wenn immer wieder längere Pausen entstehen, genieße ich mit und ohne Familie den Sommer am See und anderswo. Auf bald!
Heute habe ich einen Slamtext geschrieben. Endlich mal wieder. Ich habe sogar eine zweite Textidee entwickelt. Ob daraus etwas wird, merke ich erst beim Schreiben. Falls es dazu kommt. Außerdem habe ich Alltagsaufgaben erledigt, E-Mails geschrieben, über Unwetter nachgedacht und anderes. Zum Bloggen war da keine Zeit.
Slamtexte, Kommentare, Gedichte, Liedtexte, Blogbeiträge, Geschichten, Erinnerungen, Essays, Wortspiele, E-Mails … So vieles kann geschrieben werden, so vieles will geschrieben werden. Auch von mir. Alles geht. Aber nicht alles auf einmal. Alles hat seine Zeit.
Es ist heiß geworden, schwül, endlich Sommer. Leider erst dann, nachdem ich entschieden habe, neue Schreibgewohnheiten aufzubauen, wieder regelmäßig zu bloggen und zu dichten. Wie soll das gehen? Wer kann bei dieser Hitze mit dösig schwerem Kopf schon Ideen entwickeln und Texte aufs Papier/ in den Computer bringen? Schreiben im Cafe ist ja nett, im Zug ebenso, aber im Strandbad? Kann sich irgendjemand konzentrieren, wenn fremde nasse Kinder über die eigene Decke rennen, Bälle einem um die Ohren fliegen und der Lärmpegel beinahe Flughafenausmaße annimmt? Die Alternative ist: zu Hause bleiben, die – nicht vorhandenen – Rollläden schließen, die Füße in einen Eimer Wasser stellen und loslegen. Aber es ist Sommer, endlich, wer weiß wie lange. Schlimm genug, dass es unzählige unaufschiebbare Aufgaben gibt – da kann das freiwillig-private Schreiben doch auf andere, schlechtere Tage warten.
Ich finde es spannend, wie wir das Schreiben oft vom Wetter abhängig machen. Noch eine Parallele zum Sport. Wenn ich in meinen Kursen die für die TeilnehmerInnen optimalen Schreibbedingungen thematisiere, tauchen Sonne und Regen regelmäßig auf. Die einen können nur schreiben, wenn sie von der Sonne angelächelt und in gute Laune versetzt werden; die anderen im Gegenteil nur dann, wenn nichts sie weg vom Schreibtisch nach draußen locken könnte, je unwirtlicher es da draußen zugeht, umso besser. Meine Stimmung, Energie und Schreiblust sind selbstredend genauso wetterfühlig.
Nur: Das Wetter haben wir nicht im Griff. Egal wie es ist, es bietet immer eine gute Ausrede. Ich will aber schreiben. So bleibt mir nichts anderes übrig, als das Wetter zu nehmen, wie es ist. Ich passe meine idealen Schreibbedingungen Temperatur und Niederschlagsmengen an statt umgekehrt. In den See hüpfen kann ich vorher, nachher oder zwischendurch. Andererseits: Es ist Sommer, endlich. Schreiben kann ich ja immer. Und Du?
Es ist passiert, was nicht passieren sollte: über einen Monat Blogpause, dazu noch ohne Ankündigung oder Erklärung. Es war nicht so geplant, war auch nicht absehbar. Es hat sich einfach irgendwie ergeben.
Immer wieder gibt es volle Zeiten im Leben: Berufliche Aufgaben verteilen sich nicht gleichmäßig, sondern häufen sich manchmal, Unterwegssein bringt viele Impulse, die aber Zeit brauchen, um sich zu setzen, bei Müttern wie mir kommen – immer gerade passend – kranke Kinder und/ oder Schulferien dazu. Das ist kein Grund, das Schreiben einzustellen. Eigentlich wäre es ein Grund, viel zu schreiben. Manchmal klappt das auch gut, komischerweise aber nur, wenn ich dran bleibe. Entsteht eine Pause von ein, zwei Tagen, ist es noch nicht schlimm. Mit jedem weiteren Tag wächst die Gefahr, nicht mehr reinzukommen. Ich bin aus dem Rhythmus. Danach kommt das Gefühl, jetzt ist es eh schon egal, jetzt kommt es auf einen oder zwei Tage mehr nicht drauf an. Geht es anderen genauso?
Schreiben, wenn es nicht von außen vorgegeben und mit Abgabetermin versehen ist, braucht Gewohnheit, zumindest bei mir. Obwohl ich es gerne mache, obwohl es mir gut tut. Es ist wie beim Sport (den ich aber nicht gerne mache). Irgendwo habe ich mal gelesen, es braucht 30 Tage, bis etwas zur Gewohnheit wird, zur liebgewonnenen Gewohnheit im besten Fall. Gibt es auch eine Regel, nach wie vielen Tagen die Gewohnheit wieder gelöscht wird?
Wenn ich aufhöre, regelmäßig zu schreiben, gehen mir die Ideen aus, statt dass die nicht-geschriebenen Schreibideen zu einem riesigen Motivationsberg wachsen. Ich weiß nicht mehr, worüber ich schreiben könnte. Schreiben erzeugt Schreiben, heißt es. Das ist wohl dasselbe andersherum gesagt. Da ist es egal, ob ich Ideen für Blogartikel, Gedichte oder Slamtexte suche. Also muss ich mit irgendwas beginnen, am einfachsten damit, dass ich nichts weiß. Und hoffen, dass es danach wieder flutscht.
Wenn ich jetzt diesen einen Artikel poste, habe ich noch keine neue Gewohnheit geschaffen, auch wenn das Wiederaufwecken von Gewohnheiten vielleicht weniger als 30 Tage braucht. Ich versuche, dran zu bleiben. Denn ich weiß ja: Schreiben macht mir Freude und tut mir gut. Dir auch?
Poetry Slam in Gebärdensprache – wie immer zufällig und über Weiterklicken darauf gestoßen, weiß ich nicht genau, wie ich mir das vorstellen muss. Doch es verbinden sich zwei Dinge, die mich interessieren und die ich erst einmal nicht zusammen gebracht hätte: Das Schreiben von Menschen mit Behinderungen, hier Gehörlose, und der Poetry Slam. Die Gebärdensprache würde ich gerne beherrschen, seit ich als Kind in den dritten Fernsehprogrammen Nachrichten mit Gebärdendolmetscher entdeckt habe. Bsher ist es nicht dazu gekommen.
Mit Deaf Jam gibt es einen Film über Aneta Brodski, eine israelisch stämmige Teenagerin, die sich mit ASL-Slam mit sprechenden Poeten misst und später mit einer aus Palästina stammenden Hörenden zusammen arbeitet. Also Kunst über Sinnes- und politische Grenzen hinweg. Die Trailer hier machen neugierig. Die Aktion Mensch zeigt den Film im Rahmen eines inklusiven Filmfestivals unter dem Motto „überall dabei„, das bundesweit ab Herbst stattfindet. Das merke ich mir.
Lyrik hat für mich viel mit Klang zu tun, aber auch mit Bildern. Performance – neben dem Text das zweite wichtige Element auf Slambühnen – ist bei der Gebärdensprache automatisch dabei, oder? Je mehr ich darüber nachdenke, desto spannender wird die Kombination.