Schreiben auf Reisen und offline

Rechtzeitig vor Urlaubsbeginn hat mich Lucia noch einmal auf dieses Buch aufmerksam gemacht: Schreiben auf Reisen in der Reihe „Kreatives Schreiben“ von Hanns-Josef Ortheil. Ich habe noch nicht reingeschaut und kann deshalb gar nichts dazu sagen. Doch ich habe es bestellt und hoffe, es kommt noch rechtzeitig vor Abreise an. Damit es im Gepäck ist und mir eine tägliche Ermahnung, dass ich mich schreibend erholen möchte. Ziemlich sicher wird es mir darüberhinaus konkrete Ideen liefern, wie ich das machen kann.

Hier im Blog bin ich dann Anfang September wieder zu lesen. Ich bringe Euch ein paar Reisetexte mit.

Tanzimprovisation und Kreatives Schreiben …

zu verbinden, das führte zu dem Text „Getanzte Worte“, der hier jetzt so lange ganz oben stehen durfte. Nun will ich die Erklärung, wie es dazu kam, noch nachreichen. Denn möglicherweise gibt es noch mehr Menschen, die in ihrer Freizeit beides gerne machen.

Wir verbanden eine Aufgabe aus der Tanzimpro – eine tanzt, ohne Musik, „ihren“ Tanz, eine andere beobachtet, nimmt teil und wahr – mit einer Aufgabe aus dem Kreativen Schreiben. Als Methode „Fenster zur Kunst“ habe ich das von Claus Mischon kennengelernt und so schon zu einer Kunst-am-Bau-Wand geschrieben. Ob das gleichnamige Buch genau das selbe Vorgehen vorschlägt, habe ich nie nachgelesen. Wir jedenfalls haben, während die Partnerin tanzte, vor uns hingekritzelt, versucht das Beobachtete mit Linien, Bild und Worten festzuhalten. Danach hat die Beobachterin der Tänzerin aus dem Wortmaterial fünf Worte oder Satzteile als Material angeboten, aus der diese einen freien Text zum eigenen Tanz schrieb.

Spannende Texte sind dabei entstanden, die Atmosphäre war so intensiv, dass es fast unheimlich war. Mehr Gedichte entstanden, aber auch kurze Prosa, teils bestanden sie großteils aus Bewegungs- und Raumworten, teils waren sie reich an Bildern. Alle haben sie uns so inspiriert, dass wir die Texte mit in eine folgende Improvisation in der Gruppe genommen haben, die gleichermaßen sprachgewaltig und tanzbetont war und vor allem riesig viel Spaß machte.

Lyrische Formen von A bis Z: Dinggedicht?

Frau Paulchen scheint gerade anderweitig beschäftigt zu sein und ich ja eigentlich auch. Doch nun habe ich mich einmal umgeschaut, welche Gedichtform es mit dem Anfangsbuchstaben D geben könnte. Ich bin auf das Dinggedicht gestoßen.

Laut Wikipedia ist ein Dinggedicht eine Gedichtform, in der „ein Gegenstand oder Lebewesen distanziert oder objektiviert erfasst und beschrieben [wird]. Das Gedicht hat den Anspruch, das Ding so auszudrücken, als spräche es über sich selbst. Es soll das Innere und das Wesen des Gegenstandes ausdrücken.“ Als Beispiele angeführt sind „Auf eine Lampe“ von Eduard Mörike und „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke.

Ich mache mich dran, noch mehr über das Dinggedicht herauszufinden und ein solches zu schreiben. Am nächsten oder übernächsten Montag wird es hier zu lesen sein, mal sehen, zu welchem Ding.

Schreibt!-Raum 17:Märchen umschreiben

Zur Zeit wird viel diskutiert über veraltete und diskriminierende Begriffe in Kinderliteratur und wie damit umgegangen werden soll. Auf Schwierigkeiten, die mich an diese Diskussion erinnern, bin ich letztens gestoßen, als ich das Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ vorgelesen habe. Mir war schon klar, dass das Märchen problematisch ist – so wie das Frauenbild in Märchen allgemein, sagen wir mal, schwierig ist – dass es allerdings so fürchterlich ist, merkte ich erst, als ich beim Ende ankam und meine Tochter aufmerksam lauschte. (Wer die Geschichte auch nicht richtig im Kopf hat, hier die Version, wie ich sie gelesen habe: Die Meerjungfrau muss sterben, weil der Prinz nicht sie gewählt, sondern eine andere geheiratet hat. Sie könnte ihr Leben jedoch retten und ins Meer zurückkehren, indem sie den Prinzen tötet. Doch sie liebt ihn so sehr, dass sie lieber das Messer ins Meer wirft und sich deshalb in Meerschaum auflöst).

Was tun? Spontan sagte ich sofort, dass ich das Märchen blöd finde und dass das eigene Leben immer wichtiger ist als irgendein Prinz. Klar, eigentlich hätte ich die Geschichte vorher allein lesen und dann verschwinden lassen müssen, doch dafür war es ja zu spät. Dann sind wir kreativ schreibend damit umgegangen und haben begonnen, unser eigenes Meerjungfrauen-Märchen zu schreiben, mit einer jüngsten Tochter, die die Mutter rettet und ihren eigenen Weg geht. Noch ist das Märchen nicht fertig, aber vielleicht darf ich es dann hier veröffentlichen. Und Märchen umschreiben, so dass uns die Aussage in der heutigen Zeit passt, dass eine Botschaft vermittelt wird, die Mädchen und Jungs stärkt statt klein macht, ist vielleicht eine gute Idee für viele Gelegenheiten im Grimm-Jahr 2013 – auch wenn die Grimmschen Märchen viel eher gehen als das genannte von Hans Christian Andersen.

Monologisierendes Notat

Sophie hat vor Kurzem das Buch „Schreiben dicht am Leben. Notieren und Skizzieren“ von Hanns-Joseph Ortheil entdeckt und in ihrem Blog vorgestellt. Das hat mich erinnert, dass ich im Frühsommer ganz angeregt davon mit meinem Notizbuch durch die Stadt lief und schrieb, bevor andere Dinge meine Notierwut wieder in Vergessenheit geraten ließen. Jetzt ist es zwar kalt geworden, aber ich sollte mich mal wieder mit Stift und Heft auf den Weg machen – sind ja nicht alle Notat-Anregungen für draußen gedacht. Bevor ich aber durch die Nacht renne, hier ein Notat aus meinem Heft, angeregt von Kapitel 5, Notieren als Monologisieren, das den Notizen von Rolf-Dieter Brinkmann 1972/73 in Rom nachgeht.

16:07
Kaiserbrunnen, datiert auf 1897,
die Reisegruppe davor hat annähernd dasselbe Alter.
Seltsam hässliches Alles,
bis auf die Seehasen.
Ob die sich später dazugesellten?
Babylonisches Stimmengewirr.
Ein Junge, vielleicht neun,
verkauft mit Wasserfarben pastellig bemalte Steine.
Auch eine Verbindung von Ewigkeit und jetzt.
Warum der Gaul acht Beine hat,
habe ich all die Jahre nicht herausgefunden.

Übrigens: Mittlerweile habe ich das Rätsel um die acht Beine gelöst. Auf diesem Pferd ritt Friedrich II von Italien nach Konstanz und er musste schnell sein, schneller als Otto IV, der ihm den Thron streitig machen wollte. Da er es geschafft hat, gibt es nur eine Erklärung: Er hatte einen superschnellen Gaul mit acht Beinen.

Alphabetarium

Griechenland scheint dieses Jahr in zu sein: die dritte Postkarte von dort innerhalb von zwei Wochen lag heute in unserem Briefkasten. Ob die sich denken, dass die armen Griechen unterstützt werden sollten? Dort Urlaub zu machen ist sicher hilfreicher, als nur Feta zu kaufen. Und wenn ich den Kartentexten glaube, soll es sich wirklich lohnen.

Aus schreiberischer Sicht interessant: zumindest ein paar griechische Buchstaben sind auf jeder Karte drauf. Das lässt die Kinder staunen, wie man so eine komische Schrift lesen kann. Und alle, die sich wie ich bereits wieder fragen, wie die Zeit seit dem letzten Urlaub so verflogen sein kann, könnten statt einem ABCdarium mal ein Alphabetarium schreiben, vielleicht zum Thema: Urlaubssehnsucht.

Kleine Nachhilfe, um alle Buchstaben zusammenzubringen:
http://www.griechischesalphabet.net/