Schreibt!-Raum 9: Adventspantun

Ich bin immer noch und in verschiedenen Zusammenhängen mit Gedichtschreiben beschäftigt und habe mich dabei heute wieder an das Pantun erinnert. Ein Pantun ist ein Gedicht, bei dem jede Zeile in der nächsten Strophe wiederholt wird. Das ist zunächst einmal praktisch, denn um ein Pantun mit vier Strophen à vier Zeilen zu dichten, wie es üblich ist, muss man sich nur acht Zeilen ausdenken. Dadurch entsteht automatisch großer inhaltlicher Zusammenhalt zwischen den Strophen, die Aussage der einzelnen Zeilen wird durch die Wiederholung verstärkt.

Die Advents- und Weihnachtszeit zeichnet sich besonders dadurch aus, dass sich Dinge wiederholen, immer gleich ablaufen. Daher passt das Pantun gut in die Zeit. Schreiben Sie doch heute mal Ihr persönliches Adventspantun. Gehen Sie dabei so vor:

Schreiben Sie folgende Zahlen untereinander auf ein Blatt Papier: 1, 2, 3, 4 – 2, 5, 4, 6 – 5, 7, 6, 8 – 7, 1, 8, 3. Jede Zahl steht nun für eine Zeile, jeweils vier Zeilen bilden eine Strophe. Zeile 1 und 3 aus der ersten Strophe werden in der letzten Strophe wiederholt und sind sozusagen die wichtigsten Zeilen. Mit Zeile 3 endet das Gedicht.
Ein Pantun klingt besonders gut, wenn es durchgetaktet ist, sich also runterleiern lässt: Dichten Sie gleich lange Zeilen, bei denen sich betonte und unbetonte Silben abwechseln. Ob Sie mit oder ohne Betonung beginnen, legen Sie bei der ersten Zeile fest. Wenn das Pantun sich reimen soll, müssen sich die Zeilen kreuzweise reimen, also 1 mit 3, 2 mit 4 usw. Meiner Meinung nach muss es nicht gereimt sein und wie sich das in der Ursprungssprache des Pantun, dem Malaiischen verhält, weiß ich nicht. Machen Sie es so, wie Sie am meisten Spaß daran haben.
Wenn Sie die erste Strophe gedichtet haben, können Sie die Zeilen direkt an die Stelle übertragen, wo sie wiederholt werden. Dann können Sie Zeile für Zeile die Lücken füllen und darauf achten, dass es sich inhaltlich gut zusammenfügt. Manchmal lässt sich die Wirkung des Gedichts noch steigern durch eine kleine Veränderung bei der Wiederholung, z.B. ein einzelnes vertauschtes Wort oder Satzzeichen. Spielen Sie mit der Form und lassen Sie sich überraschen, welche Inhalte sich in Ihr Adventspantun drängen.

Wer mehr über das Pantun erfahren möchte oder Beispiele dafür sucht, wird auf der Pantun-Seite von Renate Golpon fündig.

Geschüttelt statt gerührt

Gestern hat mich völlig unerwartet um 14:23 ein Magen-Darm-Infekt erwischt und einmal komplett durchgeschüttelt. Und weil ich heute immer noch nicht ganz geradeaus gehen kann, ist der richtige Tag für Schüttelreime.

Schüttelreime sind doppelte Reime, bei denen die Anfangskonsonanten der Reimwörter vertauscht sind. Diese wahrscheinlich korrekte Definition wird durch Beispiele klar: Denkspiel – Schenkdeal, Rüsselschwein – Schüssel rein oder Messer fein – Fresser mein
Damit das ganze ein Gedicht wird, werden zwei Zeilen dazu gemacht. Dabei darf der Schüttelreim ruhig nicht ganz sauber sein – wie bei den Beispielen oben. Das wichtigste bei diesen Gedichten ist, dass sie komisch, absurd oder überraschend sind – ich muss gerade an Heinz Ehrhardt denken, wenn ich das schreibe, von dem ich aber nichts geschütteltes kenne.

Damit ein Schüttelreim-Gedicht entsteht, gehe ich so vor:
1. suche ich mir zwei Wörter, die sich reimen: Sorgen – Morgen
2. brauche ich noch zwei Wörter, die sich reimen und mit den gleichen Buchstaben beginnen: sein – mein
3. müssen nur noch zwei Verse damit geschrieben werden:
Wie fürchterlich die Sorgen mein –
lasst es endlich morgen sein!

Nun gut, dieser Schüttelreim ist nicht sonderlich überraschend oder komisch. Doch das Prinzip ist klar. Und nun viel Spaß beim Schütteln.

Sonntags-Gedicht: Le garde-manger arrogant

Hinter der Küche vom Biolek
lockt eine Tür aus Mahagoni
glänzende Klinke, kein Stäubchen Dreck
Kein Zugang hier fürs Volk, für Vroni

Das dunkle Holz strahlt Kälte aus
– Ich fühl‘ mich hierfür zu normal –
Doch ich will wissen, welcher Schmaus
dahinter lauert im Regal

Zu hören ist ein Kammersingen
im klaren Mezzosopranton:
Es gibt sie noch, die guten Dinge
Nur nicht wo Otto Popel wohnt

Nicht Marmelade, Konfitüre
Statt Essig Aceto Balsamico
Wacholderschinken mit Rosmarinbordüre
und Ziegenweichkäse auf echtem Stroh

Die Nase hoch: Sie schnuppert Wein
Barrique, vom Fass, ein Roter, schwer
Vom Fisch darf’s nur der Edle sein
De Normandie le Camembert

Ich bleibe draußen (find’s schon schade)
Du schüchterst mich mehr ein als Schurken
Dann seh ich: Hinter der Fassade
wünschst Du Dir Mutters Einmachgurken

Schreiben lassen – Gedichte vom Computer

Manchmal hat man einfach keine Zeit für ein Gedicht. Ein Glück, dass es Gedicht-Generatoren gibt!

Bei Poetron kann man 4 Wörter eingeben, aus denen das Programm blitzschnell ein grammatikalisch nicht immer ganz korrektes Gedicht mixt. Ich habe es mal mit Mama, Bratpfanne, mustern und gütig probiert und bekam folgendes Ergebnis:

Bratpfannen
Gütig und somit flau.
Sie mustern…
Sie schwellen.
Und schwellen das Lebewesen.
Ach gütige Bratpfannen!
Und Lebewesen
Zu flau Mama – so flau!

Beim zweiten Mal sah es so aus. Anders beim ersten Mal und beim dritten Mal und beim vierten Mal … So oft ich Lust hatte, auf „dichten“ zu klicken, erschien ein neues Gedicht. Nicht sinnvoll, aber lustig.

Nicht ganz so zufällig, dafür romantisch: Liebesgedichte schreiben: Nachdem man Reimmuster und Zeilenzahl gewählt hat, schlägt das Programm jeweils fünf Zeilen vor, von denen eine ausgewählt werden kann – ganz individuell und mit Original-Herz-Schmerz-Reimen. Das fertige Liebesgedicht lässt sich per E-Mail an den oder die Angebetenen verschicken.

Wer nie den Unterschied zwischen Jambus und Trochäus, zwischen Kreuzreim und Paarreim kapiert hat, dem wird vom Metricalizer geholfen. Aus Goethe-Gedicht-Worten entsteht ein Zufallsgedicht mit dem gewünschten Versfuß und Reimmuster – völlig sinnfrei, denn auf das Feeling kommt es an …

Und nun dichte ich lieber selber wieder, mit oder ohne Versfuß. Und wer ein individuelles, aber von einem Menschen geschriebenes Gedicht wünscht, kann sich bei mir melden. Vielleicht kommen wir ins Geschäft!