Frapalywo: Heimat1

Zuhause wird Heim

Wo die Wohnung passt
Wo die Kisten ausgepackt
Wo die Nachbarn grüßen
Zumindest ein paar

Wo die Kisten ausgepackt
Das Bäckersortiment getestet
Zumindest ein paar
Zum Default erklärt

Das Bäckersortiment getestet
Es riecht leicht muffig
Zum Default erklärt
Die Feste vertraut

Es riecht leicht muffig
Leberwurst gibt es immer
Die Feste vertraut
Die Rituale einstudiert

Leberwurst gibt es immer
Dialekt wird gesprochen
Die Rituale einstudiert
Geborgenheit auch

Dialekt wird gesprochen
Wo die Nachbarn grüßen
Geborgenheit auch
Wo die Wohnung passt.

 

Endlich wieder Lyrikzeit mit Frau Paulchen :-)) . Der erste Impuls zu dieser „Heimat“-Frapalywo: „zuhause versus heimat“. Ein Pantun erkundet den Übergang vom einen zum anderen.

Frapalymo2017-21

In Form eines Pantuns kann ich nicht dichten
Weder Metrik noch Reim des Gedichts liegen mir
Als #frapalymo-Impuls eignet sich das mitnichten
Das sage ich, Frau Paulchen, voll Wertschätzung dir

Weder Metrik noch Reim des Gedichts liegen mir
Und so was ist heute auch nicht mehr modern
Das sage ich, Frau Paulchen, voll Wertschätzung dir
Denn Kritik oder Maulen liegen mir fern

Und so was ist heute auch nicht mehr modern
Das Schreiben von Laien muss wirklich nicht sein
Denn Kritik oder Maulen liegen mir fern
Doch schlechte Verse interessieren kein Schwein

Das Schreiben von Laien muss wirklich nicht sein
Mit Goethe oder Rilke ist es nicht zu vergleichen
Solch schlechte Verse interessieren kein Schwein
So was sollte noch nicht mal für Twitter reichen

Mit Goethe oder Rilke ist es nicht zu vergleichen
Als #frapalymo-Impuls eignet sich das mitnichten
So was sollte noch nicht mal für Twitter reichen
In Form eines Pantuns will ich nicht dichten

 

Die Form des Pantuns ohne thematische Vorgabe hat mir einiges Kopfzerbrechen gemacht – bis ich mich dann in Selbstironie geflüchtet habe.

Frapalymo-Nov2016-23

Einzelne Blättchen neu gekommen
Die Pflanze seit Beginn auf dem Schreibtisch
Der Job ist inzwischen in die Jahre gekommen
Aufgaben, Kollegen, Richtlinien sind vertraut

Die Pflanze seit Beginn auf dem Schreibtisch
Mangels Gießen war sie zwischendurch braun
Aufgaben, Kollegen, Richtlinien sind vertraut
Die Vorlieben der Chefs kannte sie genau

Mangels Gießen war sie zwischendurch braun
Blattkrümel hingen im Teppichboden fest
Die Vorlieben der Chefs kannte sie genau
Routine und Sicherheit sie sehr schätzt

Blattkrümel hingen im Teppichboden fest
Doch nun schien sie wieder blühen zu wollen
Routine und Sicherheit sie sehr schätzt
Heute startete sie ein ganz neues Projekt

Doch nun schien sie wieder blühen zu wollen
Der Job ist inzwischen in die Jahre gekommen
Heute startete sie ein ganz neues Projekt
Einzelne Blättchen neu gekommen

 

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Mai-Frapalymo2014-27

Maibeobachtungen auf der Terrasse

Spatz neben Amsel neben Taube
auf dem First gegenüber, eine singt
Auf der Liege sitze ich und glaube
dass mein Leben manchmal dysharmonisch klingt

Auf dem First gegenüber eine singt
die braune Taube sitzt glotzend daneben
Dass mein Leben manchmal dysharmonisch klingt
könnte ich ruhig betrachten, mir dann vergeben

Die braune Taube sitzt glotzend daneben
den angeblich frechen Spatz schert es nicht
Könnte ich ruhig betrachten, mir dann vergeben
hörte ich das Lied aus einer anderen Sicht

Den angeblich frechen Spatz schert es nicht
Spatz neben Amsel neben Taube
Hörte ich das Lied aus einer anderen Sicht
Auf der Liege sitze ich und glaube

 

Schreibe ein Pantun – tja, das mache ich gerne, wenn es auch ganz schön viele Zeilen sind für meine Verhältnisse. Deshalb ? nachgereicht. Hier gibts weitere Pantuns.

Frapalymo2013-14

Am Ufer des Sees ist das Meer
Salzig riechen die Andenkenläden
Touristen rollten vorbei wie ein Heer
Zwischen mir und der Stadt spinnen sich dünne Fäden.

Salzig riechen die Andenkenläden
Die Postkarten sind gleich wie überall
Zwischen mir und der Stadt spinnen sich dünne Fäden
Nach dem ersten grauen Herbstregenfall.

Die Postkarten sind gleich wie überall
Die farbigen Gerüche bezaubern den Ort
Nach dem ersten grauen Herbstregenfall
Will ich von diesem Platz nicht mehr fort.

Die farbigen Gerüche bezaubern den Ort
Touristen rollen vorbei wie ein Heer
Ich will von diesem Platz nicht mehr fort
Am Ufer des Sees ist das Meer.

Ein Pantun habe ich schon ewig nicht mehr geschrieben, dabei ist es wirklich faszinierend, wie diese Zeilenwiederholungen wirken. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ganz das richtige Schema verwendet habe, doch ich finde es so stimmig und habe nicht mehr nachgeschlagen.

Sonntags-Gedicht: Pantun

Jetzt endlich fiel ein wenig Schnee
Der Wind pfeift eisig um die Ecke
Zum Weihnachtsmarkt ich nun doch geh
Kopf eingezogen wie ne Schnecke

Der Wind pfeift eisig um die Ecke
Den Schal zieh ich mir enger zu
Kopf eingezogen wie ne Schnecke
Mich drückt der dicke Winterschuh

Den Schal zieh ich mir enger zu
Gestrickte Socken müssen her
Mich drückt der dicke Winterschuh
Das Glühweinglas ist leider leer

Gestrickte Socken müssen her
Denn endlich fiel der erste Schnee
Das Glühweinglas ist leider leer
Zum Weihnachtsmarkt ich deshalb geh

 

Schreibt!-Raum 9: Adventspantun

Ich bin immer noch und in verschiedenen Zusammenhängen mit Gedichtschreiben beschäftigt und habe mich dabei heute wieder an das Pantun erinnert. Ein Pantun ist ein Gedicht, bei dem jede Zeile in der nächsten Strophe wiederholt wird. Das ist zunächst einmal praktisch, denn um ein Pantun mit vier Strophen à vier Zeilen zu dichten, wie es üblich ist, muss man sich nur acht Zeilen ausdenken. Dadurch entsteht automatisch großer inhaltlicher Zusammenhalt zwischen den Strophen, die Aussage der einzelnen Zeilen wird durch die Wiederholung verstärkt.

Die Advents- und Weihnachtszeit zeichnet sich besonders dadurch aus, dass sich Dinge wiederholen, immer gleich ablaufen. Daher passt das Pantun gut in die Zeit. Schreiben Sie doch heute mal Ihr persönliches Adventspantun. Gehen Sie dabei so vor:

Schreiben Sie folgende Zahlen untereinander auf ein Blatt Papier: 1, 2, 3, 4 – 2, 5, 4, 6 – 5, 7, 6, 8 – 7, 1, 8, 3. Jede Zahl steht nun für eine Zeile, jeweils vier Zeilen bilden eine Strophe. Zeile 1 und 3 aus der ersten Strophe werden in der letzten Strophe wiederholt und sind sozusagen die wichtigsten Zeilen. Mit Zeile 3 endet das Gedicht.
Ein Pantun klingt besonders gut, wenn es durchgetaktet ist, sich also runterleiern lässt: Dichten Sie gleich lange Zeilen, bei denen sich betonte und unbetonte Silben abwechseln. Ob Sie mit oder ohne Betonung beginnen, legen Sie bei der ersten Zeile fest. Wenn das Pantun sich reimen soll, müssen sich die Zeilen kreuzweise reimen, also 1 mit 3, 2 mit 4 usw. Meiner Meinung nach muss es nicht gereimt sein und wie sich das in der Ursprungssprache des Pantun, dem Malaiischen verhält, weiß ich nicht. Machen Sie es so, wie Sie am meisten Spaß daran haben.
Wenn Sie die erste Strophe gedichtet haben, können Sie die Zeilen direkt an die Stelle übertragen, wo sie wiederholt werden. Dann können Sie Zeile für Zeile die Lücken füllen und darauf achten, dass es sich inhaltlich gut zusammenfügt. Manchmal lässt sich die Wirkung des Gedichts noch steigern durch eine kleine Veränderung bei der Wiederholung, z.B. ein einzelnes vertauschtes Wort oder Satzzeichen. Spielen Sie mit der Form und lassen Sie sich überraschen, welche Inhalte sich in Ihr Adventspantun drängen.

Wer mehr über das Pantun erfahren möchte oder Beispiele dafür sucht, wird auf der Pantun-Seite von Renate Golpon fündig.