Frapalymo2018-10: Kein Streit

Den Hut, den Hut
Sie gibt ihn ab
Wer will den Hut
Wer hat den Mut
Wer hat die Kraft

Den Hut, den Hut
ich will ihn nicht
ich krieg ihn nicht
Wer will ihn dann
Der Hut ist groß

Den Hut, den Hut
kommt gebt ihn mir
schreit Er ganz laut
und Er und Sie
Der Hut ist schwarz

Spahn sagt: wie Sie
Kramp: Ich bin Frau
Merz tönt: Ich, ich
Wer kriegt den Hut
Ich weiß es nicht

Wer den Hut hat
klärt auch den Kurs
sei für das Volk
sagt er, echt jetzt
Der Hut passt nicht

Der Hut, der Hut
seht ihrs wie ich
wer ihn auch hat
mir ist es gleich

Ich will den Hut in bunt

 

„Nur einsilbige Worte“ habe ich für dieses Gedicht verwendet und mich in der vielsilbigen Politik umgeschaut. Das Zählen von Silben hat dazu geführt, dass ich alles gezählt habe 😉

Frapalymo2018-8: Ohne denken

Yes, I can

Ohne Hoffnung denken und mit Denken hoffen
Trotz Glaube hoffen und kraft Hoffnung glauben
Mangels Liebe glauben und wegen Glaube lieben
Neben Träumen lieben und statt Liebe träumen
Mittels Erkenntnis träumen und außer Träumen erkennen

Mit Hoffnung denken und ohne Denken hoffen
nur durch Phantasie

 

„können sie ohne hoffnung denken?“ ist der von Max Frisch inspirierte Impuls für diesen Text.

Frapalymo2018-5: gestern

jetzt
und gestern
schon jahre zurück
ich wartete vergebens auf
heute

 

Dieser Text schließt meine Elfchenreihe mit gestern. Und um mir selbst treu zu bleiben, nochmals ein reihenunabhängiges Haiku.

 

Im Rückwärtsgehen
liegt das Gestern vor uns
vom Heute gerahmt.

Frapalymo2018-4: heute

wohin
und woher
zählt heute nicht
ich bin allein ich
jetzt

 

Das ist die Fortsetzung meiner Elfchenserie zum Dreifach-Impuls, der heute heute heißt. Um nicht in der Reihenlogik hängen zu bleiben und jeden Tag den Impuls neu als Anlass zum Dichten zu nehmen, hier noch der heutige Text:

 

Hochnebel, trüb, Blatt
für Blatt fällt. Kein Sonntag,
ein Tag wie jeder.

 

Frapalymo2018-1: Sonett

Siehst du das Muttermal auf meinem Bauch
Kannst du meine Ohrmuschel skizzieren
Weißt du wie sehr mich Treppensteigen schlaucht
Versuchst du meine Katerstimme zu imitieren

Folgst du meinem liebsten Twitteraccount
Kennst du die Ärgernisse meiner Brotarbeit
Interessiert dich was mich morgens erstaunt
Teilst du mein Faible für Freitagsfaulheit

Unsere Beziehung ist in die Jahre gekommen
Die Arbeitsteilung funktioniert perfekt
Wir kennen unsere Wäsche Schicht für Schicht

Die Liebe ist im Alltagseinerlei verronnen
Keiner mehr den anderen neckt
Wir kennen uns und kennen uns doch nicht

 

Mit „siehst du den mond über soho*? – schreibt ein liebesgedicht (im stil oder auch nicht von *bertolt brecht)“ beginnt dieser Frapalymo. Das ist mein Ergebnis.