Frapalymo 18: Sonntagsklassik

Ein Sonntag ist’s, der unaufhörlich
heranwälzt wie das Streicherheer.
Nun endlich soll der Mensch vollbringen
die letzte Tat der Woche schwer.

Doch sonntags ist der Druck entbehrlich,
des Alltags Last sei mal nicht mehr.
Fagott, Oboe, Horn – sie singen:
Taucht ein ins Ruhe-Freuden-Meer.

Was liegen blieb will uns bestimmen.
Uns lässt das Fehlende stark schwitzen.
Die Finger sollen stets wir rühren.

In unsern Träumen lasst uns schwimmen,
ein jeder bei und für sich sitzen,
zu Lust der Tag will uns verführen.

 

Frapalymo-Gedicht 18/2012: „lauscht der Musik und lasst eure Hand euch dirigieren“. Die klassische Musik hat klassische Form hervorgelockt. Zwar nicht so vollendet wie Beethoven, aber jetzt glaube ich meinem Text, kuschle mich unter die Decke und genieße Worte, die andere schrieben.

Frapalymo 17: Nebeltage – Variation der Meister

Ja, ja Nebel ist angesagt, Novembernebel
wegen der wunderschönen Alliteration
ich mache jetzt Natur-Leid-Intensiv-Lyrik
wie Hesse, Mörike, Droste, Fontane, Storm
sogar Morgenstern hat den Nebel bedichtet.

Also jetzt ich. Nebel. Gereimt. Natürlich.

Der Nebel fällt, der Nebel steigt
Graue Stadt, grauer Wald
Dunkel, unsichtbar, Einsamkeit
Herbstnacht, Winter kommt bald

Schleier, Milchglas, weiße Wand
trauern, fürchten oder träumen
anschleichen, verborgen am Rand
Raben in nackten Bäumen

Stille werden, ruhig sein
Zeit zum Drinnenbleiben

Heilfroh. Kein Schwimmbad mehr. Zeit allein. Lust. Schreiben.

Der Frapalymo-Impuls 17/2012 lautete kurz und knapp „nebel“. Zuerst dachte ich, das ist einfach, Nebel kenne ich hier genug. Dann wurde es mühsam: Über Nebel, Natur und Einsamkeit ist alles gesagt. Also habe ich „gedicht nebel“ gegoogelt und aus den wichtigsten Wörtern ganz ohne Automat ein Gedicht zusammengewolft, mit Mauleinleitung und Antischluss ergänzt.
Übrigens: Ein modernes Nebelgedicht von Nadja Küchenmeister habe ich dabei auch gefunden. Ginge also doch – aber vielleicht nicht im Frapalymo.

Frapalymo 14: Für die Rote Murmel,

die mich nur einen einzigen Sommer lang beglückte

Kein Messer braucht es
Dich zu verzehren
Kirschgroß und sehr süß
am Paravent aus Seitentriebgrün
(„Enorme Wuchskraft“)
Robust und reichtragend
Malst Du rotleuchtende Kreise
(„Üppiger Fruchtbehang“)
an die Garagenrückwand

Bis die Wärme um uns
nicht mehr genügt.
Ohne Dich murmel
ich weiter gen Glück.

 

Das Frapalymo-Gedicht 14/2012 geht dem Impuls nach „ein tomatenfeld glück“. Wer die rote Murmel nicht kennt, findet hier Infos über diese Tomatensorte. Von dort habe ich auch die Formulierungen in Anführungszeichen.

Frapalymo 13: Immer wieder

Wieder Zwei oder I-I
dichtet sie
die Dichterin, die Lyrikerin

Die andere Dichterin denkt
Sieh hin
wieder und wieder
greife den Stift
dichte wieder
aus und in dir

 

Frapalymo-Gedicht 13/2012: „dichtet mit rose“ (und das Gedicht „Wieder II“ von Rose Ausländer als Impuls).

Frapalymo 12: Auf ein Wort

Im Spiegel am Morgen
beschlagen die Worte
wenn die Dusche die Träume
der Nacht wegspült.

Die Taten des Alltags
überschreien die Worte
wenn das Leben der anderen
die Linie kreuzt.

Im Dunkel des Abends
aufblitzen die Worte
wenn der Blick sich verliert
schreibt sich ein Gedicht.

Mein Frapalymo-Gedicht 12/2012 zum Impuls: „wohin geht euer blick beim schreiben?“

Frapalymo 10: Geschüttelte Brote

„Das tägliche Brot“, ne, das geht heute gar nicht. Da kann ich nur albern werden und ganz schlechte Schüttelreime produzieren:

In der Brause Jod,
aber zur Jause Brot.

Der Tod folgt dem Braten,
dem Brot folgen Taten.

Ich habe große Lust auf Brot,
denn danach ist die Brust im Lot.

Lieber will ich Brot rechen,
als bei jedem Rot brechen.

Bei Brandpfote
nimm Pfandbrote.

Ja, hirnlos. Aber abends noch geschüttelte Frapalymo-Gedichte 10/2012: „Ich habe ein Brot gekauft. Und Eis. Aber das schmeckt nicht. Rieche daher ein bisschen am Brot. Ein Krustenbrot, wissen Sie.“