Schreibtypen – mal anders gedacht

Es gibt verschiedene Schreibtypen, das ist mittlerweile Allgemeingut unter den SchreibdidaktikerInnen. Exzessive Planer und Drauflosschreiber sind die beiden Extremvarianten einer Einteilung in verschieden viele solcher Typen, Näheres habe ich hier schon einmal erläutert.

Nun fiel mir aber noch ein anderer Unterschied zwischen Schreibenden auf, der nicht das Vorgehen betrifft, sondern eher den Ausgangspunkt: All die Dichter und Lyrikerinnen, die ich letzte Woche in ihrem Schaffen und mit ihren Texten kennengelernt habe, scheinen sich in zwei Gruppen einteilen zu lassen: diejenigen, deren Schreiben irgendwie aus ihrem Leben kommt, und die anderen, die sich aus der Beschäftigung mit Literatur heraus dem Selberschreiben zuwenden. Mir fiel das deshalb auf, weil für mich die Werke großer Literaten eher einschüchternd wirken, so dass ich dann gar nicht mehr zu schreiben wage. Erst im zweiten Schritt, nachdem ich schon eine Reihe von Gedichten verfasst hatte, habe ich damit begonnen, mich auch mit der schon bestehenden Lyrik zu beschäftigen.

Andere machen es anders, sie sagen: Ich habe immer schon sehr viel gelesen. Die Sprache von X, die Gedichte von Y haben mich so fasziniert, dass ich selbst das Dichten probieren wollte. Spannend, dass es so auch funktionieren kann. Ich nämlich tue mir schon schwer zu schreiben, wenn ich als Anregung ein Gedicht vorgelegt bekomme, weil ich dieses Gedicht als Vorbild wahrnehme, dem ich sowieso nicht nacheifern kann. Doch offensichtlich gibt es LyrikerInnen, die auch durch das Lesen der Werke anderer zu ihrem eigenen Stil und Inhalt finden.

Um nicht missverstanden zu werden: Selbstverständlich finde ich es wichtig, die Tradition zu kennen, in der man dichtet, und seinen eigenen lyrischen Horizont durch das Lesen vieler unterschiedlicher DichterInnen zu erweitern. Ebenso wenig sage ich, meine Gedichte und die von anderen, die denselben Ausgangspunkt genommen haben wie ich, sind biografisch – zumindest nicht biografischer als alle Gedichte, denn Lyrik hat wohl immer was mit dem eigenen Erleben zu tun. Wahrscheinlich nähern sich die beiden Wege im Laufe der Zeit einander an. Doch für das Unterrichten scheint es mir hilfreich zu wissen, dass unterschiedliche Herangehensweisen zum eigenen Gedicht (vielleicht auch zu eigenen Geschichten?) führen.

Wie schreibt man einen Roman?

Das Schöne am Lesen eines Romans ist, dass ich über Stunden in eine andere Welt eintauchen darf. Wenn ich der Diskussion im ZDF Nachtstudio vom 15.3.2009 glaube, ist dies auch der Antrieb, Romane zu schreiben: eine Welt erschaffen und ganz darin sein. Volker Panzer diskutiert mit John von Düffel, Julia Franck, Hanns-Josef Ortheil und Moritz Rinke die Frage, wie macht man das eigentlich, wenn man einen Roman schreibt.

Es ist eine gediegene Unterhaltung unter Literaten; Franz Kafka, Thomas Mann und andere –  nein, ich erinnere keine Frau – tauchen auf. Ortheils Ausführungen über das Entstehen von Romanen und die Persönlichkeit des Romanschriftstellers kann man zustimmen oder nicht und das Ende mit einem Zitat von Hermann Burger, der sein Leben und Schreiben durch Suizid beendete, ist sehr pathetisch. Spannend wird es immer dann, wenn es um Mythen über Schriftsteller geht, wenn eine Aussage mit „Aber ich mache es anders …“ gekontert wird. Das einsame Arbeiten im stillen Kämmerchen funktioniert nicht bei Julia Franck, Mutter kleiner Kinder. Dem Gebähren eines Romans unter Schmerz und Enthaltung stellt Rinke ein „ich schreibe immer nur, wenn ich Lust habe“ entgegen. Und das Bild des allein sein Manuskript verfassenden Autors stellt sich im Filmausschnitt ganz anders dar, wenn von Düffel Wort für Wort den Text mit dem Lektor durchspricht.

Dass es eine Menge Arbeit ist und viel Disziplin erfordert, einen sechs-, siebenhundert Seiten langen Roman zu schreiben, ist unbestritten. Doch der Reiz des Eintauchens in eine neue Welt ist da und wird in der Diskussion erlebbar. Nun interessiert mich nur noch, ob es dieselbe Diskussion auch mit ausschließlich Autorinnen in einem Nachtstudio gibt. Oder es gilt selbst herauszufinden, wie es ist, wenn man einen Roman schreibt.

Literaturlexikon für Kinder

Bei der Suche nach Beispielen für Anagramme bin ich wieder einmal auf einer Internetseite für Kinder gelandet: das Rossipotti Literaturlexikon. Hier gibt es kindgerechte, aber offensichtlich sachlich gute Informationen zu Begriffen aus der Welt der Literatur. Übersichtlich sortiert in die Bereiche Autoren, Illustratoren, Genres, Epochen und Sachbegriffe kann man nachlesen, wer Abedi, Isabel oder Budde, Nadia sind, was man unter Lyrik oder Sturm und Drang versteht oder eben was ein Aanagramm ist. Unter jedem Lexikoneintrag gibt es noch Links, wo weitere Informationen zu finden sind.

Ich liebe es, wenn Menschen komplizierte Dinge so erklären können, dass sie jedes Kind versteht. Da dies eine schwierige Aufgabe ist und auch Erwachsene für einfache Erklärungen dankbar sind, werde ich mir das Literaturlexikon merken: Manchen dort erklärten Begriff kann man brauchen, wenn man Schreibgruppen anleitet.