Kuso17 – Rilkesche Stiftbetrachtungen

Du Spitzer, der bisher noch nicht Gedachtes
mit mancher Willkür aus den Tiefen pickt,
es sorgsam, wie zu früh an Licht Gebrachtes,
in dünnen Linien auf die Seiten drückt

Blass, ausradierbar, manchmal auch belanglos
Du lässt es einfach sein, machst Zeichenketten
verwandelst dich in grauen Fluss als hätten
Zeichen keine Bedeutung, wären Worte gleich groß

Stets Unparteiischer, der, wenn die Zeile
zum Ende kommt, darunter neu beginnt,
von links nach rechts, mit oder ohne Eile
sich führen lässt. Doch auch ein Sprung gelingt
aufs neue Blatt nach kurzer, langer Weile,
Ganz manchmal öffnest du auch eine Tür

Bis dann, nach tage-, nächtelanger Arbeit
du aufgebraucht bist auf dem Schreibpapier
Nur wenig Spuren bleiben noch nach deiner Zeit.

 

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Kuso17 – Für einen Brei

Für einen Brei: Milch und etwas Grieß
Etwas Milch und Grieß
Und Heimeligkeit
Bei knapper Milch reicht
Heimeligkeit allein

 

Noch eine meiner freien Kunstsommer-Übersetzung aus dem Englischen, die heute aus Gründen gut passt: To make a prairie von Emily Dickinson, aus der Natur in die Küche versetzt.

Kuso17 – So nett <3

Du: ich liebe dich, ich liebe
dich, ich liebe dich, ich
Ich: schalt mal ab. lass die
statusmeldung bei facebook

stayfriend, instagram, twittern
tun tausende, content
genug. Du: aber, oder. Ich:
weiß auch nicht

freunde: faven, liken
google verlinkt
24/7 tweets, replays

@Ich: #ich liebe dich #ich
liebe dich ICH LIEBE DICH
+ sei wirklich 😡 connected

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Kuso17 – Von Morgenstern angestiftet

Von Morgenstern angestiftet

Mein bester Freund im grünen Kleid
ist samt Radierer stets bereit

Trägt einen Spruch von Wilhelm Busch,
der reimt sich nicht, doch trotzdem Tusch

auf alle Stifte, die zum Dichten
mich herzlich einladen, nicht richten

Sie tragen Sprache über Schwellen
öffnen statt Schlüssel manche Zellen

Sagt wer zu mir, du geh mal stiften
kann ich mich durch den Stift wegliften.

 

Es sind doch einige Texte in Irsee entstanden, die ich nun nach und nach hier auf den Blog stellen will. Dieses Dinggedicht ist eine Übersetzung von Christian Morgensterns Gedicht Die Lampe in ein anderes Ding.