Akrostichon zum Namen

Namensakrostichons mache ich gerne, um ein allererstes Kennenlernen in (Schreib-) Gruppen zu ermöglichen. Dazu schreibt jedeR seinen Vornamen oder auch vollen Namen auf eine Karte, die später als Namensschildchen verwendet werden kann. Nun kann entweder zu jedem Buchstaben des eigenen Namens oder zu einem zufällig erhaltenen anderen Namen ein Wort gefunden werden und schon entsteht ein einfaches Gedicht.

Ich bin normalerweise sehr flexibel mit der Form: Ob nur Hauptwörter oder alle Wortarten verwendet werden, ob zu jedem Buchstaben ein einzelnes Wort oder vielleicht ein ganzer Satz gesucht werden, ob die einzelnen Wörter zusammen einen Satz ergeben oder einfach assoziativ aneinander gereiht werden, all dies ist mir egal. Mir geht es allein darum, alle Namen in der Gruppe und von jedem Teilnehmer gleich zu Anfang etwas Selbstgeschriebenes zu hören und vor allem: ein assoziatives, unkontrolliertes Schreiben anzuregen.

Geht es um freies Assoziieren, kann man natürlich psychoanalytisch werden. Das mache ich in Gruppen nie. Denn erstens bin ich Freudschem Gedankengut nicht wirklich mächtig und zweitens will ich ja Schreiben anregen und keine ungewollte Psychotherapie veranstalten. Doch vor ein paar Tagen kam mir die Idee, die Akrostichons zu meinem Namen als tägliche Kurzschreibübung zu machen, und vielleicht erfahre ich damit im Rückblick irgendwann auch was über mich und mein Befinden zum jeweiligen Schreibzeitpunkt.

Konkret schreibe ich als seit fünf Tagen jeden Vormittag ein Akrostichon aus einzelnen Wörtern zu den Buchstaben meines Vornamens. Bisher habe ich noch neue Wortideen – ich bin gespannt, ob sich erst die Wörter wiederholen oder ob ich mein Projekt vorher wieder vergesse. Immerhin habe ich es mit nur 5 Buchstaben, noch davon recht gebräuchliche Anfangsbuchstaben, eher einfach.

Und nun bin ich mutig und hoffe, dennoch nicht analysiert zu werden: Das Akrostichon von heute heißt:
Hummel, Eisen, Internat, Kochen, Erbsen
Bis morgen.

Arbeitsteilung beim Schreiben

Ist kreatives Schreiben nur kreativ und wissenschaftliches oder berufliches Schreiben gar nicht? So zugespitzt sagt wahrscheinlich jeder nein, doch im Schreiballtag fühlt es sich manchmal anders an.

Ich gehe davon aus, dass jeder Schreibprozess beides braucht, das kreative und das formale. Kreativ geschriebene Texte profitieren von klarer Struktur und Überarbeitungen auf allen Ebenen genauso wie ein Sachtext Neues, Lebendiges, Ungewöhnliches verdient. Deshalb gelingt Schreiben immer dann, wenn der Autor/ die Autorin zwei entgegengesetzte Haltungen einnimmt: die Haltung des Künstlers und die des Kritikers.

Der Künstler in Ihnen produziert viele Ideen, stellt auch ungewöhnliche Verbindungen her, kann ansprechend und schön gestalten und ist manchmal ein wenig verrückt. Der Kritiker schaut ganz genau hin, verwirft, verbessert, strukturiert; er hat die Regeln im Kopf und verliert das Ziel und den Rahmen nicht aus den Augen. Die beiden kommen nicht gut miteinander aus, weil sie so verschieden sind, und können sich gegenseitig blockieren. Dann wird Schreiben schwer. Deshalb geht es darum klar zu haben, wer wann ans Ruder darf und wer in der aktuellen Schreibphase besser einen Kaffee trinken gehen soll.

Der Kritiker mit seinem Perfektionismus verhindert oft, dass wir überhaupt anfangen zu schreiben. Ist der Künstler zu aktiv, findet kaum ein Leser Zugang zu unserem Text, hält er sich ganz raus beim Schreiben, kann es sein, dass wir selbst vor Langeweile einschlafen. Also sollten wir Künstler und Kritiker zu einer produktiven Zusammenarbeit bewegen. Manchmal hilft es, dem zurückhaltenderen von beiden einen bestärkenden Brief zu schreiben, oder die beiden in einem Dialog ihre Zusammenarbeit selbst miteinander aushandeln zu lassen.
Und dann entstehen Texte, die klar und einfallsreich, anschaulich und strukturiert, korrekt und überraschend sind.

Was und worüber schreiben?

Das ist ein 3-Minuten-ABCdarium zu möglichen Einträgen auf diesem Blog:

Allerlei Ideen
Buchempfehlungen z.B. Goldberg
Clustern
Dates zum Schreiben
Entdeckungen im WWW
Freiheit oder was ich darunter verstehe
Grüne Texte oder gelbe
Hilfen zur Textüberarbeitung und zum Formulieren
Individuelles
Jacken oder warum ich seit zwei Tagen friere
Kommentare zum Weltgeschehen
Listen zu was auch immer, Lösungen, Lustiges
Mokka, Mais und Mohrrüben
Nebensächlichkeiten
Organisation von Schreibprozessen
Produkt und Prozess
Querdenken, querlesen, querschreiben
Ruhe, richtiges und falsches
Schriftsteller und ihr Leben und ihr Schreiben
Träume und Träumereien
Unvollstä
V
W
X
X
Y
Z

und hier erklang der Alarm! Gespannt, was davon in nächster Zeit kommt.

Übrigens: Wenn ich von Hand schreibe, gehe ich nicht unbedingt von A bis Z der Reihe nach, sondern schreibe durcheinander zu dem Buchstaben, zu dem mir gerade etwas einfällt.

Drei Minuten für 26 Ideen

Klare Vorgaben, Regeln und Zeitdruck ermöglichen Kreativität. Jeder kennt es: Will ich irgendwann einmal in meinem Leben einen Roman schreiben, beginne ich wahrscheinlich nie damit – außer ich erfahre, ich habe nur noch X Wochen zu leben? Muss aber in zwei Stunden das Papier mit meinen Vorschlägen zur Projektgestaltung abgegeben werden, das über eine eventuelle Bonuszahlung für dieses Jahr mitentscheidet, fließen die Worte nur so. Klare, wenn auch vielleicht unsinnige Regeln helfen dabei, die Ideen erst einmal unzensiert aufzuschreiben. Denn der innere Kritiker oder Zensor ist damit beschäftigt, die Einhaltung der Regeln zu überwachen, und kann deshalb nicht bei jeder Idee sein vernichtendes Urteil abgeben.
Eine Möglichkeit schnell viele Ideen oder Gedanken zu sammeln, ist es, ein ABCdarium zu schreiben: Zu jedem Buchstaben des Alphabets wird ein Wort oder Satz gesucht, der damit beginnt. Solche ABCdarien können Schreibideen liefern, Vorwissen oder Vorurteile bewusst machen, Lösungen für Probleme anbieten oder zu einem Listengedicht werden. Um den Zeitfaktor mit einzubauen, kann man sich den Wecker auf drei Minuten stellen oder mit jemand anderem um die Wette schreiben oder auch jedes Mal die Zeit stoppen, wie lange man braucht, um seine persönliche Bestzeit immer wieder zu übertreffen (nach spätestens 10 Minuten würde ich jedoch auf jeden Fall aufhören).
Kommen in drei Minuten zwanzig bis sechsundzwanzig Ideen zusammen und ist eine einzige dabei, die so gut ist, dass sie weiter verwendet werden kann, ist die Produktivität dieser Methode schon besser als sie normalerweise so ist. Und wenn alles nichts hilft, kann man immer noch ein Schimpfwörter-ABCdarium schreiben.