Schreibt!-Raum 17:Märchen umschreiben

Zur Zeit wird viel diskutiert über veraltete und diskriminierende Begriffe in Kinderliteratur und wie damit umgegangen werden soll. Auf Schwierigkeiten, die mich an diese Diskussion erinnern, bin ich letztens gestoßen, als ich das Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ vorgelesen habe. Mir war schon klar, dass das Märchen problematisch ist – so wie das Frauenbild in Märchen allgemein, sagen wir mal, schwierig ist – dass es allerdings so fürchterlich ist, merkte ich erst, als ich beim Ende ankam und meine Tochter aufmerksam lauschte. (Wer die Geschichte auch nicht richtig im Kopf hat, hier die Version, wie ich sie gelesen habe: Die Meerjungfrau muss sterben, weil der Prinz nicht sie gewählt, sondern eine andere geheiratet hat. Sie könnte ihr Leben jedoch retten und ins Meer zurückkehren, indem sie den Prinzen tötet. Doch sie liebt ihn so sehr, dass sie lieber das Messer ins Meer wirft und sich deshalb in Meerschaum auflöst).

Was tun? Spontan sagte ich sofort, dass ich das Märchen blöd finde und dass das eigene Leben immer wichtiger ist als irgendein Prinz. Klar, eigentlich hätte ich die Geschichte vorher allein lesen und dann verschwinden lassen müssen, doch dafür war es ja zu spät. Dann sind wir kreativ schreibend damit umgegangen und haben begonnen, unser eigenes Meerjungfrauen-Märchen zu schreiben, mit einer jüngsten Tochter, die die Mutter rettet und ihren eigenen Weg geht. Noch ist das Märchen nicht fertig, aber vielleicht darf ich es dann hier veröffentlichen. Und Märchen umschreiben, so dass uns die Aussage in der heutigen Zeit passt, dass eine Botschaft vermittelt wird, die Mädchen und Jungs stärkt statt klein macht, ist vielleicht eine gute Idee für viele Gelegenheiten im Grimm-Jahr 2013 – auch wenn die Grimmschen Märchen viel eher gehen als das genannte von Hans Christian Andersen.

Literaturlexikon für Kinder

Bei der Suche nach Beispielen für Anagramme bin ich wieder einmal auf einer Internetseite für Kinder gelandet: das Rossipotti Literaturlexikon. Hier gibt es kindgerechte, aber offensichtlich sachlich gute Informationen zu Begriffen aus der Welt der Literatur. Übersichtlich sortiert in die Bereiche Autoren, Illustratoren, Genres, Epochen und Sachbegriffe kann man nachlesen, wer Abedi, Isabel oder Budde, Nadia sind, was man unter Lyrik oder Sturm und Drang versteht oder eben was ein Aanagramm ist. Unter jedem Lexikoneintrag gibt es noch Links, wo weitere Informationen zu finden sind.

Ich liebe es, wenn Menschen komplizierte Dinge so erklären können, dass sie jedes Kind versteht. Da dies eine schwierige Aufgabe ist und auch Erwachsene für einfache Erklärungen dankbar sind, werde ich mir das Literaturlexikon merken: Manchen dort erklärten Begriff kann man brauchen, wenn man Schreibgruppen anleitet.

Schreib-Kicks (nicht nur?) für Kinder

Auf verschlungenen Wegen kam ich heute nach Kidsville, der „Mitmachstadt für Kinder im Internet“. Hier gibt es das Atelier Schreibspaß, bei dem Kinder selbst geschriebene Geschichten und Gedichte hochladen und die von anderen Kindern kommentieren können. Doch damit nicht genug: Der Schreibkurs gibt die wichtigsten Tipps zum Schreiben, von Notizbüchern über Figurenentwicklung und Dialoge bis hin zum Lesen. Man kann durch „Lücken bestücken“ vom Computer eine Geschichte schreiben lassen oder Quatscherklärungen zu Fußballbegriffen einsenden bzw. lesen.
Was für Kinder gut ist, kann für Erwachsene nicht schlecht sein. Natürlich will ich nicht dazu aufrufen zu versuchen, die Kinderseiten mit Erwachsenentexten zu unterwandern. Aber warum nicht morgens, so lange alle Kinder in der Schule sind, oder nachts, wenn sie schlafen, mit dem Tipp-Trainer selbst das 10-Finger-System üben? Und gute Ideen zum Schreiben finden auch Erwachsene bei den „Schreib-Kicks„. Nach dem Zufallsprinzip spuckt der Schreib-Kick Automat wahlweise Ideen für Geschichten oder Gedichte, Anfangssätze, Wörter, Schreibspiele oder Übungen aus. Vielleicht auch für mich eine Anregung, mal wieder etwas zu schreiben.