Sonntags-Gedicht: Glücksmomente
Im Vorbeigehen
lachen Erdbeeren mich an
Ich strahle zurück
Im Vorbeigehen
lachen Erdbeeren mich an
Ich strahle zurück
Weder Karl Schimper noch sein Gedicht Bekenntnis kannte ich bis vor ein paar Minuten – da habe ich es im Lyrikkalender gelesen. Hier bekennt er: „Poeterei, die schlichte, lieb‘ ich“*.
Ein schneller Blick in die Wikipedia klärt mich auf: Schimper war kein Schriftsteller oder Literat, er war Naturforscher und Privatgelehrter, der sich mit der Stellung der Blätter an Pflanzen, der Entstehung der Alpen und der Eiszeit beschäftigt hat und dessen Erkenntnisse offensichtlich anderen zugeschrieben wurden, so dass er dafür keinen Ruhm erhielt. Die einzigen beiden Bücher, die er veröffentlichte, waren Gedichtbände, seine wissenschaftlichen Erkenntnisse formulierte er unter anderem als Oden.
Man muss also kein Dichter sein, um das Dichten zu lieben, und Themen für Gedichte finden sich überall, bis zurück zur Eiszeit. So nehme ich mir sein Bekenntnis zum Ansporn und freue mich, wenn ich rückblickend irgendwann mit ihm sagen kann:
„Allein von allem mußt‘ ich dichten,
Und mancherlei Gedichte schrieb ich!“*
*zitiert nach: Shafiq Naz (Hg.): Der deutsche Lyrikkalender 2012. Jeder Tag ein Gedicht. alhambra Publishing, 5. Juli
Auf dem gestern genannten MusenLustBlog gibt es eine Mitmachaktion, die sofort den Spieltrieb in mir weckte: Ge-o-dichte. Das sind kurze Reime, in denen Städtenamen oder andere geografische Bezeichnungen eingebaut sind. Oft sinnfrei, dafür umso lustiger. Dann wollen wir mal:
Großwardein Traum
Voller UnbeHagen
muss ich heute Klagen:
furt sind alle Lachen Deminen,
geknickt vom Platz wir Giengen.
ItaLienz Männer uns bezWangen,
Neuer konnte den Ball nicht fangen;
Dan zig Konter und kein Tor,
Jogi schickte die Falschen vor.
Ein scharfer Elfer ging zwar Rhein,
doch das sollts Schon – ach – sein.
Dabei wollten wir nur Siegen,
endlich den Pokal mal kriegen.
Nun alle Mann heim fahren –
toll sie dennoch Waren.
Das Buch „Songtexte schreiben“ von Masen Abou Dakn (Autorenhaus Verlag Berlin, 2006) lief mir ganz zufällig über den Weg. Spontan griff ich zu, dachte, das erweitert das Spektrum des Schreibens in der Abschlusssitzung des Kurses Kreatives Schreiben. Nun merke ich: Es könnte mein eigenes Schreibspektrum erweitern. Denn:
So ist meine Vorstellung, gelesen habe ich das Buch noch nicht. Die Lust, es auszuprobieren, ist jedoch so groß, dass ich direkt rumgesurft habe und noch viel mehr Anregungen entdeckt habe: Die Celler Schule, einen deutschen Textdichter-Verband und einen Blog dazu. Mit dem Schreiben von Liedtexten kann man sich also intensiv auseinandersetzen. Oder man tut es einfach und schreibt endlich die Texte zu den Zufallscovern, die man in einer kreativen Pause erstellt hat. Dann fehlt nur noch ein Musiker, der das ganze vertont. Nur Singen kann ich nicht, zumindest nicht für die Öffentlichkeit.
Poetry Slam in Gebärdensprache – wie immer zufällig und über Weiterklicken darauf gestoßen, weiß ich nicht genau, wie ich mir das vorstellen muss. Doch es verbinden sich zwei Dinge, die mich interessieren und die ich erst einmal nicht zusammen gebracht hätte: Das Schreiben von Menschen mit Behinderungen, hier Gehörlose, und der Poetry Slam. Die Gebärdensprache würde ich gerne beherrschen, seit ich als Kind in den dritten Fernsehprogrammen Nachrichten mit Gebärdendolmetscher entdeckt habe. Bsher ist es nicht dazu gekommen.
Mit Deaf Jam gibt es einen Film über Aneta Brodski, eine israelisch stämmige Teenagerin, die sich mit ASL-Slam mit sprechenden Poeten misst und später mit einer aus Palästina stammenden Hörenden zusammen arbeitet. Also Kunst über Sinnes- und politische Grenzen hinweg. Die Trailer hier machen neugierig. Die Aktion Mensch zeigt den Film im Rahmen eines inklusiven Filmfestivals unter dem Motto „überall dabei„, das bundesweit ab Herbst stattfindet. Das merke ich mir.
Lyrik hat für mich viel mit Klang zu tun, aber auch mit Bildern. Performance – neben dem Text das zweite wichtige Element auf Slambühnen – ist bei der Gebärdensprache automatisch dabei, oder? Je mehr ich darüber nachdenke, desto spannender wird die Kombination.
Sofarückwand, schwarzes Leder mit Naht
Kirschkernholzschränkchen
Nachtspeicherofen
Ein Amaryllisblatt ragt durch den Vorhang
warmes Gebläse
ein Buch – ich