Frapalywo: Heimat1

Zuhause wird Heim

Wo die Wohnung passt
Wo die Kisten ausgepackt
Wo die Nachbarn grüßen
Zumindest ein paar

Wo die Kisten ausgepackt
Das Bäckersortiment getestet
Zumindest ein paar
Zum Default erklärt

Das Bäckersortiment getestet
Es riecht leicht muffig
Zum Default erklärt
Die Feste vertraut

Es riecht leicht muffig
Leberwurst gibt es immer
Die Feste vertraut
Die Rituale einstudiert

Leberwurst gibt es immer
Dialekt wird gesprochen
Die Rituale einstudiert
Geborgenheit auch

Dialekt wird gesprochen
Wo die Nachbarn grüßen
Geborgenheit auch
Wo die Wohnung passt.

 

Endlich wieder Lyrikzeit mit Frau Paulchen :-)) . Der erste Impuls zu dieser „Heimat“-Frapalywo: „zuhause versus heimat“. Ein Pantun erkundet den Übergang vom einen zum anderen.

Frapalywo3-7: Nicken

Zwischen leergegessenen Kühlschränken,
Zahnpastaspuren am Badezimmerspiegel

Hast-du-deine-Vokabeln-gelernt-Konversa-
tion mit der pubertierenden Brut allein auf

ein ganz kleines Ab-Auf seit einigen Jahren
nicht auf große Gesten oder solche Worte

oder Liebesschwüre mit Rosen, auch nicht
auf lange Umarmungen oder Verführungen

mit Kerzen und Düften und zulächelndem
Gesicht, nur auf ein ganz winziges Ab-Auf

deines Kopfes begleitet von dem der Lider
zu mir warten

 

Das war der letzte Impuls dieser Frapalywo: nicken. Ich nicke in die Runde und sage danke.

Frapalywo3-6: Schunkeln

Geburtstagsschunkeleien

Sie wagen nicht ganz zu tanzen
choreografierte gemeinschaft
hier und heute beim großen fest
urige, seit jahrzehnten geprobte
nähe, arme abgewinkelt, eingehakt
ketten aus menschen, die sich
ehemals geliebt wohl, trotzdem
lustig sein wollen, ausgelassen
natürlich, geschunkelt haben sie.

 

Das ist das Ergebnis zum vorletzten Impuls dieser dritten Frapalywo mit dem Thema Bewegungen, dem Schunkeln.

Frapalywo3-5: Schwimmen

Der Pilot war während
des Fliegens wohl ins
Schwimmen geraten.

Unzählige Teile des Fliegers
zwischen Fischen und Algen
schwimmen noch im See.

 

Ein Versuch, ein aktuelles Ereignis und den Impuls schwimmen miteinander zu verdichten.

Frapalywo3-4: Krabbelkabbeleien

Krabbelkabbeleien

Im Blumentopf wohnte ein Asselpaar,
seit Jahren schon miteinander vermählt,
Sie wollten verreisen, doch unklar war,
wer von beiden den Weg nun wählt.

Sie diskutierten eine Weile bei mehreren Drinks,
dann hatten sie genug von dem Brimborium
Deshalb sagte Frau Assel, ich gehe nach links,
Herr Assel jedoch wandte sich rechtsrum.

So uneins waren sie bisher noch nie,
doch jetzt wollte keiner nachgeben
Nach vielen Ehejahren nur Autonomie
war noch ihr gemeinsames Streben.

Herr Assel blieb hart und ging seinen Weg,
krabbelte rechts auf der Blumentopfkante
Frau Assel betonte, du hast keinen Beleg
für die Richtigkeit deiner Variante.

Sie bewegte sich im Uhrzeigersinn um den Topf
alle sechs Beine marschierten entschieden
Herr Assel wendete nicht mehr um seinen Kopf,
denkt, dann sind wir jetzt halt geschieden.

Der Blumentopf ist groß, die Reise war lang
sie umrundeten die Pflanze mit Pausen
Ein jeder von ihnen machte stolz seinen Gang
unterbrochen von stärkenden Jausen.

Am Abend kam jeder von ihnen ans Ziel
Auf des Blumentopfs sonniger Seite
Ein jeder war glücklich, denn ihnen gefiel
die Ausicht dort mit ihrer Weite.

Dann sahen sie einander und waren erstaunt
dachten sie doch, sie hätten sich verloren,
Doch schnell merkten sie, nun gut gelaunt,
Ihre Beziehung war wie neu geboren.

 

Die heutige Bewegung heißt krabbeln. Da ich nur an Ameisen mit Reiseplänen denken konnte, kamen diese Reime heraus.

Frapalywo3-3: Wehen

Nachts sprühte eine
Wolke Regentropfen auf
orange Tomaten

Eine Idee von leiser
Traurigkeit weht jetzt herein.

 

Der Impuls Wehen nicht einfach. Beim Morgenkaffee doch ein Bild, zu einem Tanka geformt.

Frapalywo3-2: Rückenansichten eines Dirigenten

Die ohren geschlossen
der musik lauschen töne

steigen aus fingern fallen
bis zur ferse ein legato

streift über den rücken un-
terhalb der linken schulter

der einsatz des cellos das
crescendo steigt vom knie

an aufwärts nur beim tutti
reichen die ellbogen über

die standfläche hinaus die
noten wandern vom pult

in jede zelle des körpers
wandeln sich in klänge

gestimmte gefühle bis in
haarspitzen und frack

nach vorne dirigierst du
nach hinten liest du mir

die melodie

 

Das ist mein Beitrag zum Impuls dirigieren. Ein wunderbarer Impuls, der mir ein indirektes Geständnis entlockt.