Frapalymo2018-1: Sonett

Siehst du das Muttermal auf meinem Bauch
Kannst du meine Ohrmuschel skizzieren
Weißt du wie sehr mich Treppensteigen schlaucht
Versuchst du meine Katerstimme zu imitieren

Folgst du meinem liebsten Twitteraccount
Kennst du die Ärgernisse meiner Brotarbeit
Interessiert dich was mich morgens erstaunt
Teilst du mein Faible für Freitagsfaulheit

Unsere Beziehung ist in die Jahre gekommen
Die Arbeitsteilung funktioniert perfekt
Wir kennen unsere Wäsche Schicht für Schicht

Die Liebe ist im Alltagseinerlei verronnen
Keiner mehr den anderen neckt
Wir kennen uns und kennen uns doch nicht

 

Mit „siehst du den mond über soho*? – schreibt ein liebesgedicht (im stil oder auch nicht von *bertolt brecht)“ beginnt dieser Frapalymo. Das ist mein Ergebnis.

Frapalymo2017-Ende

Im Radio läuft “Last Christmas“ und spätestens dann ist klar, November und damit auch dieser Frapalymo sind zu Ende. Sophie fasst in ihrem rückblick, ausblick, eine frage zusammen, wie groß(artig) der Frapalymo geworden ist. Die Gemeinschaft, die beim gleichzeitigen Schreiben zum selben Impuls, die Energie, die durch die vielfältigen geschaffenen und geteilten Texte entstehen, sind faszinierend. Kreatives Schreiben at its best und das allein im digitalen Raum. Continue reading „Frapalymo2017-Ende“

Frapalymo2017-30

In meiner Hand
kann ich verbergen
eine Walnuss,
Schokobonbons,
einen aufgelesenen Stein
oder ein Taschentuch

Auf meiner Handfläche
trage ich mit mir
das Gedicht von dir
mit grünem Filzstift
geschrieben oder auch
einfach Poesie

Was in eine Hand passt“ ist der letzte Impuls dieses Frapalymos. Schade.

Frapalymo2017-29

Tinte
an Händen
zumindest ein Beleg
für Auspacken des Füllers
Gelerntes?

Zahnpasta
und Müslireste
im Waschbecken verteilt
Niemand nimmt den Lappen
Alltag.

Pickel
und Härchen
wachsen an euch
Kindheit geht zu Ende
Trotzdem!

Eine Serie aus drei Pubertierendenmutterelfchen zu sichtbaren Spuren.

Frapalymo2017-28

Sehnsucht
wie Schmachten, Begehren, Schwäche
in Bedeutungsgruppe 10.26
zwischen Neid und Selbstzweifel
bei Wunsch gleich nach Rachsucht
rechts von unerfüllte links von nach
gehört Sehnsucht zu Menschen
Heimat und Leben

Wanderdüne
aus wandern wie
Abwesenheit (umherirren, fehlen)
und verschwinden, weichen
Blicke wandern Richtung
Düne (Ufer, hoch, locker)
ein Buckel aus Geschiebe
die Böschung ist steil

Litauen habe die höchsten
Wanderdünen aber
die tiefsten Sehnsüchte
hat nicht der Prinz

 

sehnsucht ist keine wanderdüne“ lautet der tweet von @wolkenloft, der Impuls für heute war. Um aus so einem poetischen Satz ein Gedicht machen zu können, habe ich mich vom Wortschatz der Uni Leipzig inspirieren lassen.

Frapalymo2017-27

Es war einmal …

ob montag mittwoch
sommer spätherbst

hexe prinzessin
kennt die worte kaum

spürt dass sie friert
oder nur unruhen

verschwommensein
wie sich wärmen

weiß sie nicht denkt
manchmal die oma

liest märchen mit
wundern wenn sie

nicht gestorben ist
denkt sie nicht weiß

sie schon lang nicht
was einmal sie war

sagt sie nicht mehr

 

Nicht sehr märchenhaft, mein Es-war-einmal-Text.