Frapalymo 23b oder statt 15: Rolltreppe

So schnell und steil
wie nach unten
zur Budapester Metro
kenne ich keine
Eilig nach irgendwo
oder ängstlich umkehren

 

Der Frapalymo-Impuls 23/2012 „eindrücke einer stadt“ regte mich zu zwei ganz unterschiedlichen Texten an. Eine willkommene Chance, das ausgelassene Gedicht 15 nachzuholen. Sagte ich vor wenigen Tagen, ich fühle mich ausgelaugt und leergefischt?
Ob es diese Rolltreppen, die mir vor vielen Jahren begegnet sind, noch immer gibt, weiß ich übrigens nicht. Vielleicht ein Anlass, bald mal neue Eindrücke von Budapest zu sammeln.

Frapalymo 23: Altstadtbewohner

Über den Köpfen
haben die Häuser
Namen
Hus zem Phasant
zum Roßeißen
zum Leopard
zum Sittich
zur vorderen Katz
zum gelben Schaf
zum schwarzen Bock
zum goldenen Schwan
zum goldenen Lamm
zum Lämmlein
Welches Tier unter vielen
bin ich?

 

Heute ein Spaziergang durch die Stadt, „meine“ Stadt. Das Frapalymo-Gedicht 23/2012 zum Impuls: „eindrücke einer stadt“

Frapalymo 22: Nicht schnuppe

Heute habe ich mir meinen Mantel
für Realitätsfluchten angezogen
die Stiefel für Traumwege
die Handschuhe für Zärtlichkeiten
die Mütze zur Stärkung des Innenohrs
bin nach draußen gelaufen
bis zur letzten Haltestelle der Stadt
mein Schal flattert im Wind
bringt Paradiesdüfte zu meiner roten Nase.

Heute ist der richtige Tag
las ich in der Zeitung
in unseren Breitengraden
Hier draußen ist es dunkel genug
Nach all den Jahrzehnten
wird in meinem Kalender notiert
Sternschnuppe gesehen
Wunsch bleibt Geheimnis
Endlich.

Gleich

Ich
sitze
warte
schaue
hoffe
blinzle

Jetzt
der Bus
Meine Rückfahrkarte drückt.

 

Frapalymo-Gedicht 22/2012. Den Impuls „an der haltestelle. ein mädchen mit rotem schal schaut in den nachthimmel & hofft auf eine sternschnuppe. doch der bus kommt früher.“ habe ich sehr wörtlich genommen und ein für mich ungewöhnlich langes Gedicht daraus gemacht. Interessant wohin mich der Frapalymo alles bringt.

Von lyrischem Fasten und Künstlertreffs

Schon einige Jahre kenne ich die Idee eines „Künstlertreffs“ oder eines „künstlerischen Stelldicheins“ von Julia Cameron. Um dauerhaft ein kreatives Leben leben zu können, schlägt sie zwei Grundtechniken vor: die „Morgenseiten“ und eben den „Künstlertreff“ (beispielsweise in ihrem Buch „Der Weg des Künstlers“, das ich in einer Ausgabe des Knaur Verlags von 2000 vorliegen habe). Dieser Künstlertreff ist eine Verabredung mit sich selbst, die dazu dient, den eigenen Brunnen wieder zu füllen. Wichtig dabei ist, allein etwas für sich zu unternehmen, das einen selbst nährt, ganz ohne Ablenkung durch andere Menschen, mit denen man gemeinsam unterwegs ist.

So einen Künstlertreff halte ich theoretisch, seit ich davon gelesen habe, für eine gute Idee, gemacht habe ich es bisher immer nur sporadisch. Doch seit gestern spüre ich, wie der Frapalymo (und all die anderen Dinge, die ich zur Zeit so mache) mich auslaugt, wie ich mich leer gefischt fühle. In mir rumort es: Ich brauche Futter. Es ist sicherlich normal, dass nach einer superproduktiven Phase, wie es der Frapalymo ist, eine weniger produktive kommt, in der erst einmal wenig oder gar nicht mehr geschrieben wird, in der Rückzug und Auftanken angesagt ist statt Weiterpowern. Doch für mich bestätigt sich gerade: Wenn ich wirklich schreiben will, reicht es nicht aus, Schreibzeiten zu reservieren. Ich muss auch regelmäßig auf Empfang schalten, aufnehmen und genießen.

Trotzdem bin ich wild entschlossen, den restlichen Frapalymo mitzudichten. Schon allein der tollen Impulse wegen, die Sophie sich Tag für Tag einfallen lässt. Bewundernswert: Wie machst Du das nur, Sophie. Ich warte schon die ganze Zeit darauf, dass sich irgendwas einmal wiederholt, aber jeder Impuls ist überraschend anders. Ich bin auch unheimlich stolz auf mich, dass ich diesen Monat nicht nur zwanzig Gedichte geschrieben, sondern diese auch noch alle – wie unfertig oder phantasielos sich manche von ihnen auch angefühlt haben – hier hochgeladen habe. Außerdem fühlt es sich gut an, einmal leergeschrieben zu sein. Mal Durchfall statt Verstopfung. Positiver ausgedrückt könnte man sagen: Der Frapalymo ist lyrisches Heilfasten. Damit es aber keine Jo-Jo-Effekte gibt, ist eine dauerhafte Umstellung zum Gesunden sinnvoll. Dies so deutlich zu spüren, ist eine wertvolle Erfahrung.

Frapalymo 21: über das Schöpfen

ich wasche die Schnappschüsse
schneide Farbspiele in Form
stecke  sie mit Melodien und Klängen fest
und wickel sie auf Fundstücke

für Frische und Frechheit lasse ich
eingehüllt in Entdeckungen
die Begegnung mit einem außer
gewöhnlichen Menschen einwirken

für den Halt massiere ich Bewegung
und sprühe Alltag darüber

dann lege ich alles korrekt
bis zum nächsten Besuch
in vier Wochen

 

„ich essen einen kurzen schlaf, dann wache ich auf und esse den nächsten kurzen schlaf“ – dieses Zitat von Herta Müller war der Impuls für das Frapalymo-Gedicht 21/2012.

Frapalymo 20: Samstagsaromen im Wind

Wenn der Wind
aus der richtigen Richtung weht

Wenn der Wind
mich in stimmiger Stimmung trifft

Wenn der Wind
streichelnd um mein Gesicht streicht

Dann riecht der Wind
nach warmem Samstags-Hefezopf mit Mandelblättern

 

„aroma des windes“ heißt der Impuls zum Frapalymo-Gedicht 20/2012.

Frapalymo 19: stille

i  i
i    i  i       i
i
i   i i
i
i      i             i
i      i
i

 

Die „stille“ aus dem Impuls für das Frapalymo-Gedicht 19/2012 ließ sich nicht kriegen. Immer wieder blitzten Is auf, piepsten, quietschten, wirkten, verwirrten mich. Um herauszufinden, was genau die Is in der Stille suchen und wie sie zusammengehören, brauche ich mehr Zeit als eine Nacht zwischen Alltagsbrausen. Vielleicht ein Projekt für den stillen Monat Dezember.