Im Schreiben zu Haus

Zufällig wohl nur für eine, die sich mit Fotografie und Fotografinnen nicht auskennt, habe ich eine großartige Entdeckung gemacht: Der Bildband: „Im Schreiben zu Haus. Wie Schriftsteller zu Werke gehen“ von Herlinde Koelbl. 42 Porträts deutschsprachiger Schriftsteller von Peter Handke bis Ernst Jünger, von Sarah Kirsch bis Christa Wolf sind in diesem wunderschönen Buch versammelt. Herlinde Koelbl fotografierte und sprach mit den Porträtierten zwischen 1996 und 1998, das Buch erschien im September 1998 und ist nur noch antiquarisch erhältlich.
Die Fotografien der Arbeitszimmer, Schreibtische, Hände an der Schreibmaschine, am Laptop oder mit Stift überm Papier stillen die Neugier und geben sinnliche Eindrücke in die Praxis des Schreibens. Gespräche, in denen Herlinde Koelbl ungeniert, aber gut informiert Fragen stellt, zeigen Lust und Qual des Schreibens. Wann schreiben Sie, wo schreiben Sie, fällt Ihnen das Schreiben leicht, wie gehen Sie beim Schreiben vor? – Solche ganz praktischen Fragen laden ein, die eigene Schreibpraxis zu reflektieren und bewusst zu gestalten. Doch am meisten Spaß macht es, bei einem Glas Wein in diesem dicken Buch zu schmökern und dabei das Gefühl zu haben, die Schriftsteller und Schriftstellerinnen ganz privat kennen zu lernen, Ihnen über die Schulter und auch ein wenig in die Seele zu schauen.

Fremdbloggen?

Kaum im Bereich des Bloggens unterwegs, kommt mir der Begriff „Fremdbloggen“ unter. Heißt das jemand loggt sich in einen fremden Blog ein und schreibt da? Nein: Marion Pfaus alias Rigoletti versteht darunter, zu fremden Fotos zu bloggen. Nachzulesen ist das unter: www.rigoletti.de
Tolle Texte lese ich hier, witzige Fotos finde ich und komme auf die Idee, auch einmal ein Foto einzuschicken und gespannt abzuwarten, was Rigoletti dazu einfällt.
Andererseits: Warum nicht selbst zu Bildern schreiben? Schreiben zu Postkarten ist ja ganz klassisch beim Kreativen Schreiben; für ein Kalenderprojekt habe ich bereits zu Fotos Gedichte geschrieben. Das besondere beim Fremdbloggen nach Rigoletti ist, so scheint mir, dass ich so tue, als wäre das Bild mein Foto, das ich auf meinem Blog veröffentliche. Ich glaube, es entstehen so andere Texte, andere Ideen stellen sich ein. Ich lasse es nicht beim Glauben, sondern probiere es einfach aus. Am besten in der Gruppe zusammen mit anderen zum selben Bild?