Sommerleichtes Schreiben zum Weitersagen

Im Blog Schreibtischwelten von Lucia gibt es gerade eine Serie Sommerleichtes Schreiben. Man merkt, dass Lucia einen Schreibtisch aufgeräumt hat und nun mal andere Stühle ausprobiert. Mittlerweile gibt es bereits sieben Ideen, die uns ins Schreiben bringen können.

Teil 6: Spontangedichte hat Lucia dem schreib-t-raum – Blog gewidmet. Genau das richtige für mich: Herzlichen Dank. Mein Spontangedicht vom frühen Sonntag Morgen nach einer kurzen Nacht gibt es dort zu lesen. Lucia freut sich sicherlich, wenn noch ein paar Gedichte dazukommen. Ich finde, spontanes Reimen lässt Ideen keimen. Nur zu.

Geogags – eine Mitmachaktion der Songtextschreiber

Auf dem gestern genannten MusenLustBlog gibt es eine Mitmachaktion, die sofort den Spieltrieb in mir weckte: Ge-o-dichte. Das sind kurze Reime, in denen Städtenamen oder andere geografische Bezeichnungen eingebaut sind. Oft sinnfrei, dafür umso lustiger. Dann wollen wir mal:

Großwardein Traum

Voller UnbeHagen
muss ich heute Klagen:
furt sind alle Lachen Deminen,
geknickt vom Platz wir Giengen.
ItaLienz Männer uns bezWangen,
Neuer konnte den Ball nicht fangen;
Dan zig Konter und kein Tor,
Jogi schickte die Falschen vor.
Ein scharfer Elfer ging zwar Rhein,
doch das sollts Schon – ach – sein.
Dabei wollten wir nur Siegen,
endlich den Pokal mal kriegen.
Nun alle Mann heim fahren –
toll sie dennoch Waren.

 

Verständlichkeit von Texten: Flesch-Wert

Ich bin auf ein neues „Spielzeug“ im Netz gestoßen, mit dem sich Texte überprüfen lassen. Diesmal handelt es sich um leichtlesbar.ch, für das Christian Bachmann verantwortlich ist. Wie im Domainname erkennbar, wird die Verständlichkeit oder Lesbarkeit von Texten beurteilt. Dazu wird die Flesch-Formel verwendet, die die Wort- und Satzlänge berücksichtigt: Je kürzer die Wörter und je kürzer die Sätze, desto höher der Flesch-Wert und desto leichter lesbar. Ein sinnvolles Spielzeug also, das auf Wortwahl und Satzbau aufmerksam macht.

Ich habe mir den Spaß gemacht und den gestrigen Artikel über das Buch von Judith Wolfsberger getestet. Ergebnis: 35. Das heißt, der Text ist etwas schwierig zum Lesen, Mittelschulniveau wird angenommen. Durchschnittliche bis anspruchsvolle Zeitungen haben für ihre Artikel ähnliche Werte. Da das Buch das Schreiben einer Abschlussarbeit an einer Uni erklärt, sollte er also nicht zu schwer sein.

Nun teste ich den Text bis hierhin. Ergebnis 56. Leichter als der andere, immer noch nicht leicht. Ich weiß, dass ich zu langen Sätzen neige. Nun fasse ich mich kurz. Besonders wichtig ist: nur kurze Wörter verwenden. Ob es so leichter wird? Ich teste neu. Dieser Abschnitt hat den Wert 88. Das verstehen Kinder in der fünften Klasse. Klassische Werbesprüche sind genau so. Ich glaube, ein bisschen komplexer darf es sein.

(Gesamttext: 64. Leicht. Wie eingängige Werbebriefe und -texte, schwieriger als Boulevardzeitungen. Das ist o.k. Übrigens: Der Inhalt spielt natürlich keine Rolle.)

Write or Die – schneller Texte schreiben

Freewriting, Rohtexten, „Don’t get it right, get it written“ – viele Tipps zum Schreiben beruhen darauf, zunächst einmal Text zu produzieren, ohne Rücksicht auf Verluste, und danach zu sehen, was daran schon gelungen ist und wie es überarbeitet, verbessert und ergänzt werden kann. Die Software Write or Die soll dabei helfen.

Die Grundidee leitet sich aus der Lerntheorie ab: Langfristige, vage Belohnungen sind weniger hilfreich bei der Verhaltenssteuerung als kurzfristige, konkrete Bestrafungen. Will heißen: Wenn ich schreiben will, aber vorm Computer sitze und grüble statt zu tippen, passiert nichts schlimmes, außer dass ich halt hinterher ein blödes Gefühl habe, kein Text entsteht oder ich bei Texten, die ich zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeben muss, später irgendwann unter Druck komme. So kennt wahrscheinlich jeder, der schreibt, die Situation nicht wirklich voranzukommen.

Bei Write or Die helfen negative Konsequenzen, im Schreibfluss zu bleiben. Es gibt das Programm als kostenlose Online-Version, die ich ausprobiert habe, sowie mit zusätzlichen Features als Download für den Desktop und als App für das iPad. So gehts:
Zuerst legt man die eigenen Schreibziele fest: X Wörter in Y Minuten. Daneben kann die Härte der Konsequenzen und die Dauer der Gnadenfrist in drei Stufen gewählt werden. Nach Ablauf der Frist – ein, zwei bis ungefähr zehn Sekunden – wird zunächst der Hintergrund von weiß über rosa knallrot. Danach stehen zur Wahl 1. eine freundliche Erinnerung weiter zu schreiben, 2. schlimme Musik, die erst endet, wenn man weiter tippt, oder 3. die Kamikaze-Version, dass sich der Text von hinten nach vorne selbst wieder löscht. Das wirkt.

Im Selbsttest merke ich, wie ich hektisch werde. Bloß nicht zurückschauen, weiter tippen, was immer kommt! An sich, das bemerke ich später, muss ich nicht hektisch in die Tasten hauen, es reicht beständig am Schreiben dran zu bleiben. Sogar das automatische Löschen von Tippfehlern ist kein Problem, Hauptsache der Schreibfluss versiegt nicht.
Auch wenn ich ruhiger schreibe, beschleunigt sich mein Schreiben. Das Runterzählen der Zeit und Hochzählen der Wörter wirkt jenseits der Konsequenzen motivierend. Und vor allem unkonzentriertes Abschweifen der Gedanken, bei dem die Finger das Schreiben aufhören, oder Ablenkung – nachlesen, nachschlagen, E-Mails überprüfen, Tee kochen – wird vermieden. Write or Die gesteht mir eine Pause zu, während der die Zeitzählung stoppt, danach läuft es einfach weiter. So kann es helfen, kurze (10 – 15 Minuten), aber intensive Schreibeinheiten zu gestalten. Dann werde ich von dem Programm sogar belohnt: 319 Wörter in 10 Minuten. Ich bin stolz auf mich und habe Lust, gleich weiter zu schreiben.

 

Neue und alte Mailieder

Der Mai hat es in sich und der Ohrwurm „Der Mai ist gekommen“ hat offensichtlich schon mehr Leute zum Nachdichten animiert. Gestern habe ich meine – schon vor zwei Jahren entstandene – Version „Schöner Mai“ hier hochgeladen, heute blättere ich den deutschen Lyrikkalender 2012 auf das heutige Datum und finde „Neues Mailied. Zum Mitsingen“ von Max Herrmann-Neisse. Ein Glück, dass ich das Gedicht vorher noch nicht kannte, sonst wäre mir mein Dichtversuch vielleicht langweilig oder stümperhaft vorgekommen.

Das neue Mailied von Herrmann-Neisse (1886 – 1941) beginnt mit den Worten „Der Mai ist zum Kotzen“. Nicht nur für mich ist also auch im Wonnemonat nicht alles nur grün. Wer genug hat von knospendem Aufbruch, süßen Düften, lieblichen Winden und Co. kann das Gedicht im Lyrikkalender oder im großen Lesebuch zum Frühling in der Reihe Fischer Klassik nachlesen.