Der Bodschkin – eine Computerplage

Heute Morgen dachte ich ja noch, ein Bodschkin sei ein Knödel, ein kasachisches Nationalgericht, das man süß (gefüllt mit Datteln und Aprikosen) oder herzhaft (mit Waldpilzfüllung) genießen kann. Natürlich hat jede Familie dafür ihr eigenes Rezept, das von der Großmutter auf die Enkelin weiter gegeben wird, und ebenso natürlich wird der Bodschkin zu Festtagen gerne serviert, besonders am dreitägigen Bodschkin-Fest, das jedes Jahr im November stattfindet (zum Vollmond).
Doch ich wurde eines besseren belehrt. Gerade vorhin, als ich den Computer anschalten und nach vielen Gedichten und Phantasiewörterspielen mal wieder einen seriösen Beitrag zum Schreiben entwerfen und hochladen wollte, kam mir der gemeine Bodschkin dazwischen: Er hat sich wie ein zermanschter Knödel im Computergehäuse an unbekannter Stelle niedergelassen. Beim Einschalten hörte ich ein fieses kurzes Piep, das ich nur so lange ignorierte, bis das System sich weigerte hochzufahren. Die Fehlermeldungen, die der Bodschkin auf den Bildschirm zauberte, waren zwar nicht in kyrillischer Schrift geschrieben, kamen mir aber dennoch chinesisch vor. Womöglich habe ich den Bodschkin selber herbeigeschrieben!?
Wie auch immer, nach einiger Zeit und wildem Rumprobieren war der Bodschkin verschwunden, zumindest plagt er mich im Moment nicht. Da ich aber weder weiß, wo er so plötzlich hergekommen ist, noch warum er jetzt keine Mucken mehr macht, bleibe ich vorsichtig. Falls der Bodschkin morgen nicht wieder auftaucht, folgt dann der seriöse Artikel. Oder ich  muss zur großen Bodschkin-Jagd blasen. Und danach finde ich nur noch Wörter, die Gutes und Schönes bedeuten.

Sonntags-Gedicht: Universitätsbetrachtungen

Das Sauerkraut in
der Nase wird von Kreide
weggekitzelt

Grüner Teppich
elektrisiert das Hirnen
der Mathematik

Styroporsee weiß
vor herbstbraunen Bäumen
Ein Betonmischer schreit

Staining solutions
riechen nach Kaffeeklatsch
E-Coli im Flur

Nebenbemerkung: Das sind die Betrachtungen der Universität in Haiku-Form gebracht und mit der Frage versehen, ob das der Anfang eines Imagegedichts der Uni ist.

Nebenbemerkung 2: Ich weiß, dass heute nicht Sonntag ist, aber wer weiß, ob mir Sonntag ein Gedicht einfällt.

Sonntags-Gedicht: Heikes November-Sonntag

Politische Sonntagsmatinee am Ewigkeitssonntag

Es war eigentlich der Albtraum beide Garnelen
gaben sich nicht kampflos geschlagen es handelt
sich schließlich um Neocaridina zhanghjiajiensis
in einem Ladengeschäft in Wilster hagelt es harte
Kritik feiern wir das Lachen mit Echo-Effekten ver
lost vier tolle Preise am Totensonntag stand sie
noch in der Fotoabteilung mit BluePeral und White
Peral genehmigen wir uns eine Pizza im Anschluss
und klopfen gegen Arbeitsfrust Photowalks Solo-
Show wie ich einmal versuchte reich zu werden
zwischen Frühstücksbrunch und Abendmahl am
Lesenachmittag Neuverfilmung 100 Jahre Hockey
Club Biotechnologin im Einzelhandel wenn Tiere
schlafen gehen ein deutsches Requiem Ruhetag

Sonntags-Gedicht: Nachtlied

Hey, Mond, Du stehst
in unserm Eck
Willst nicht mal weiter ziehen?
Mein Freund und ich,
dann, wenn Du gehst,
woll’n uns in Ruhe lieben.

Dein Licht erhellt
die dunkle Nacht
macht jedes Geheimnis weg
Wir woll’n doch nur
dass es vollbracht,
genießen rein und pur.

Mensch, Mond, halt ein,
bist halt ’ne Frau
Du störst im Männerbund!
Sonst könnten wir ja auch mit 3n,
Du weißt schon, ja, genau.

Doch Du mit Deinem großen Rund
lässt uns jetzt wieder warten.
Zwei lange Wochen
machst Du Licht
Ach, schleich Dich in den Garten!

Statt am Sonntag am Montag und mit einer Woche Verspätung traue ich mich nun, mein am letzten Sonntag geschriebenes Nachtlied hier öffentlich zu machen. Es entstand im Rahmen eines Schreib-Treffens im Albertinum in Dresden und wurde vor dem Bild „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ von C.D. Friedrich von mir verfasst.

Papier und Bleistift

Vor lauter Tippen am Computer könnte man fast vergessen, dass es auch noch die gute alte Papier-Stift-Methode des Schreibens gibt. Schreibt sich damit anders? Ich finde ja.

Für mein Schreiben kann ich sagen: Je kreativer und je persönlicher, desto handschriftlicher. Aber gerade wenn es mal nicht so läuft, empfiehlt es sich, probehalber umzusteigen. Vielleicht kommt die Gedicht-Idee heute mal an der Tastatur, schreibt sich die schwierige Argumentation leichter mit dem Lieblingsstift in der Hand. Oder je nachdem wo ich mich im Schreibprozess befinde, wechsle ich bei ein und dem selben Text zwischen Computer und Hand ab.

Ich werde die nächsten Tage ausschließlich von Hand schreiben. Das hat den ganz pragmatischen Grund, dass ich unterwegs und immer noch nicht gut genug ausgestattet bin, um im Zug Texte zu tippen. Deshalb ruht der Blog bis nächste Woche.
Wenn ich zurück bin, tippe ich die besten Texte ab, überarbeite sie dabei noch ganz nebenbei und dann sind sie hier vielleicht zu lesen.

Ich heiße Heike

Heute startete mein Kurs Kreatives Schreiben für Studis der Uni Konstanz, auf den ich mich schon sehr gefreut habe. Gerade an der Uni lustvoll und persönlich schreiben zu dürfen, ist ein großer Gewinn.
Wir haben direkt losgeschrieben und eine Menge toller Texte entstanden in kurzer Zeit. Mir scheint, es gab und gibt eine Menge an Texten, die geschrieben werden wollen und für die es im sonstigen Studiumsalltag keinen Raum gibt. Natürlich kann man fragen, ob dem kreativen Schreiben ein Platz in einem wissenschaftlichen Studium eingeräumt werden soll. Aber mir fallen eine Menge Argumente ein, warum ja, die ich hier nicht einzeln aufzählen möchte. Zum Glück muss ich ja niemanden überzeugen, dass es diesen Kurs geben darf.
Damit wir uns in der Gruppe ein wenig kennenlernen, haben wir Texte zu unseren Namen geschrieben. Und haben über die Inhalte der Texte sowie über die Form und Sprache schon viel voneinander erfahren. Weil ich es so spannend fand, diese Texte zu hören – und weil ich wegen der großen Teilnehmerzahl darauf verzichtet habe, meinen Text vorzulesen, –  folgt der jetzt hier:

Heike heiße ich, Heike Meyer, und das schon mein ganzes Leben. Meyer ist nicht sonderlich einfallsreich, aber nur weil ich heirate, werde ich ja kein anderer Mensch.
Heike Meyer, ganz schön viel Ei. Ich habe mich daran gewöhnt. „ei-e, ei-e“ – Gleichklang, Geleier. Ob ich deshalb manchmal ein bisschen langsam bin?
Geschickt ist der Name im World Wide Web. Wer „Heike Meyer“ bei Google eingibt, bekommt ziemlich viele Treffer. Die wenigsten haben mit mir zu tun. Außerdem ist Heike praktisch – alle Heikes dieser Welt, oder zumindest Deutschlands, sind ungefähr gleich alt. Nur für Auslandsreisen ist mein Name nicht geeignet: Heike kann keiner aussprechen. Mein Schicksal ist wohl in Schwaben zu bleiben.

Sonntags-Gedicht: Le garde-manger arrogant

Hinter der Küche vom Biolek
lockt eine Tür aus Mahagoni
glänzende Klinke, kein Stäubchen Dreck
Kein Zugang hier fürs Volk, für Vroni

Das dunkle Holz strahlt Kälte aus
– Ich fühl‘ mich hierfür zu normal –
Doch ich will wissen, welcher Schmaus
dahinter lauert im Regal

Zu hören ist ein Kammersingen
im klaren Mezzosopranton:
Es gibt sie noch, die guten Dinge
Nur nicht wo Otto Popel wohnt

Nicht Marmelade, Konfitüre
Statt Essig Aceto Balsamico
Wacholderschinken mit Rosmarinbordüre
und Ziegenweichkäse auf echtem Stroh

Die Nase hoch: Sie schnuppert Wein
Barrique, vom Fass, ein Roter, schwer
Vom Fisch darf’s nur der Edle sein
De Normandie le Camembert

Ich bleibe draußen (find’s schon schade)
Du schüchterst mich mehr ein als Schurken
Dann seh ich: Hinter der Fassade
wünschst Du Dir Mutters Einmachgurken