Sonntags-Gedicht: Stilleben
Ich steige ins Boot
drehe den Zündschlüssel
fahre im Kreis
Wellen plätschern
Der Anker hält die Spur
Ich steige ins Boot
drehe den Zündschlüssel
fahre im Kreis
Wellen plätschern
Der Anker hält die Spur
Kampf mit der Kunst
Ohne Arbeit, gar arbeitslos?
Nein
Tätig mit Bleistift
Essen mit Austausch
Menschenmassen im Kloster
Publikum zunächst ausgeschlossen
Lyrik im Maul
Artisten bei der Arbeit
Tage voller Taten und
Irrsinn
Vielleicht
A ist der Anfang von diesem Gedicht
B ist ein Baby mit zartem Gesicht
C ist ein Clown, der im Zirkus spielt
D ein Dromedar, das zur Oase hin zielt
E ist ein Esel, so wie ich
F ist die Frau, sie betrachtet mich
G ist das Glück, das sie will fassen
H ist der Herr, den sie könnte hassen
I ist die Insel, nach der sie sich sehnt
J ist ein Jaguar, der seine Muskeln dehnt
K ist ein Kater, zum Schnurren geboren
L ist meine Lust, zum Lieben erkoren
M ist das Machen, das Tun statt dem Denken
N ist der Nachbar, dem ich Eier will schenken
O ist das Opfer, das Oder, der Ort
P ist Parole oder einfach ein Wort
Q ist der Qualm, der lästig aufsteigt
R ist der Reim, den ich habe vergeigt
S ist Sahne auf Erdbeerkuchen
T ein Traum von einem Eunuchen
U ist eine Ulme, vom Sturm geknickt
V ist der Vater, wenn er mal nickt
W ist ein Wagnis, verwirrt eingegangen
X ist der Xaver mit seinem Verlangen
Y ist ’ne Yacht, die im Bodensee liegt
Z ist das Zepter dessen, der siegt
nach Frantz Wittkamp, *1943, ohne Titel (A ist der Apfel, den ich esse …)
Im Vorbeigehen
lachen Erdbeeren mich an
Ich strahle zurück
Sofarückwand, schwarzes Leder mit Naht
Kirschkernholzschränkchen
Nachtspeicherofen
Ein Amaryllisblatt ragt durch den Vorhang
warmes Gebläse
ein Buch – ich
Gestern: 39,2
Heute: 38,6
Morgen: Hoffentlich gesund