Frapalymo-Gedicht 3: Haiku
Getriebenes Blatt
in engen Hauptstadtstraßen
bleibt fremder Tourist
Frapalymo-Gedicht 3/2012: „schreibt ein haiku und bringt emotionen in die natur“.
Getriebenes Blatt
in engen Hauptstadtstraßen
bleibt fremder Tourist
Frapalymo-Gedicht 3/2012: „schreibt ein haiku und bringt emotionen in die natur“.
Totschläger am Fuß
der Fruchtbonbonfrauen
die steil stehn auf rechts
Mit kirschroter Fassade
entziehen sie sich dem Blick.
Frapalymo-Gedicht 2/2012, nicht zu dem Impuls von Sophie geschrieben, sondern zu einem Foto, das ich in der Ausstellung zu Modefotografie im C/O Berlin vorhin gesehen habe. Es ist ein Foto von Miles Aldrige und war im September 2002 in der Italian Vogue.
Geschrieben
die ganze Nacht geschrieben
über Geister, die ich rief
über Geister, die mich rufen
über Familie, Arbeit, mich
Geschrieben
habe ich heute Nacht
Notizen, Ideen, Listen
Sachtexte, Selbstdarstellungen, Gedichte
Akademisches, lyrisches, online-iges
Geschrieben
dies alles nachts im Traum
im Bett, in Gedanken, rein virtuell
ohne Stift, ohne Tastatur, ohne Spur
hätte ich besser tief geschlafen.
Frapalymo-Gedicht 1/2012, „findet diese nacht keine ruh“
Sophie hat vor Kurzem das Buch „Schreiben dicht am Leben. Notieren und Skizzieren“ von Hanns-Joseph Ortheil entdeckt und in ihrem Blog vorgestellt. Das hat mich erinnert, dass ich im Frühsommer ganz angeregt davon mit meinem Notizbuch durch die Stadt lief und schrieb, bevor andere Dinge meine Notierwut wieder in Vergessenheit geraten ließen. Jetzt ist es zwar kalt geworden, aber ich sollte mich mal wieder mit Stift und Heft auf den Weg machen – sind ja nicht alle Notat-Anregungen für draußen gedacht. Bevor ich aber durch die Nacht renne, hier ein Notat aus meinem Heft, angeregt von Kapitel 5, Notieren als Monologisieren, das den Notizen von Rolf-Dieter Brinkmann 1972/73 in Rom nachgeht.
16:07
Kaiserbrunnen, datiert auf 1897,
die Reisegruppe davor hat annähernd dasselbe Alter.
Seltsam hässliches Alles,
bis auf die Seehasen.
Ob die sich später dazugesellten?
Babylonisches Stimmengewirr.
Ein Junge, vielleicht neun,
verkauft mit Wasserfarben pastellig bemalte Steine.
Auch eine Verbindung von Ewigkeit und jetzt.
Warum der Gaul acht Beine hat,
habe ich all die Jahre nicht herausgefunden.
Übrigens: Mittlerweile habe ich das Rätsel um die acht Beine gelöst. Auf diesem Pferd ritt Friedrich II von Italien nach Konstanz und er musste schnell sein, schneller als Otto IV, der ihm den Thron streitig machen wollte. Da er es geschafft hat, gibt es nur eine Erklärung: Er hatte einen superschnellen Gaul mit acht Beinen.
Jeden Morgen bei der Fahrt zur Arbeit
jeden Abend bei der Fahrt von der Arbeit
ein automatischer Blick
nach rechts bzw. links
vom Gipfel der Brücke über den See
– ein Glück, dass ich nicht mit dem Auto unterwegs bin –
Ob die Alpen zu sehen
wie die Alpen zu sehen
welche Farben oder nur Grau
Der eine Blick entscheidet
über den Tag
der andere Blick entscheidet
auch
Dieser Text ist angeregt von dem wahrlich goldenen Oktober in der letzten Woche und von Lucias Heimatgedanken.
Gestern bin ich dem Apfelschaf begegnet
Sein purpurnes Kleid
ist mir zwei Nummern zu groß
Seine beste Zeit vor dem Frühstück
Nun hat es den Apfel verspeist
Ich gehe weiter
Agoraphobie
Borreliose
Cholera
Depression, Demenz, Dekubitus
Erregungsstörungen
Fibromatose
Gelbsucht
Hysterie
Irritierbarkeit
Ja-Sage-Tendenz
Karies
Lippenherpes
Masern und Mumps
Nierenbeckenentzündung
Ohrenweh
Prosopagnosie
Querulanz
Rastlosigkeit
Sakrokoxalgie
Tollwut
Urteilsvermögen, eingeschränkt
Verdauungsinsuffizienz
Wassereinlagerungen
X-Beine
Y-Wort-Findungs- und
Zwangsstörung.
(Dieses Gedicht von letzter Woche hier, weils grad irgendwie so gut zum Beitrag von gestern passt.)