Raum zum Schreiben – ein Buchtipp

Das Pantun findet sich als Schreibanregung im Buch Raum zum Schreiben von Bonni Goldberg. Trotz gleichem Familiennamen hat sie wohl nichts mit Natalie Goldberg zu tun, zumindest ist sie eine andere, auch wenn ihr Buch eine ähnliche Wirkung für mich hat wie das bereits vorgestellte Schreiben in Cafés.

Der Untertitel des Buches heißt Creative Writing in 200 genialen Lektionen. Ob sie wirklich genial sind, sei mal dahingestellt. Es sind auf jeden Fall 200 ganz konkrete Anregungen, die einen dazu bringen können, den Stift in die Hand zu nehmen – sei es eine Anregung zur Form wie beim Pantun oder eine inhaltliche Anregung wie zum Beispiel zum Thema „Verstecke“ oder „Jahreszeiten“ zu schreiben. Jede Lektion endet mit einem Zitat von irgendjemandem – das fügt der Anregung meist noch einen weiteren Aspekt hinzu und ist ein Schatz für einen Zitateliebehaber wie mich.

Das allerbeste an dem Buch ist aber, dass jede Schreibanregung nur eine knappe Seite lang ist. So lässt es sich – der Reihe nach oder irgendwo – aufschlagen, in weniger als zwei Minuten eine Lektion lesen und dann loslegen mit Schreiben. Damit wird es leicht, dem ersten Grundsatz des Schreibens zu folgen, den Bonni Goldberg in der Einleitung benennt: „Das Wichtigste ist, füllen Sie die Seiten. Schreiben Sie.“

Das Buch ist im Original 1996, in deutscher Übersetzung 2004 im Autorenhaus Verlag, Berlin erschienen. 2009 gab es mit einigen der Lektionen aus dem Buch einen Sommer-Schreibworkshop, die eingestellten Beiträge sind hier noch abzurufen – aber erst nach dem Schreiben 😉

Stilfragen – ein alter Hut

Nach allen möglichen Stil- und Schreibratgebern habe ich mir nun einmal die Stilfibel von Ludwig Reiners vorgenommen, die 1951 erschienen ist. Der Untertitel „Der sichere Weg zum guten Deutsch“ klingt so antiquiert wie das Buch alt ist, auch Tonfall und Beispiele sind nicht mehr zeitgemäß. Umso erstaunter war ich, was den Inhalt angeht: Seit 60 Jahren ist bekannt, was heute noch oft missachtet wird.

Reiners baut sein Buch didaktisch auf: zuerst ein wenig Grammatik, um die Grundbegriffe zu klären, dann 20 Verbote, 20 Regeln und schließlich 20 Ratschläge. Die Idee ist, dass sich die Verbote am leichtesten umsetzen lassen, wie z.B. „Zerreißen Sie nicht die zusammengesetzten Verben!“. Dadurch wird das Stilempfinden schon vergrößert. Nachdem man auch die 20 Regeln durchgearbeitet hat (z.B. „Wider die Hauptwörterei“ oder „Baut kurze Sätze“), ist man bereit für die dritte Stufe der Ratschläge, die „vom guten zum wirkungsvollen Stil“ führen sollen. Und damit alles ganz klar wird, wird jede Lektion mit Fragen und Übungsaufgaben abgeschlossen.

Auch wenn es ein alter Hut ist, so lange Substantivierungen, Floskeln und Schachtelsätze geschrieben werden, lässt sich aus diesem Buch noch etwas lernen. Ich war jedenfalls sehr verblüfft, dass die heutigen Stilratgeber nur aktuellere Beispiele hernehmen müssen.

Stephen Kings Leben und Schreiben – ein Buchtipp

Es gibt eine ganze Reihe von Büchern über das Schreiben aus der Feder erfolgreicher Schriftsteller. Nicht mehr neu, aber von mir jetzt erst entdeckt, ist das Buch „Das Leben und das Schreiben“ des Bestsellerautors Stephen King. Im Original ist es 2000 unter dem Titel ON WRITING erschienen, die deutsche Taschenbucherstausgabe 2002 bei Heyne.

Das erste bemerkenswerte an diesem Buch ist, dass es drei Vorworte und drei Nachträge enthält. Das ist erstaunlich für jemanden, der ganz zu Beginn schreibt, dies sei ein kurzes Buch. „Denn Bücher über das Schreiben sind voller Blödsinn.“
Zwischen Vorworten und Nachträgen liegen zwei Teile: der über das Leben und der über das Schreiben. Unter der Vorgabe, sein Werden als Schriftsteller nachzuzeichnen, schildert King Episoden seines Lebens von früher Kindheit bis zur Gegenwart. Das ist unterhaltsam und spannend zu lesen, wie es sich für einen echten King gehört, stillt die Neugier – wie lebt ein richtiger Schriftsteller, ein so erfolgreicher noch dazu? – und erzählt gleichzeitig schon einiges über Kings Gedanken zum Schreiben. In dem Teil über das Schreiben nimmt das Werkzeug Sprache einen großen Raum ein – ohne Wortschatz und Grammatik eben kein Text. Und weil King als eine Grundregel des Schreibenlernens „viel lesen“ ausgibt, enthält ein Nachtrag eine Liste mit lesenswerten Büchern ganz unterschiedlicher Art, alles was er während des Schreibens an diesem Buch gelesen hat.

„Das Leben und das Schreiben“ von Stephen King ist kein Schreibratgeber, mit dem jeder zum Bestsellerautor wird. Es ist ein persönliches Buch für alle, die den Horror-Autor kennenlernen wollen, und enthält viele interessante Ein- und Ansichten zum Schreiben.
Schreiben ist harte Arbeit und zum genialen Autor wird man nicht, wenn einem das Talent dazu fehlt. Doch Schreiben ist Leidenschaft.
„Und so fängt es an: Stellen Sie Ihren Schreibtisch in eine Ecke, und wann immer Sie sich ans Schreiben machen, halten Sie sich vor Augen, warum er nicht in der Mitte des Zimmers steht. Das Leben ist kein Stützgerüst für die Kunst. Es ist anderherum.“

Schreiben in Cafes – ein Buchtipp

Jetzt liegt der halbfertige Beitrag zu diesem Buch schon zehn Tage da und irgendwie kriege ich den Dreh nicht, etwas „richtiges“ dazu zu schreiben. Deshalb nun einfach so:

Das 1986 von Natalie Goldberg geschriebene Buch „Schreiben in Cafes“ ist ein Klassiker des Kreativen Schreibens, im Autorenhaus-Verlag 2009 neu erschienen. Ich habe es vor Kurzem wieder zur Hand genommen und die halbe Nacht durchgeschmökert. Ich will es empfehlen, weil es mir etwas gibt, ohne dass ich ganz greifen kann was.
Es ist keine Gebrauchsanweisung a la „wie sie einen Bestseller schreiben“, enthält keine starren Regeln oder „du musst“, dafür eine Fülle an Anregungen, Gedanken, Ideen. Mit jeder Zeile ruft es: Los, schreib, trau dich und vertrau dir, schreibe.
Natalie Goldberg behauptet nicht, dass alles gut ist, was geschrieben wird, aber sie ruft dazu auf, zu schreiben und zu schreiben, dabei besser zu werden und dann, immer wieder, die Perlen zwischen den Wortmassen zu finden. Schreiben ist für die Zen-Buddhistin Meditation, es ist ein Weg, das eigene Leben zu verstehen.
Lassen wir uns auf den Prozess des Schreibens ein, probieren wir einen der unterschiedlichen Wege, die sie vorstellt. Das Buch lässt sich an jeder beliebigen Stelle aufschlagen, jedes kurze Kapitel gibt eine Schreibanregung, einen Anstoß. Also schreiben wir!

Die Schreibfitness-Mappe – ein Buchtipp

Nach „Wer schreiben kann, macht Karriere“ hat die Schreibcoach Ulrike Scheuermann mit der Schreibfitness-Mappe in diesem Jahr einen zweiten Ratgeber zum beruflichen Schreiben bei Linde veröffentlicht. Und auch wenn sie natürlich dieselbe geblieben ist und sich beide Bücher überschneiden, lohnt es sich, beides anzuschauen oder damit zu arbeiten.

Die Schreibfitness-Mappe ist eine Arbeitsmappe, die jeder beruflich Schreibende ganz nach den eigenen Zielen und Bedürfnissen individuell durcharbeiten kann. Jede Doppelseite stellt ein Thema kompakt und übersichtlich dar und ist mit anderen Themen verlinkt – wie die Rollenspielbücher früher a la „Wenn du das …, dann lese weiter auf Seite …“
Der erste Teil enthält zehn Checklisten, mit denen man sein eigenes Schreiben untersuchen kann. Im zweiten Teil folgen 15 Fallbeispiele mit typischen Problemen, die beim beruflichen Schreiben auftauchen können. Sie helfen einem, dem eigenen Schreiben mit seinen besonderen Fallstricken auf eine andere Weise auf die Spur zu kommen. Das für mich Wesentliche folgt in Teil drei: 35 Übungen, jeweils erklärt und mit Beispielen illustriert. Welche Übung die richtige ist, weiß man aus den ersten beiden Teilen.

Ich muss zugeben, ich war äußerst kritisch, ob Ulrike Scheuermann noch so viel Neues zum Schreiben zu sagen hat, dass sich ein Blick in die Fitness-Mappe lohnt. Doch durch das gänzlich andere Konzept, viele Erweiterungen und andere Blickwinkel ist die Schreibfitness-Mappe eine tolle Ergänzung zum Ratgeber.

Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben – ein Buchtipp

Auch wenn es sich noch nicht überall herumgesprochen hat: Schreiben ist ein Handwerk, das man lernen und üben kann. Nicht jeder ist vielleicht Goethe oder Thomas Mann, aber wir alle können professioneller schreiben lernen – und sollten es auch in einer Welt, in der durch Computer und Internet Texte und Texten für alle immer wichtiger werden.

Für dieses Handwerk hat Roy Peter Clark einen Werkzeugkasten zusammengestellt. Das Buch stellt in vier großen Kapiteln 50 Werkzeuge vor. Beispiele aus verschiedensten Textarten – Romane, Sachtexte, Lyrik, Journalismus, … – illustrieren die Theorie und der Workshop am Ende jedes Werkzeugs lädt zum Ausprobieren ein.
Das Buch eignet sich für alle, die schreiben wollen oder müssen, egal was sie schreiben. Und für diejenigen, die bessere Texte produzieren wollen. Jede Woche des Jahres („Zwei Wochen schenke ich Ihnen als Urlaub“, S. 19) kann ein Werkzeug entdeckt werden. Dabei beginnt es mit einfachen Tipps zum Satzbau „Beginnen Sie … mit Subjekt und Prädikat!“, geht weiter über „Spezialeffekte“ und „Pläne“ und endet mit übergeordneten „Nützlichen Gewohnheiten“ bis hin zum Umgang mit Kritik. Ich nutze es als Nachschlagewerk, das mich immer wieder daran erinnert, was noch möglich ist.
Das Schöne an dem Buch: Es ist 1. undogmatisch („Seien Sie nicht überrascht, gute Texte dort zu finden, wo der Autor alle Ratschläge, die hier beschrieben werden, missachtet“, S. 15) und 2. beherrscht der Autor sein Handwerk und den Umgang mit seinen Werkzeugen selbst, leider keine Selbstverständlichkeit bei Büchern übers Schreiben.

„50 Werkzeuge für gutes Schreiben“ ist in der deutschen Übersetzung 2009 im Autorenhaus Verlag, Berlin erschienen (amerikanisches Original „Writing Tools“, 2006).

Literatur in 5 Minuten – ein Buchtipp

Die längste Geschichte, die ich je geschrieben habe, war fünf oder sechs Seiten lang; wenn eine Geschichte abgetippt auf zwei Seiten kommt, bin ich schon über dem Durchschnitt. Nun habe ich vor längerem beschlossen, ich bin halt keine Geschichtenschreiberin und Gedichte sind meine Welt.
Irgendwo in meinem Hinterkopf schlummert dennoch der Gedanke, erzählen, Geschichten schreiben zu wollen. Und so kam mir das Buch „Literatur in 5 Minuten. Ein Schnellkurs“ von Roberta Allen gerade recht. Es ist 2002 bei Zweitausendeins in deutscher Übersetzung erschienen und nur noch antiquarisch erhältlich.
Roberta Allen ist Schriftstellerin und bildende Künstlerin sowie Dozentin für Creative Writing. Sie schlägt vor, Küzestgeschichten zu schreiben, wobei sie eine Reihe Kürzestgeschichten als Beispiele vorstellt und versucht, die Kürzestgeschichte zu definieren und zu erläutern.
Für mich ist nicht wesentlich, was genau eine Geschichte zu einer Kürzestgeschichte macht. Ich will einen Ansatz finden, wieder ins Erzählen zu kommen. Dafür gibt mir Roberta Allen eine genaue Anleitung. Innerhalb von fünf Minuten soll die Geschichte aufs Papier fließen. Ohne Anstrengung, ohne Zensur, ohne Ablenkung. Fünf Minuten lang ist es möglich, die ganze innere Energie aufs Schreiben zu verwenden, so dass das, was erzählt werden will, von der ganz eigenen Stimme erzählt wird. Fünf Minuten reichen nicht aus, um darüber nachzudenken, ob die Geschichte gut ist, um sich zu sorgen, Fragen zu stellen, großen Vorbildern nachzueifern. Wenn es gelingt, steht nach fünf Minuten eine komplette Geschichte auf dem Papier – kaum mehr Zeit als fürs morgendliche Zähneputzen. Gelingt es nicht, sind nur fünf Minuten vergangen und ich kann mich der nächsten Übung zuwenden.
Roberta Allen belässt es in diesem Buch nicht bei der Anleitung für die 5-Minuten-Übungen, sondern macht auch Vorschläge, wie mit den entstandenen Texten weiter gearbeitet werden kann, um sie zu überarbeiten und zu schleifen. Außerdem stellt sie Möglichkeiten vor, wie 5-Minuten-Übungen beim Schreiben von längeren Geschichten bis hin zu Romanen eingesetzt werden können. Sehr gut gefällt mir, dass sie die Übungstexte danach bewertet, wie viel Energie sie enthalten: Auf einer Skala von 1 bis 10 soll die Intensität der Geschichte – zunächst unabhängig von sprachlichem – eingeschätzt werden. Lieber eine neue 5-Minuten-Übung schreiben, als stundenlang an totem Material herumzudoktern.
Das beste an dem Buch ist aber der Mittelteil, der über 300 Themen für die Übungen liefert. Und bevor ich hier nun noch weitere Minuten tippe, schlage ich irgendwo blind das Buch auf, nehme das Thema rechts in der achten Zeile von unten und schreibe. Ob ich in fünf Minuten eine Geschichte mit Energie vor mir habe?