Montags-Gedicht: Ballade von der unermüdlichen Lyrikerin
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Dass sie nur dichten will;
Die Mitternachtsglocken schon läuten,
Die Muse hält einfach nicht still.
Im Zimmer ists kühl, und sie gähnet,
Doch weiter fließt der Reim;
Bis ihr Gesicht eine Träne
Vor Rührung suchet heim.
Ihr treuester Leser sitzet
Am Laptop irgendwo,
Sein Brusthaar ziemlich schwitzet,
Er traut sich kaum mehr aufs Klo.
Er hängt an ihren Versen
Bezaubert von ihrer Kunst;
Sie hat im hessischen Zersen
Alleine seine Gunst.
Den Leser am anderen Ende
Von Deutschland packt der Neid;
Es kommt zur erschreckenden Wende,
Es kommt zu sehr großem Leid.
Ich glaube, er übt endlich Kritik,
Wirft Laptop und sich vor die Bahn;
Das hat mit poetischer Metrik
Die Lyrikerin ihm getan.
Einen Blankvers bzw. mehrere Blankverse hat Sophie Paulchen sich als lyrische Aufgabe für den Buchstaben B gestellt. Doch da dieser Fünfer-Rhythmus sich einfach nicht fügen wollte, habe ich mich an einem B wie Ballade probiert und Heinrich Heines Loreley umgedichtet – war irgendwie passend, da ich bereits einmal ein Rhein-Gedicht geschrieben habe (und noch eins, das steht aber noch nicht hier im Blog).