Alphabetarium

Griechenland scheint dieses Jahr in zu sein: die dritte Postkarte von dort innerhalb von zwei Wochen lag heute in unserem Briefkasten. Ob die sich denken, dass die armen Griechen unterstützt werden sollten? Dort Urlaub zu machen ist sicher hilfreicher, als nur Feta zu kaufen. Und wenn ich den Kartentexten glaube, soll es sich wirklich lohnen.

Aus schreiberischer Sicht interessant: zumindest ein paar griechische Buchstaben sind auf jeder Karte drauf. Das lässt die Kinder staunen, wie man so eine komische Schrift lesen kann. Und alle, die sich wie ich bereits wieder fragen, wie die Zeit seit dem letzten Urlaub so verflogen sein kann, könnten statt einem ABCdarium mal ein Alphabetarium schreiben, vielleicht zum Thema: Urlaubssehnsucht.

Kleine Nachhilfe, um alle Buchstaben zusammenzubringen:
http://www.griechischesalphabet.net/

Sonntags-Gedicht: Selbstanamnese einer Lyrikerin

Agoraphobie
Borreliose
Cholera

Depression, Demenz, Dekubitus
Erregungsstörungen
Fibromatose
Gelbsucht
Hysterie

Irritierbarkeit
Ja-Sage-Tendenz
Karies

Lippenherpes
Masern und Mumps
Nierenbeckenentzündung
Ohrenweh

Prosopagnosie
Querulanz
Rastlosigkeit
Sakrokoxalgie

Tollwut
Urteilsvermögen, eingeschränkt
Verdauungsinsuffizienz
Wassereinlagerungen
X-Beine
Y-Wort-Findungs- und
Zwangsstörung.

(Dieses Gedicht von letzter Woche hier, weils grad irgendwie so gut zum Beitrag von gestern passt.)

Gedicht am Dienstag: A & O

A ist der Anfang von diesem Gedicht
B ist ein Baby mit zartem Gesicht
C ist ein Clown, der im Zirkus spielt
D ein Dromedar, das zur Oase hin zielt
E ist ein Esel, so wie ich
F ist die Frau, sie betrachtet mich
G ist das Glück, das sie will fassen
H ist der Herr, den sie könnte hassen
I ist die Insel, nach der sie sich sehnt
J ist ein Jaguar, der seine Muskeln dehnt
K ist ein Kater, zum Schnurren geboren
L ist meine Lust, zum Lieben erkoren
M ist das Machen, das Tun statt dem Denken
N ist der Nachbar, dem ich Eier will schenken
O ist das Opfer, das Oder, der Ort
P ist Parole oder einfach ein Wort
Q ist der Qualm, der lästig aufsteigt
R ist der Reim, den ich habe vergeigt
S ist Sahne auf Erdbeerkuchen
T ein Traum von einem Eunuchen
U ist eine Ulme, vom Sturm geknickt
V ist der Vater, wenn er mal nickt
W ist ein Wagnis, verwirrt eingegangen
X ist der Xaver mit seinem Verlangen
Y ist ’ne Yacht, die im Bodensee liegt
Z ist das Zepter dessen, der siegt

nach Frantz Wittkamp, *1943, ohne Titel (A ist der Apfel, den ich esse …)

Wovor man sich fürchten kann …

Angst schreiben war angesagt, ich habe berichtet. Hier ein ABC angsteinflößender Dinge:

Adventskalender
Bilderrahmen
Clowns
Drachen
Edelsteine
Fingerringe, besonders aus
Gold, Gartenscheren
Holunderbüsche
Intimsprays
Jeansjacken
Körbe
Lampions
Musterhausküchen
Nylonstrümpfe
Orgelpfeifen
Parkettböden
Quarkspeisen
Rettungswesten
Steine
Unterhosen, lange
Veilchen
Wassergläser
Xerox-Kopierer
Yachten nicht, das ist zu billig
Zettelkästen und Zitronen

Was und worüber schreiben?

Das ist ein 3-Minuten-ABCdarium zu möglichen Einträgen auf diesem Blog:

Allerlei Ideen
Buchempfehlungen z.B. Goldberg
Clustern
Dates zum Schreiben
Entdeckungen im WWW
Freiheit oder was ich darunter verstehe
Grüne Texte oder gelbe
Hilfen zur Textüberarbeitung und zum Formulieren
Individuelles
Jacken oder warum ich seit zwei Tagen friere
Kommentare zum Weltgeschehen
Listen zu was auch immer, Lösungen, Lustiges
Mokka, Mais und Mohrrüben
Nebensächlichkeiten
Organisation von Schreibprozessen
Produkt und Prozess
Querdenken, querlesen, querschreiben
Ruhe, richtiges und falsches
Schriftsteller und ihr Leben und ihr Schreiben
Träume und Träumereien
Unvollstä
V
W
X
X
Y
Z

und hier erklang der Alarm! Gespannt, was davon in nächster Zeit kommt.

Übrigens: Wenn ich von Hand schreibe, gehe ich nicht unbedingt von A bis Z der Reihe nach, sondern schreibe durcheinander zu dem Buchstaben, zu dem mir gerade etwas einfällt.

Drei Minuten für 26 Ideen

Klare Vorgaben, Regeln und Zeitdruck ermöglichen Kreativität. Jeder kennt es: Will ich irgendwann einmal in meinem Leben einen Roman schreiben, beginne ich wahrscheinlich nie damit – außer ich erfahre, ich habe nur noch X Wochen zu leben? Muss aber in zwei Stunden das Papier mit meinen Vorschlägen zur Projektgestaltung abgegeben werden, das über eine eventuelle Bonuszahlung für dieses Jahr mitentscheidet, fließen die Worte nur so. Klare, wenn auch vielleicht unsinnige Regeln helfen dabei, die Ideen erst einmal unzensiert aufzuschreiben. Denn der innere Kritiker oder Zensor ist damit beschäftigt, die Einhaltung der Regeln zu überwachen, und kann deshalb nicht bei jeder Idee sein vernichtendes Urteil abgeben.
Eine Möglichkeit schnell viele Ideen oder Gedanken zu sammeln, ist es, ein ABCdarium zu schreiben: Zu jedem Buchstaben des Alphabets wird ein Wort oder Satz gesucht, der damit beginnt. Solche ABCdarien können Schreibideen liefern, Vorwissen oder Vorurteile bewusst machen, Lösungen für Probleme anbieten oder zu einem Listengedicht werden. Um den Zeitfaktor mit einzubauen, kann man sich den Wecker auf drei Minuten stellen oder mit jemand anderem um die Wette schreiben oder auch jedes Mal die Zeit stoppen, wie lange man braucht, um seine persönliche Bestzeit immer wieder zu übertreffen (nach spätestens 10 Minuten würde ich jedoch auf jeden Fall aufhören).
Kommen in drei Minuten zwanzig bis sechsundzwanzig Ideen zusammen und ist eine einzige dabei, die so gut ist, dass sie weiter verwendet werden kann, ist die Produktivität dieser Methode schon besser als sie normalerweise so ist. Und wenn alles nichts hilft, kann man immer noch ein Schimpfwörter-ABCdarium schreiben.