Frapalywo3-4: Krabbelkabbeleien

Krabbelkabbeleien

Im Blumentopf wohnte ein Asselpaar,
seit Jahren schon miteinander vermählt,
Sie wollten verreisen, doch unklar war,
wer von beiden den Weg nun wählt.

Sie diskutierten eine Weile bei mehreren Drinks,
dann hatten sie genug von dem Brimborium
Deshalb sagte Frau Assel, ich gehe nach links,
Herr Assel jedoch wandte sich rechtsrum.

So uneins waren sie bisher noch nie,
doch jetzt wollte keiner nachgeben
Nach vielen Ehejahren nur Autonomie
war noch ihr gemeinsames Streben.

Herr Assel blieb hart und ging seinen Weg,
krabbelte rechts auf der Blumentopfkante
Frau Assel betonte, du hast keinen Beleg
für die Richtigkeit deiner Variante.

Sie bewegte sich im Uhrzeigersinn um den Topf
alle sechs Beine marschierten entschieden
Herr Assel wendete nicht mehr um seinen Kopf,
denkt, dann sind wir jetzt halt geschieden.

Der Blumentopf ist groß, die Reise war lang
sie umrundeten die Pflanze mit Pausen
Ein jeder von ihnen machte stolz seinen Gang
unterbrochen von stärkenden Jausen.

Am Abend kam jeder von ihnen ans Ziel
Auf des Blumentopfs sonniger Seite
Ein jeder war glücklich, denn ihnen gefiel
die Ausicht dort mit ihrer Weite.

Dann sahen sie einander und waren erstaunt
dachten sie doch, sie hätten sich verloren,
Doch schnell merkten sie, nun gut gelaunt,
Ihre Beziehung war wie neu geboren.

 

Die heutige Bewegung heißt krabbeln. Da ich nur an Ameisen mit Reiseplänen denken konnte, kamen diese Reime heraus.

Frapalywo3-3: Wehen

Nachts sprühte eine
Wolke Regentropfen auf
orange Tomaten

Eine Idee von leiser
Traurigkeit weht jetzt herein.

 

Der Impuls Wehen nicht einfach. Beim Morgenkaffee doch ein Bild, zu einem Tanka geformt.

Kuso17 – Von Morgenstern angestiftet

Von Morgenstern angestiftet

Mein bester Freund im grünen Kleid
ist samt Radierer stets bereit

Trägt einen Spruch von Wilhelm Busch,
der reimt sich nicht, doch trotzdem Tusch

auf alle Stifte, die zum Dichten
mich herzlich einladen, nicht richten

Sie tragen Sprache über Schwellen
öffnen statt Schlüssel manche Zellen

Sagt wer zu mir, du geh mal stiften
kann ich mich durch den Stift wegliften.

 

Es sind doch einige Texte in Irsee entstanden, die ich nun nach und nach hier auf den Blog stellen will. Dieses Dinggedicht ist eine Übersetzung von Christian Morgensterns Gedicht Die Lampe in ein anderes Ding.

Frapalywo3-2: Rückenansichten eines Dirigenten

Die ohren geschlossen
der musik lauschen töne

steigen aus fingern fallen
bis zur ferse ein legato

streift über den rücken un-
terhalb der linken schulter

der einsatz des cellos das
crescendo steigt vom knie

an aufwärts nur beim tutti
reichen die ellbogen über

die standfläche hinaus die
noten wandern vom pult

in jede zelle des körpers
wandeln sich in klänge

gestimmte gefühle bis in
haarspitzen und frack

nach vorne dirigierst du
nach hinten liest du mir

die melodie

 

Das ist mein Beitrag zum Impuls dirigieren. Ein wunderbarer Impuls, der mir ein indirektes Geständnis entlockt.

Frapalywo3-1: schlendern

Zwischen Apfelbäumen aus Kindheitswiesen
klingen Kuckuck und Esel, blockflötengespielt
Später singen Daffodils ihr Bundidiari Dumm
Aus bunter Wolle stricke ich Vogelhäuschen
hänge sie in Omas dicken Haselnussstrauch
und warte auf Meisen und Spatzen
Darunter noch einzelne Traubenhyazinthen

 

Das ist mein Beitrag zum ersten Impuls dieser Frapalywo.

Kuso17 – Sammeln

Beim Mittagessen wandert Trinkgeld für das tüchtige Personal des Hauses in Sektkübel. Ich kann mich wieder unterhalten, werde bei Schnitzel mit Kartoffelsalat heimischer. Geschäftige Ruhe im Zimmer: Die Bettnachbarin bastelt ihre Illustrationen in Bilderrahmen und auf eine Pinnwand, ich sortiere die Papiere: meine Gedichte, Gedichte der anderen aus der Klasse, Gedichte und Texte, die Uljana uns kopiert hat. In andere Welten schweben bei der Generalprobe der Tänzerinnen. Körperbilder schmecken. Ich vierteile bunte Papierbögen, notiere Versatzstücke meiner Texte. Zwölf verschiedene Wortgebilde aus dreizehn Gedichten. Dazu noch ein Prosatext, automatisches Schreiben, ein Tanka, ein Haiku am Rand und Blogberichte. Eine wahrhaft produktive Woche. Mit diesen Essenzen in der Tasche und frisch geduscht kann die Kunstsommernacht kommen. Leider reinigt die Kaffeemaschine statt Espresso zu kochen. Dann fällt der Vorhang, Liz Ingrams Installation verwandelt sich in eine riesige Blüte. Im Treppenhaus noch kurze Aufregung wegen Nicht-Getragener Pinnwand, dann strömen die Besucher herein. Über tausend sollen es gewesen sein, so viel kommt es mir nicht vor. Die obligatorischen Dankesreden – Sponsoren, Meister, best girl. Ins Chorkonzert hineinhören, bei der Erinnerungswand ein wenig Prosalesung erlauschen, dafür sorgen, dass die Gutscheine in Essen verwandelt werden, Besuchersätze übersetzen und verzückten Dank hören, Menschen zum Erinnern verführen. Über das Staunen über die Atmosphäre im Erinnerungsraum verpasse ich die Vernissage der Zeichnerinnen, die ich gerne besucht hätte. Ihre Arbeiten hängen passenderweise direkt im Flur vor meinem Zimmer, so dass sie mich durch die letzten Stunden des Kunstsommers begleiten. Ich höre die Vernissage der Illustratorinnen, wandere durch die Ausstellung der Druckgrafikerinnen. Der Kunstsommer ist reich, zu reich manchmal, die Arbeit und Arbeiten der Menschen sind so vielfältig, dass nichts so richtig bleibt. Beim Crossover von Tanz, Chor und Jazz kommt manches zusammen. Danach das obligatorische Abendlied im Treppenhaus zum Abschluss. Ade mit Kitschverdacht, nach dem Vielen nur schön. Noch Stunden später erwische ich mich immer wieder beim Summen des Lieds. Wir sitzen noch im Innenhof, trinken Wein, danken. Lottis werden gereicht, Frotzeleien zwischen den Tischen ausgetauscht. Im Stiftskeller sitzt noch der Rest. Ich bin satt, überdreht, trunken. Viel zu spät gehe ich ins Bett, lasse die Nacht im Zimmer noch nachklingen.

Der Sonntag dann ganz prosaisch. Völlig übermüdet und fertig. Einfach alles in die Taschen schmeißen. Doch noch das eine oder andere kurze Gespräch. Die Erinnerungswand sorgfältig abnehmen, noch einige Sätze lesen, bevor die Karten vermutlich weggeworfen werden. Durcheinander mit Mitfahrgelegenheiten, ein verspäteter Zug. Zu Hause ankommen, müde, aber reich beschenkt. Ich schlafe ein bisschen, bevor ich auspacke. Die Taschen sind schnell geleert, das Erlebte und Erschaffte wird sich in Ruhe sortieren. Spaghetti mit Pesto zu Gespannt was bleiben wird. Müde, daheim.

Kuso17 – Ausfransen

Wieder kein morgenimpuls wir besprechen die muhmen die irgendwie schon vergangen und nicht wirklich neu aufgetaucht sind in meinem kopf eine übersetzung von bienen in brei und heimeligkeit mehr wunsch der meister am mittag will nicht bedeuten und doch alles fake das knittern des erinnerns das ausradieren des geschriebenen doch keine zeichnung in den vertiefungen und höhen des blatts wir lesen klassenübersetzungen viele immer wieder auch räumlich ich sehe eine installation keine zeit da sind noch so viele und eine geht früher verabschiedet sich und doch nicht organisiert den nächsten abend klärt gutscheine und zeiten doch statt rückzug und auffüllen des leerseins mit bier. Verschlafen nur ein ganz schneller kaffee, ein croissant mit butter und los gehts mit erinnern schon wieder erinnern diesmal nur wenig zurück für das gästebuch dann wieder das alte auf längliche karten wir diskutieren und reden machen pläne und klären ich verschwinde im park für die lesung noch letzte übersetzungen aus russisch und rumänisch und dann: Mittagessen.