Kuso17 – Rilkesche Stiftbetrachtungen

Du Spitzer, der bisher noch nicht Gedachtes
mit mancher Willkür aus den Tiefen pickt,
es sorgsam, wie zu früh an Licht Gebrachtes,
in dünnen Linien auf die Seiten drückt

Blass, ausradierbar, manchmal auch belanglos
Du lässt es einfach sein, machst Zeichenketten
verwandelst dich in grauen Fluss als hätten
Zeichen keine Bedeutung, wären Worte gleich groß

Stets Unparteiischer, der, wenn die Zeile
zum Ende kommt, darunter neu beginnt,
von links nach rechts, mit oder ohne Eile
sich führen lässt. Doch auch ein Sprung gelingt
aufs neue Blatt nach kurzer, langer Weile,
Ganz manchmal öffnest du auch eine Tür

Bis dann, nach tage-, nächtelanger Arbeit
du aufgebraucht bist auf dem Schreibpapier
Nur wenig Spuren bleiben noch nach deiner Zeit.

 

Noch ein Kunstsommerergebnis: eine Art Fingerübung mit einem Nachbau des Gedichts Der Ball von Rainer Maria Rilke, in Folge von Von Morgenstern angestiftet geschrieben.

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