Vielfalt des Schreibens: Bierdeckelgeschichten

140 Zeichen passen auch auf einen Bierdeckel. Kurztexte nach Art der von Florian Meimberg erfundenen Tiny Tales können bei einem Wettbewerb von Bamberg liest eingereicht werden. Die nach Fan- und Jury-Wertung 30 besten Geschichten werden auf Bierdeckel gedruckt und können dann – hoffentlich –  in der Kneipe bei einem Glas Was-auch-immer gelesen werden. Das erinnert mich wieder an die Bierglaslyrik, von der ich hier schon einmal berichtet habe, nur ohne Thema und mit viel kürzeren Texten.

Mitmachen bei den Bierdeckelgeschichten ist ganz einfach: Auf der Homepage einfach einen Text mit 5 bis 140 Zeichen in das Eingabefeld tippen, Namen und E-Mailadresse dazu, natürlich die Teilnahmebedingungen akzeptieren und abschicken. Und wem meine Texte gefallen, der kann einen Herz-Punkt für Heike abgeben.

Vielfalt des Schreibens: Liedtexte

Das Buch „Songtexte schreiben“ von Masen Abou Dakn (Autorenhaus Verlag Berlin, 2006) lief mir ganz zufällig über den Weg. Spontan griff ich zu, dachte, das erweitert das Spektrum des Schreibens in der Abschlusssitzung des Kurses Kreatives Schreiben. Nun merke ich: Es könnte mein eigenes Schreibspektrum erweitern. Denn:

  • Liedtexte müssen nicht allzu lang sein, Refrains, Wiederholungen und auch mal ohoho, mmh und lalalala helfen die Takte auszufüllen.
  • Liedtexte dürfen sich reimen. 🙂 – Bei Gedichten ist das oft ziemlich schwierig.
  • Liedtexte sind verständlich, erzählen vom Leben so, dass der Zuhörer sich damit identifizieren kann.
  • Liedtexte können auch mal schnulzig sein oder albern oder politisch …
  • Die Melodie gibt eine Struktur vor, etwas was zumindest mir beim Schreiben und Ideen haben oft hilft.

So ist meine Vorstellung, gelesen habe ich das Buch noch nicht. Die Lust, es auszuprobieren, ist jedoch so groß, dass ich direkt rumgesurft habe und noch viel mehr Anregungen entdeckt habe: Die Celler Schule, einen deutschen Textdichter-Verband und einen Blog dazu. Mit dem Schreiben von Liedtexten kann man sich also intensiv auseinandersetzen. Oder man tut es einfach und schreibt endlich die Texte zu den Zufallscovern, die man in einer kreativen Pause erstellt  hat. Dann fehlt nur noch ein Musiker, der das ganze vertont. Nur Singen kann ich nicht, zumindest nicht für die Öffentlichkeit.

Schreibt!-Raum 16: Random Hits

Bei Stephan Poromka (Schreiben unter Strom. Experimentieren mit Twitter, Blogs, Facebook & Co. Mannheim, 2012, S.25f) fand ich den Hinweis zu einem Schreibspiel der modernen Art: Plattencover gestalten per Zufallstreffer. Hier lässt sich das ganze automatisiert als kreative Pause ausprobieren.

Meine, für die Einheit copy and remix im Kurs Kreatives Schreiben an der Uni übersetzte und leicht veränderte Anweisung lautete:

  1. Sie öffnen ein Programm, mit dem Sie Bildgestaltung machen können – Photoshop, Präsentationsprogramm im Office oder pixlr.com .
  2. Sie wählen ein Bild als Cover aus: Nehmen Sie das vierte Bild unter Entdeckungen der letzten 7 Tage bei Flickr.
  3. Nun brauchen Sie einen Namen für Ihre Band. Gehen Sie auf Wikipedia, suchen Sie sich die Sprache aus und nehmen Sie den Titel des ersten Zufallstreffers als Bandnamen.
  4. Als letztes braucht Ihr Debutalbum noch einen Titel. Den finden Sie bei www.quotationspage.com. Unter „zufällige Zitate“ wählen Sie die letzten vier oder fünf Wörter des allerletzten Zitats auf der Seite.
  5. Nun packen Sie alles in Ihrer Bilddatei zusammen und können das Ergebnis speichern, auf der Lernplattform oder im Netz hochladen.

So kreativ kann kopieren sein!

Schreibt!-Raum 15: Fernsehgeschichten

Jetzt ist es so weit: Seit gestern können alle, die trotz monatelangem Spruchband über dem Programm und unzähliger Hinweise in der Presse die Umstellung auf digital verschlafen haben, nicht mehr fernsehen. Wahrscheinlich sind Menschen, die so was von hinterm Mond leben, auch nicht im Internet unterwegs, geschweige denn dass sie diesen Blog lesen. Doch für die zwei, drei Betroffenen, die das hier lesen, bzw. für diejenigen, die mal einen Moment Freizeit haben, in dem das Fernsehprogramm seltsamerweise nicht so überzeugend ist, eine Schreibanregung.

Schreiben wir doch einmal Fernsehgeschichten. Biografisch oder erfunden ist hierbei ganz egal. Wer erinnert sich noch an die Waltons, deutsch ausgesprochen, oder den Doktor mit seinem lieben Vieh? Nach welchen Fernsehregeln – vor 17 Uhr darf nicht angeschaltet werden – sehnen wir uns heute zurück? Wieso musste man unendlich lange langweilige Wissensfragen schauen, bevor endlich Wum und Wendelin kamen? Und wie war das mit der Lindenstraße, damals in der WG?

Jeder hat so seine eigenen Fernseherinnerungen und -geschichten. Die nicht mehr ganz so jungen unter uns kann man zuverlässig anhand der Fernsehkenntnisse in Ossis und Wessis einteilen. Also nutzen wir die gezwungenermaßen fernsehfreie Zeit, um eine oder mehrere der Fernsehgeschichten aufzuschreiben. Vielleicht lässt sich sogar eine Montage aus beliebten Zitaten unserer persönlichen Fernsehgeschichte basteln.

Übrigens: Seit kurz vor dem Sommermärchen gucke ich selten, aber digital. Am Bodensee hat die digitale Zimmerantenne aber nach wie vor eine ausgeprägte Ost-Schwäche – Sender aus dem so naheliegenden Österreich oder Bayern sind leider nicht zu empfangen.

Schreibt!-Raum 14: Ostereier

Bei Tinas Tag gibt es einen flotten Artikel zum Thema Ostertage mit Kindern. Da es mir schon schlecht wird, wenn ich nur darüber nachdenke, Eier auszupusten, um sie zu bemalen und an Zweige zu hängen, kam mir die Idee, Ostereier-Gedichte zu schreiben. Das Wetter soll ja ungemütlich sein, also kuscheln wir uns aufs Sofa, zücken den Bleistift und malen mit Buchstaben.

Ostereier-Gedichte heißen normalerweise Schneeball. Das ist ein Gedicht, bei dem erst jede Zeile eine Silbe länger wird als die vorherige, danach wird stetig wieder abgebaut. Da ich Silbenzählen sowieso liebe, kommt mir das entgegen. Der ganze Text muss natürlich noch zentriert gesetzt werden, damit es auch wirklich wie ein Ei aussieht, mit wie vielen Silben man beginnt und bis zu wie vielen Silben man das Gedicht ausbaut, kann man je nach Schriftgröße und Zeilenabstand danach entscheiden, wie es gut aussieht. Wer die Möglichkeiten seines Textverarbeitungsprogramms noch mehr ausnützen will, kann mit verschiedenen Schriftfarben für noch mehr Ostereier-Feeling sorgen.

Also: Mit verklebten Fingern vergeblich versuchen, Wollfäden auf Eierschale anzubringen, die gesamte Wohnung von Farbklecksen befreien oder einfach ein Osterei-Gedicht schreiben? Sie haben die Wahl.

Grauenvolle Schreiborte

Wie wird Schreiben zum Abenteuer? Darüber dachte Lucia nach und kommt an erster Stelle auf die Idee, einen unwirtlichen Ort zu wählen: „wo du dich nicht wohlfühlst und nur unter Grauen hingehst. Genau da werden existentielle Texte entstehen.“

Ich bin ja noch immer bei der Angst, existentielle Texte wollen wir doch. Deshalb: Was sind die grauenvollsten Schreiborte, die wir uns vorstellen können? Wo und bei welchem Ambiente bin ich in der Lage, die existentiellsten Texte zu schreiben? Fünf erste Ideen:

– im lieblos kargen Speisesaal im Keller eines Gästehauses, am besten wenn ich Zeitdruck habe, bis der Text fertig sein muss, und um mich herum Menschen kichernd und quatschend Sahnetorte essen, mir aber Filterkaffee nicht schmeckt

– auf einem Schiff, das durch den Nebel rauscht, zwischen einer Ausflugsgruppe schwäbischer Freundinnen und einer Grundschulklasse, die mit einer Lehrerin gesegnet ist, die die Kinder rücksichtsvoll anhält, leise zu sein

– in der mittlerweile rauchfreien Kneipe, in der wir uns zum ersten Mal geküsst haben, mit dem Stift, den er mir geschenkt hat und mit dem ich die Hochzeitseinladungen unterschrieben habe, auf rosa Papier, am Tag der Trennung

-in einer grauen, kalten Bruchbude in einer mir fremden Umgebung, zwischen Müllsäcken, Modergeruch und Tieren, die ich nicht benennen kann, wenn ich nicht weiß, ob noch andere Menschen in der Nähe sind und, wenn ja, was für welche

– in einem langen Amtsflur zwischen Horden von Gleichstellungsbeauftragten, frustrierten Alt-68ern und weißhaarigen Bürokraten, hinten auf das Zettelchen mit der Nummer 374

Es geht noch mehr …