Frapalymo: Heimat5

Heim-statt

Das alte Haus (Bauernhaus mit links Wohnhaus
rechts Stall und großem Gemüsegarten)
Vermietobjekt für Gastarbeiter (die hier nur kurz
zu Hause sind) über zwölf, dreizehn Jahre
Gleich lange Zeit verfallen lassen nicht mehr
bewohnbar, doch immer noch voll Wert
(Den Garten weiter angebaut, nur den
Quittenbaum gefällt. Das war die Zeit.)
Schlussendlich: Baufällig, Abriss, Gras einsäen
(Ganz kleiner neuer Gemüsegarten, die Kinder
(Töchter) essen schon lange nicht mehr Zuhause)
Bauplatz für mindestens ein Mehrfamilienhaus
Alle Töchter sind versorgt, wohnen anderswo
(drei Viertel nicht mehr im Dorf, noch nicht
mal im selben Kreis, Bezirk, Bundesland)
Er bewahrt den Platz für sie, für sich, sein Heim

 

Das ist meine „heimat aus sicht eines mannes“. Bin gespannt, wie sich Teil 2 des Doppelimpulses morgen verdichten lassen wird.

Frapalywo: Heimat2

I do what I want, I go where I want

Wir sind anders
verlassen die Heimat
suchen uns selbst
im Anderswo

Wir sind flexibel
erobern Städte und
Länder und manch
neue Ufer

Wir sind neugierig
lernen Sprachen und
spitzeln in Welten
die uns nicht gehören

Wir sind unabhängig
suchen uns Menschen
und Beschäftigungen
wo es uns hintreibt

Wir sind selbstbewusst
integrieren uns und
passen uns an
um dazuzugehören

Wir sind einsam
schaffen uns Zuhause
im Fremden und
verlieren das Heim

 

„die fremde und die heimat“ lässt uns Sophie heute erkunden.

 

 

Frapalywo: Heimat1

Zuhause wird Heim

Wo die Wohnung passt
Wo die Kisten ausgepackt
Wo die Nachbarn grüßen
Zumindest ein paar

Wo die Kisten ausgepackt
Das Bäckersortiment getestet
Zumindest ein paar
Zum Default erklärt

Das Bäckersortiment getestet
Es riecht leicht muffig
Zum Default erklärt
Die Feste vertraut

Es riecht leicht muffig
Leberwurst gibt es immer
Die Feste vertraut
Die Rituale einstudiert

Leberwurst gibt es immer
Dialekt wird gesprochen
Die Rituale einstudiert
Geborgenheit auch

Dialekt wird gesprochen
Wo die Nachbarn grüßen
Geborgenheit auch
Wo die Wohnung passt.

 

Endlich wieder Lyrikzeit mit Frau Paulchen :-)) . Der erste Impuls zu dieser „Heimat“-Frapalywo: „zuhause versus heimat“. Ein Pantun erkundet den Übergang vom einen zum anderen.

Frapalymo2017-30

In meiner Hand
kann ich verbergen
eine Walnuss,
Schokobonbons,
einen aufgelesenen Stein
oder ein Taschentuch

Auf meiner Handfläche
trage ich mit mir
das Gedicht von dir
mit grünem Filzstift
geschrieben oder auch
einfach Poesie

Was in eine Hand passt“ ist der letzte Impuls dieses Frapalymos. Schade.

Frapalymo2017-29

Tinte
an Händen
zumindest ein Beleg
für Auspacken des Füllers
Gelerntes?

Zahnpasta
und Müslireste
im Waschbecken verteilt
Niemand nimmt den Lappen
Alltag.

Pickel
und Härchen
wachsen an euch
Kindheit geht zu Ende
Trotzdem!

Eine Serie aus drei Pubertierendenmutterelfchen zu sichtbaren Spuren.

Frapalymo2017-28

Sehnsucht
wie Schmachten, Begehren, Schwäche
in Bedeutungsgruppe 10.26
zwischen Neid und Selbstzweifel
bei Wunsch gleich nach Rachsucht
rechts von unerfüllte links von nach
gehört Sehnsucht zu Menschen
Heimat und Leben

Wanderdüne
aus wandern wie
Abwesenheit (umherirren, fehlen)
und verschwinden, weichen
Blicke wandern Richtung
Düne (Ufer, hoch, locker)
ein Buckel aus Geschiebe
die Böschung ist steil

Litauen habe die höchsten
Wanderdünen aber
die tiefsten Sehnsüchte
hat nicht der Prinz

 

sehnsucht ist keine wanderdüne“ lautet der tweet von @wolkenloft, der Impuls für heute war. Um aus so einem poetischen Satz ein Gedicht machen zu können, habe ich mich vom Wortschatz der Uni Leipzig inspirieren lassen.