Sonntags-Gedicht: Rhein
rein
klebekleider
auf Asphalt
fünf Stufen
schiff – welle – schreck
rhein
Sofarückwand, schwarzes Leder mit Naht
Kirschkernholzschränkchen
Nachtspeicherofen
Ein Amaryllisblatt ragt durch den Vorhang
warmes Gebläse
ein Buch – ich
Gestern: 39,2
Heute: 38,6
Morgen: Hoffentlich gesund
Der Mai ist gekommen,
der Schornstein raucht nicht mehr.
Haben Schwalben vernommen,
die Fabrik ist staubig, leer.
Der Sonne entgegen,
Maiglöckchen – Düftemeer.
Licht und Wärme, welch Segen,
Mutters Sorgen wiegen schwer.
Die Fenster zerbrechen,
die Bäume schlagen aus.
Lasst ein Pils und nun zechen
zum Vatertag zu Haus.
Unsre Lieder ertönen,
Hartz Vier ist bestellt.
Wie bist du doch schön,
du so nahe, kleine Welt.
(Nach dem Volksliedtext von Emanuel Geibel.)
Heute
putzte ich
mein Fenster fast
blank, trotz Regen, denn
Ostern klopft schon wieder
an und Oma hat immer
vor Ostern geputzt
damit bunt leuch
ten die Eier
(Ich habe es nicht so genau genommen mit der Silbenzahl, altes Problem mit der deutschen Sprache: Die Silben können sehr unterschiedlich breit sein. Hauptsache das Ganze sieht aus wie ein Osterei.)
Das Vogelkonzert spielte exakt 37 Minuten
zweimal an- und wieder abschwellend
die ganze Zeit Träume und Schnauben
des Gatten daneben übertönend
9 Minuten Ruhe, dann, der Wecker
hätte 6:11 gezeigt, wenn sie geschaut
hätte, der Alltag der Musikanten
ein Trillern, Zwitschern und Pfeifen
Jubilierende Geschäftigkeit
zwischen Frühling und Frühstück
am Samstag