Frapalymo 23: Altstadtbewohner

Über den Köpfen
haben die Häuser
Namen
Hus zem Phasant
zum Roßeißen
zum Leopard
zum Sittich
zur vorderen Katz
zum gelben Schaf
zum schwarzen Bock
zum goldenen Schwan
zum goldenen Lamm
zum Lämmlein
Welches Tier unter vielen
bin ich?

 

Heute ein Spaziergang durch die Stadt, „meine“ Stadt. Das Frapalymo-Gedicht 23/2012 zum Impuls: „eindrücke einer stadt“

Frapalymo 22: Nicht schnuppe

Heute habe ich mir meinen Mantel
für Realitätsfluchten angezogen
die Stiefel für Traumwege
die Handschuhe für Zärtlichkeiten
die Mütze zur Stärkung des Innenohrs
bin nach draußen gelaufen
bis zur letzten Haltestelle der Stadt
mein Schal flattert im Wind
bringt Paradiesdüfte zu meiner roten Nase.

Heute ist der richtige Tag
las ich in der Zeitung
in unseren Breitengraden
Hier draußen ist es dunkel genug
Nach all den Jahrzehnten
wird in meinem Kalender notiert
Sternschnuppe gesehen
Wunsch bleibt Geheimnis
Endlich.

Gleich

Ich
sitze
warte
schaue
hoffe
blinzle

Jetzt
der Bus
Meine Rückfahrkarte drückt.

 

Frapalymo-Gedicht 22/2012. Den Impuls „an der haltestelle. ein mädchen mit rotem schal schaut in den nachthimmel & hofft auf eine sternschnuppe. doch der bus kommt früher.“ habe ich sehr wörtlich genommen und ein für mich ungewöhnlich langes Gedicht daraus gemacht. Interessant wohin mich der Frapalymo alles bringt.

Frapalymo 21: über das Schöpfen

ich wasche die Schnappschüsse
schneide Farbspiele in Form
stecke  sie mit Melodien und Klängen fest
und wickel sie auf Fundstücke

für Frische und Frechheit lasse ich
eingehüllt in Entdeckungen
die Begegnung mit einem außer
gewöhnlichen Menschen einwirken

für den Halt massiere ich Bewegung
und sprühe Alltag darüber

dann lege ich alles korrekt
bis zum nächsten Besuch
in vier Wochen

 

„ich essen einen kurzen schlaf, dann wache ich auf und esse den nächsten kurzen schlaf“ – dieses Zitat von Herta Müller war der Impuls für das Frapalymo-Gedicht 21/2012.

Frapalymo 20: Samstagsaromen im Wind

Wenn der Wind
aus der richtigen Richtung weht

Wenn der Wind
mich in stimmiger Stimmung trifft

Wenn der Wind
streichelnd um mein Gesicht streicht

Dann riecht der Wind
nach warmem Samstags-Hefezopf mit Mandelblättern

 

„aroma des windes“ heißt der Impuls zum Frapalymo-Gedicht 20/2012.

Frapalymo 19: stille

i  i
i    i  i       i
i
i   i i
i
i      i             i
i      i
i

 

Die „stille“ aus dem Impuls für das Frapalymo-Gedicht 19/2012 ließ sich nicht kriegen. Immer wieder blitzten Is auf, piepsten, quietschten, wirkten, verwirrten mich. Um herauszufinden, was genau die Is in der Stille suchen und wie sie zusammengehören, brauche ich mehr Zeit als eine Nacht zwischen Alltagsbrausen. Vielleicht ein Projekt für den stillen Monat Dezember.

Frapalymo 18: Sonntagsklassik

Ein Sonntag ist’s, der unaufhörlich
heranwälzt wie das Streicherheer.
Nun endlich soll der Mensch vollbringen
die letzte Tat der Woche schwer.

Doch sonntags ist der Druck entbehrlich,
des Alltags Last sei mal nicht mehr.
Fagott, Oboe, Horn – sie singen:
Taucht ein ins Ruhe-Freuden-Meer.

Was liegen blieb will uns bestimmen.
Uns lässt das Fehlende stark schwitzen.
Die Finger sollen stets wir rühren.

In unsern Träumen lasst uns schwimmen,
ein jeder bei und für sich sitzen,
zu Lust der Tag will uns verführen.

 

Frapalymo-Gedicht 18/2012: „lauscht der Musik und lasst eure Hand euch dirigieren“. Die klassische Musik hat klassische Form hervorgelockt. Zwar nicht so vollendet wie Beethoven, aber jetzt glaube ich meinem Text, kuschle mich unter die Decke und genieße Worte, die andere schrieben.

Frapalymo 17: Nebeltage – Variation der Meister

Ja, ja Nebel ist angesagt, Novembernebel
wegen der wunderschönen Alliteration
ich mache jetzt Natur-Leid-Intensiv-Lyrik
wie Hesse, Mörike, Droste, Fontane, Storm
sogar Morgenstern hat den Nebel bedichtet.

Also jetzt ich. Nebel. Gereimt. Natürlich.

Der Nebel fällt, der Nebel steigt
Graue Stadt, grauer Wald
Dunkel, unsichtbar, Einsamkeit
Herbstnacht, Winter kommt bald

Schleier, Milchglas, weiße Wand
trauern, fürchten oder träumen
anschleichen, verborgen am Rand
Raben in nackten Bäumen

Stille werden, ruhig sein
Zeit zum Drinnenbleiben

Heilfroh. Kein Schwimmbad mehr. Zeit allein. Lust. Schreiben.

Der Frapalymo-Impuls 17/2012 lautete kurz und knapp „nebel“. Zuerst dachte ich, das ist einfach, Nebel kenne ich hier genug. Dann wurde es mühsam: Über Nebel, Natur und Einsamkeit ist alles gesagt. Also habe ich „gedicht nebel“ gegoogelt und aus den wichtigsten Wörtern ganz ohne Automat ein Gedicht zusammengewolft, mit Mauleinleitung und Antischluss ergänzt.
Übrigens: Ein modernes Nebelgedicht von Nadja Küchenmeister habe ich dabei auch gefunden. Ginge also doch – aber vielleicht nicht im Frapalymo.