Literatur in 5 Minuten – ein Buchtipp

Die längste Geschichte, die ich je geschrieben habe, war fünf oder sechs Seiten lang; wenn eine Geschichte abgetippt auf zwei Seiten kommt, bin ich schon über dem Durchschnitt. Nun habe ich vor längerem beschlossen, ich bin halt keine Geschichtenschreiberin und Gedichte sind meine Welt.
Irgendwo in meinem Hinterkopf schlummert dennoch der Gedanke, erzählen, Geschichten schreiben zu wollen. Und so kam mir das Buch „Literatur in 5 Minuten. Ein Schnellkurs“ von Roberta Allen gerade recht. Es ist 2002 bei Zweitausendeins in deutscher Übersetzung erschienen und nur noch antiquarisch erhältlich.
Roberta Allen ist Schriftstellerin und bildende Künstlerin sowie Dozentin für Creative Writing. Sie schlägt vor, Küzestgeschichten zu schreiben, wobei sie eine Reihe Kürzestgeschichten als Beispiele vorstellt und versucht, die Kürzestgeschichte zu definieren und zu erläutern.
Für mich ist nicht wesentlich, was genau eine Geschichte zu einer Kürzestgeschichte macht. Ich will einen Ansatz finden, wieder ins Erzählen zu kommen. Dafür gibt mir Roberta Allen eine genaue Anleitung. Innerhalb von fünf Minuten soll die Geschichte aufs Papier fließen. Ohne Anstrengung, ohne Zensur, ohne Ablenkung. Fünf Minuten lang ist es möglich, die ganze innere Energie aufs Schreiben zu verwenden, so dass das, was erzählt werden will, von der ganz eigenen Stimme erzählt wird. Fünf Minuten reichen nicht aus, um darüber nachzudenken, ob die Geschichte gut ist, um sich zu sorgen, Fragen zu stellen, großen Vorbildern nachzueifern. Wenn es gelingt, steht nach fünf Minuten eine komplette Geschichte auf dem Papier – kaum mehr Zeit als fürs morgendliche Zähneputzen. Gelingt es nicht, sind nur fünf Minuten vergangen und ich kann mich der nächsten Übung zuwenden.
Roberta Allen belässt es in diesem Buch nicht bei der Anleitung für die 5-Minuten-Übungen, sondern macht auch Vorschläge, wie mit den entstandenen Texten weiter gearbeitet werden kann, um sie zu überarbeiten und zu schleifen. Außerdem stellt sie Möglichkeiten vor, wie 5-Minuten-Übungen beim Schreiben von längeren Geschichten bis hin zu Romanen eingesetzt werden können. Sehr gut gefällt mir, dass sie die Übungstexte danach bewertet, wie viel Energie sie enthalten: Auf einer Skala von 1 bis 10 soll die Intensität der Geschichte – zunächst unabhängig von sprachlichem – eingeschätzt werden. Lieber eine neue 5-Minuten-Übung schreiben, als stundenlang an totem Material herumzudoktern.
Das beste an dem Buch ist aber der Mittelteil, der über 300 Themen für die Übungen liefert. Und bevor ich hier nun noch weitere Minuten tippe, schlage ich irgendwo blind das Buch auf, nehme das Thema rechts in der achten Zeile von unten und schreibe. Ob ich in fünf Minuten eine Geschichte mit Energie vor mir habe?

Sexy Writing – ein Buchtipp

„Sex sells“, habe ich mir gedacht und äußerst skeptisch das Buch „Verführung mit Worten. 33 Quickies für erfolgreiche Texte“ von Karen Christine Angermayer aufgeschlagen. Doch ich war sehr angenehm überrascht. Der zentrale Gedanke: Verführ Deinen Leser zum Lesen, befriedige ihn mit Deinem Text. Da frage ich mich, wieso es nicht schon dreißig andere Bücher mit genau diesem Titel gibt – und warum ich nicht darauf gekommen bin, dieses Buch zu schreiben.
Doch Angermayer belässt es nicht bei der zentralen Aussage und einem reißerischen Titel. Sehr flott stellt sie zunächst verschiedene „Verführertypen“ vor – von Casanova über stummer Fisch bis hin zum Esoteriker – und stellt Vor- und Nachteile dieser Typen vor. Das Herzstück des Buches sind jedoch die 33 Quickies, ganz praktische und vor allem schnell durchzuführende Übungen, mit denen sich das eigene Schreiben weiter entwickeln lässt. Obwohl für mich persönlich einiges altbekanntes dabei war, habe ich mich von diesem Buch gerne und erfolgreich zum Schreiben verführen lassen. Da sieht man doch über den ein oder anderen etwas gezwungen wirkenden Titel gerne hinweg.

Gedichtwettbewerb 2011

Hurra! Wieder einmal habe ich es geschafft, dass mein aktuell eingereichtes Gedicht in den „Ausgewählten Werken“, diesmal ist es die Nummer XIV, aufgenommen wird. Die ausgewählten Werke werden jedes Jahr von der „Bibliothek Deutschsprachiger Gedichte“ herausgegeben und sind ein sehr dickes Buch mit deutschsprachigen Gedichten, die beim aktuellen Wettbewerb eingereicht wurden. Wer mehr darüber erfahren möchte: Gedichte Bibliothek
Die Bibliothek Deutschsprachiger Gedichte kenne ich seit einigen Jahren und sie spielt eine wichtige Rolle in der Tatsache, dass ich 1. mich jetzt so intensiv mit dem Schreiben beschäftige, wie ich es tue und 2. dass ich es mittlerweile manchmal wage zu erzählen, dass ich (auch) Gedichte schreiben. Deshalb ist meine Teilnahme am jährlichen Wettbewerb fast schon zu einem Pflichttermin geworden. Andererseits: Nach vier eingereichten und ausgewählten Gedichten wächst der Ehrgeiz. Erstes Ziel ist natürlich einmal unter die hundert Preisträger zu kommen. Vielleicht lohnt es sich dafür doch einmal eins der angebotenen Gutachten anzufordern?
Allen, die Freude an Lyrik haben, kann ich die Homepage nur empfehlen – zum Lesen des „Gedicht des Tages“, zur Teilnahme am nächsten Gedichtwettbewerb ab 1.1.2012 (auch wenn damit meine Aussichten Preisträgerin zu werden vielleicht gemindert werden) oder zum Mitspielen beim wöchentlichen Online-Poetry-Slam, bei dem per Drag and Drop ein Gedicht aus maximal 20 Wortteilen gebastelt werden kann und der Suchtfaktor hat.

Im Schreiben zu Haus

Zufällig wohl nur für eine, die sich mit Fotografie und Fotografinnen nicht auskennt, habe ich eine großartige Entdeckung gemacht: Der Bildband: „Im Schreiben zu Haus. Wie Schriftsteller zu Werke gehen“ von Herlinde Koelbl. 42 Porträts deutschsprachiger Schriftsteller von Peter Handke bis Ernst Jünger, von Sarah Kirsch bis Christa Wolf sind in diesem wunderschönen Buch versammelt. Herlinde Koelbl fotografierte und sprach mit den Porträtierten zwischen 1996 und 1998, das Buch erschien im September 1998 und ist nur noch antiquarisch erhältlich.
Die Fotografien der Arbeitszimmer, Schreibtische, Hände an der Schreibmaschine, am Laptop oder mit Stift überm Papier stillen die Neugier und geben sinnliche Eindrücke in die Praxis des Schreibens. Gespräche, in denen Herlinde Koelbl ungeniert, aber gut informiert Fragen stellt, zeigen Lust und Qual des Schreibens. Wann schreiben Sie, wo schreiben Sie, fällt Ihnen das Schreiben leicht, wie gehen Sie beim Schreiben vor? – Solche ganz praktischen Fragen laden ein, die eigene Schreibpraxis zu reflektieren und bewusst zu gestalten. Doch am meisten Spaß macht es, bei einem Glas Wein in diesem dicken Buch zu schmökern und dabei das Gefühl zu haben, die Schriftsteller und Schriftstellerinnen ganz privat kennen zu lernen, Ihnen über die Schulter und auch ein wenig in die Seele zu schauen.