Nahe Tartus

Der Bus setzt uns an einer
Kreuzung irgendwo ab. Ohne
Plan in Richtung Sonne durch
graues Gestrüpp auf das Grün
zu wo die Quelle zu finden
sein muss

Heiligtum von Grillen bezirpt
schwarze Schildkrötenbabys
zwischen Resten von Arkaden
Der zinnenbekränzte Felsblock
erhebt sich. Ob es Schlangen?

Melkart wartet schon
lange nicht mehr, ist
nicht zuständig für
Fruchtbarkeit wie ich
es mir fälschlicherweise
dachte. Und doch

Gedichtwettbewerb 2011

Hurra! Wieder einmal habe ich es geschafft, dass mein aktuell eingereichtes Gedicht in den „Ausgewählten Werken“, diesmal ist es die Nummer XIV, aufgenommen wird. Die ausgewählten Werke werden jedes Jahr von der „Bibliothek Deutschsprachiger Gedichte“ herausgegeben und sind ein sehr dickes Buch mit deutschsprachigen Gedichten, die beim aktuellen Wettbewerb eingereicht wurden. Wer mehr darüber erfahren möchte: Gedichte Bibliothek
Die Bibliothek Deutschsprachiger Gedichte kenne ich seit einigen Jahren und sie spielt eine wichtige Rolle in der Tatsache, dass ich 1. mich jetzt so intensiv mit dem Schreiben beschäftige, wie ich es tue und 2. dass ich es mittlerweile manchmal wage zu erzählen, dass ich (auch) Gedichte schreiben. Deshalb ist meine Teilnahme am jährlichen Wettbewerb fast schon zu einem Pflichttermin geworden. Andererseits: Nach vier eingereichten und ausgewählten Gedichten wächst der Ehrgeiz. Erstes Ziel ist natürlich einmal unter die hundert Preisträger zu kommen. Vielleicht lohnt es sich dafür doch einmal eins der angebotenen Gutachten anzufordern?
Allen, die Freude an Lyrik haben, kann ich die Homepage nur empfehlen – zum Lesen des „Gedicht des Tages“, zur Teilnahme am nächsten Gedichtwettbewerb ab 1.1.2012 (auch wenn damit meine Aussichten Preisträgerin zu werden vielleicht gemindert werden) oder zum Mitspielen beim wöchentlichen Online-Poetry-Slam, bei dem per Drag and Drop ein Gedicht aus maximal 20 Wortteilen gebastelt werden kann und der Suchtfaktor hat.

Im Schreiben zu Haus

Zufällig wohl nur für eine, die sich mit Fotografie und Fotografinnen nicht auskennt, habe ich eine großartige Entdeckung gemacht: Der Bildband: „Im Schreiben zu Haus. Wie Schriftsteller zu Werke gehen“ von Herlinde Koelbl. 42 Porträts deutschsprachiger Schriftsteller von Peter Handke bis Ernst Jünger, von Sarah Kirsch bis Christa Wolf sind in diesem wunderschönen Buch versammelt. Herlinde Koelbl fotografierte und sprach mit den Porträtierten zwischen 1996 und 1998, das Buch erschien im September 1998 und ist nur noch antiquarisch erhältlich.
Die Fotografien der Arbeitszimmer, Schreibtische, Hände an der Schreibmaschine, am Laptop oder mit Stift überm Papier stillen die Neugier und geben sinnliche Eindrücke in die Praxis des Schreibens. Gespräche, in denen Herlinde Koelbl ungeniert, aber gut informiert Fragen stellt, zeigen Lust und Qual des Schreibens. Wann schreiben Sie, wo schreiben Sie, fällt Ihnen das Schreiben leicht, wie gehen Sie beim Schreiben vor? – Solche ganz praktischen Fragen laden ein, die eigene Schreibpraxis zu reflektieren und bewusst zu gestalten. Doch am meisten Spaß macht es, bei einem Glas Wein in diesem dicken Buch zu schmökern und dabei das Gefühl zu haben, die Schriftsteller und Schriftstellerinnen ganz privat kennen zu lernen, Ihnen über die Schulter und auch ein wenig in die Seele zu schauen.

Gedanken zu Lyrik

Lyrik wird aus Worten gemacht. Und was ist mit „Schtzngrmm“ (Ernst Jandl) oder gar „Fisches Nachtgesang“ (Christian Morgenstern)? Aus Buchstaben oder Zeichen. Und Visuelle Poesie? Nun gut. Meist werden Gedichte aus Worten gemacht, manchmal eher ungewöhnliche Wörter, solche, die nicht üblich im Sprachgebrauch sind. Häufig Wörter, die klingen oder die sich reimen. Wörter mit Rhythmus und Melodie. Im Idealfall passend zum Inhalt. Der Inhalt ist Gefühl. Oder mindestens fühliges Empfinden. Wahrnehmung auf allen Kanälen. Dazu soll die Melodie passen.
Es muss nicht schön sein, harmonisch. Aber schöner ist es.
Wie wird Lyrik gemacht? Eine Empfindung, eine Sensation. Irgendetwas wichtiges. Das ist der Ausgangspunkt, zu dem muss eine Melodie gefunden werden. Rhythmus, Takt, Tempo, Klang, Ton. Dissonant oder konsonant. Die Konsonanten machen den Ton. Damit ist schtzngrmm wieder dabei. Ottos Mops hopst. Die lyrische Melodie aus Buchstaben zu Basteln ist Arbeit – Dichte-Arbeit. Und Fisches Nachtgesang ist wieder nicht dabei.

Ein Sonntags-Gedicht – Haiku: Spazieren

Der Sonntag bietet sich an für eigene, mehr oder weniger literarische Texte von mir. Heute, passend zum gewünschten Juli-Wetter und zu meiner Vorliebe für Kurz- und Kürzesttexte, ein nicht ganz formtreues Haiku.

Spazieren

Warm Deine Lippen
Feuchtfrech liebkost und geküsst
Vom Sommerregen

Heute schon geschrieben?

Wer schreiben will, muss schreiben. Immer wieder, immer öfter, egal was. Wer nicht schreiben will, sondern muss, darf schreiben: Tag für Tag. Schreiben Sie bei jeder sich bietenden und jeder sich nicht bietenden Gelegenheit. Schreiben Sie am Computer und mit dem Stift auf Papier, langes und kurzes, einzelne Wörter und zusammenhängende Sätze, offizielles und höchst persönliches. Schreiben Sie in Linien oder spiralförmig, morgens, mittags oder abends. Erlauben Sie sich, schreibend herauszufinden, was Sie denken, Fragen schreibend zu beantworten, von denen Sie nicht wussten, dass sie sich stellen.

Kennen Sie Freewriting? Probieren Sie es aus:

Nehmen Sie ein Blatt Papier und den nächstliegenden Stift. Stellen Sie den Wecker Ihres Handys auf 7 Minuten. Legen Sie los: Schreiben Sie auf, was immer Ihnen in den Sinn kommt, schreiben Sie es direkt aufs Papier, heben Sie den Stift nicht ab. Lassen Sie Buchstaben aufs Papier fließen und denken Sie nicht darüber nach, ob Ihre Rechtschreibung korrekt ist oder ob Ihre Gedanken sinnvoll sind. Vielleicht lassen Sie alle Satzzeichen weg oder schreiben Sie alle Wörter klein, um sich von solchen Lappalien nicht von Wichtigem ablenken zu lassen. Wenn Ihnen nichts einfällt, schreiben Sie genau dies hin: Mir fällt nichts ein. Oder wiederholen Sie so lange das letzte Wort, bis Ihre Hand etwas Neues schreibt. Komme, was da wolle, Sie bewegen den Stift übers Papier, bis der Wecker klingelt. Dann machen Sie einen Punkt.

Danach können Sie entscheiden, ob Sie Ihren Text gleich nochmals durchlesen, ihn für ein anderes Mal zur Seite legen oder direkt schreddern. Machen Sie es so, wie Sie selbst es für richtig halten, sorgen Sie aber dafür, dass kein anderer Mensch diesen Text zu Gesicht bekommt. Wenn Sie bei diesem Freewriting eine Idee für einen Text bekommen haben, den Sie schreiben müssen oder wollen, legen Sie am besten sofort damit los. Und wenn Sie mit dieser Übung überhaupt nichts anfangen konnten, investieren Sie doch morgen oder übermorgen nochmals 7 Minuten, bevor Sie abschließend feststellen, dass das nichts für Sie ist.

Ein 7-Minuten-Freewriting bietet sich an, wenn Sie neue Ideen entwickeln wollen, wenn Sie etwas für sich klären wollen, wenn Sie ganz unverkrampft ins Schreiben oder vom Denken ins Handeln kommen wollen, wenn Sie Schreibfluss erleben wollen, wenn Sie ganz nebenbei Ihre Formulierungskünste vergrößern wollen … Statt 7 Minuten können auch 5 oder 10 Minuten eingestellt werden, von einer Schreibzeit von mehr als 20 Minuten wird jedoch abgeraten.

Schreiben bei jeder Gelegenheit muss nicht zwangsläufig ein Freewriting sein. Weitere Ideen dazu in Kürze.

Fremdbloggen?

Kaum im Bereich des Bloggens unterwegs, kommt mir der Begriff „Fremdbloggen“ unter. Heißt das jemand loggt sich in einen fremden Blog ein und schreibt da? Nein: Marion Pfaus alias Rigoletti versteht darunter, zu fremden Fotos zu bloggen. Nachzulesen ist das unter: www.rigoletti.de
Tolle Texte lese ich hier, witzige Fotos finde ich und komme auf die Idee, auch einmal ein Foto einzuschicken und gespannt abzuwarten, was Rigoletti dazu einfällt.
Andererseits: Warum nicht selbst zu Bildern schreiben? Schreiben zu Postkarten ist ja ganz klassisch beim Kreativen Schreiben; für ein Kalenderprojekt habe ich bereits zu Fotos Gedichte geschrieben. Das besondere beim Fremdbloggen nach Rigoletti ist, so scheint mir, dass ich so tue, als wäre das Bild mein Foto, das ich auf meinem Blog veröffentliche. Ich glaube, es entstehen so andere Texte, andere Ideen stellen sich ein. Ich lasse es nicht beim Glauben, sondern probiere es einfach aus. Am besten in der Gruppe zusammen mit anderen zum selben Bild?