348 Samstage mit 13-BR

Meine von meinem Vater geerbte Einmot war schon seit Jahren mein bester Freund. Während meine Frau mit Ihrem Waldemar samstags beim Hundefriseur weilte, putzte ich sorgfältig Scheibe um Scheibe, Flügel um Flügel, spritzte, schampoonierte, bürstete, polierte ich die 13-BR von neun Uhr fünfzehn bis zehn Uhr fünfunddreißig. Woche für Woche. Gerne.
Doch an diesem Samstag, in der 346. Woche unserer Beziehung, war alles anders. Kaum hatte ich das Tor geöffnet, sprach sie, die bisher immer wortlos mit mir kommuniziert hatte, mit lauter Stimme.
„Stehenbleiben, keine Bewegung!“
Sofort nahm ich die Hände hoch und wartete auf das unvermeidliche „und jetzt drehen Sie sich ganz langsam um“. Das blieb aus.
Wie lange ich erstarrt da stand, kann ich nur aus unseren familiären Gewohnheiten schließen. Normalerweise kommt meine Frau um neun Uhr dreiundzwanzig mit Waldemar aus dem Haus, um pünktlich los zu fahren. Irgendwie muss sie gemerkt haben, dass etwas anders ist als sonst.
„Kurt, alles klar?“
Nun war ich wieder handlungsfähig. Ich rollte mich zur Seite weg, verbarg mich hinterm Efeu und schloss von dort aus das Tor. Da die Reinigung meines Freundes durch das Seitenfenster der Garage nicht das von mir gewünschte Ergebnis bringt, überlege ich nun, von hinten eine Tür einzubauen.

(Ein Versuch zu dem gestern zufällig ausgewählten Bild – auf der zweiten Seite, in der dritten Reihe das vorletzte Bild – in der Foto-Auswahl von Hartl, und nein, ich habe nicht vorher gespickelt. Dass ich mich mit Fliegen und Fliegern nicht auskenne, merkt wahrscheinlich jeder eingeweihte.)

Schreib-Kick: Lustige Fotos

Hier bei mir steht der Wetter-Umschwung unmittelbar bevor. Regen, kalt, Herbst – Zeit zum Schreiben, Zeit zum Lachen.

Auf der Homepage von einem Robert Hartl habe ich eine Sammlung von „lustigen Fotos“ entdeckt. Diese sollen hier einen Schreibkick geben, der trübe Herbstgedanken wegfegt. Nach dem Zufallsprinzip (auf der zweiten Seite, in der dritten Reihe das vorletzte Bild) kann ein Motiv ausgewählt werden.

Zu welchem Text regt dieses Foto an? Erzählt es eine Geschichte, verlangt es nach einer Zeitungsmeldung der Rubrik Vermischtes oder gibt es eine Stimmung wieder, die nur in einem Gedicht eingefangen werden kann? Vielleicht reicht allein das Bild, um den Schreibfluss ins Laufen zu bringen (äh, können Flüsse laufen?). Wenn nicht hier ein paar Fragen, die weiter helfen könnten:

  • Wer hat das Foto gemacht und wozu?
  • Wer ist die Person auf dem Bild und wie kam sie in diese Situation?
  • Wenn es richtig schief läuft, wie geht es dann weiter?
  • Wer lacht hier und wie kann man ihn/sie zum Ernstwerden bringen?
  • Was geht hier eigentlich vor?

Ob der Text nachher lustig wird oder ernst? Egal. Hauptsache am Ende eines dunklen Herbsttages steht ein bunter Text auf dem Papier.

Schreiben von Mensch zu Mensch

„Für den Leser schreiben“ heißt der wichtigste Rat in fast allen Veröffentlichungen zum Thema Schreiben, auch „Adressatenorientierung“ genannt. Doch was bedeutet das genau und wie geht das?

Für mich gibt es hierbei zwei Schritte:

1. Ich bin ein Mensch, der etwas mitteilen will: Vielleicht durch unsere Erfahrungen beim Schreiben in der Schule, vielleicht durch schreckliche Behördenbriefe oder wodurch auch immer, leicht „vergessen“ wir beim Schreiben diesen grundsätzlichen Gedanken. Wenn ich einen Text schreibe, geht es darum, dass ich als Mensch einem anderen Menschen etwas mitteilen will, dass wir uns über den Text begegnen. Dafür braucht es keine bürokratischen Floskeln, kein Behördendeutsch und keine Schachtelsätze. Der erste Schritt besteht darin, dass ich mir überlege: Was will ich sagen? Was will ich erreichen, was ist mein Ziel mit meinem Text? Welche Hauptaussage soll mein Leser entnehmen und – bei beruflichen Texten fast immer – was möchte ich, dass mein Leser tut? Wenn ich diese Fragen kurz und klar beantworten kann, ist der erste Schritt getan. Die Richtung ist vorgegeben.

2. Mein Text richtet sich an einen Menschen: Nun geht es darum, den Menschen, dem ich diese Mitteilung machen möchte, vor meinen Augen zu sehen. Für wen schreibe ich? Was ist das für einer, was mag er, welche Sprache spricht er? In welcher Beziehung stehen wir zueinander und wie will ich ihm begegnen?
Oft gibt es bei beruflichen Texten einen ganz bestimmten Menschen, für den wir schreiben, z.B. für einen Kunden, dem wir ein Angebot machen, oder für unseren Vorgesetzten, den wir über den Projektverlauf informieren. Wenn Sie wissen, für welchen bestimmten Menschen Sie den aktuellen Text schreiben, hilft es, sich diese Person genau vorzustellen, bevor Sie zu schreiben beginnen. So wie Sie sich im Gespräch auf Ihren Gesprächspartner einstellen, sprechen Sie mit Ihrem Text genau zu dieser Person.
Gibt es keinen bestimmten Leser, basteln Sie sich einen Prototypen: Ist Ihr Leser männlich oder weiblich, wie alt ist er, welches Vorwissen hat er zum Thema, welchen Wortschatz benutzt er? Was interessiert ihn, was mag er und womit kann man ihn auf die Palme bringen? Vor allem: Lassen Sie einen Menschen lebendig werden, dem Sie etwas mitteilen wollen! Und dann schreiben Sie so, wie Sie mit diesem Menschen auch reden würden.

Schreiben von Mensch zu Mensch macht Texte menschlich. Solche Texte lese ich gerne.

„Füllwörter raus“ leicht gemacht

Lange nicht von mir genutzt und dabei so hilfreich: letter-factory, „die Seite für Hobby-Autoren“ bietet ein Werkzeug an, mit dem Füllwörter aufgespürt werden können. Füllwörter wie aber, ja, natürlich, wirklich und Floskeln wie man könnte sagen blähen Texte auf und gehören entfernt. Da sie sich in jeden Text beim Schreiben hineinschleichen, müssen sie entdeckt werden.
Mit dem e-Lektorat geht dies einfach und schnell: Text in das Prüffeld kopieren, absenden und die Prozentzahl ablesen. Es gibt die Option, die Füllwörter automatisch streichen zu lassen oder sie in Klammer anzeigen zu lassen. Die Liste der Wörter, auf die der Text überprüft wird, kann durch eigene beliebte Unwörter ergänzt werden.

Ich habe den Eintrag von gestern überprüft und bin auf einen Füllwörteranteil von 9,3 % gekommen – nicht riesig, aber zu groß. Durch das Streichen der verzichtbaren Wörter beträgt der Füllwörteranteil nun 6,1 % – weniger als Harry Potter, mehr als eine Pressemitteilung (Das E-Lektorat gibt diese Vergleichszahlen an). Für den Stil und Ton, der mir hier gefällt, angemessen.

Beim Stöbern habe ich gesehen, dass es bei der letter-factory auch einen Wörterzähler gibt, um Lieblingswörter zu suchen und zu ersetzen, wenn mehr Abwechslung gewünscht wird. Auch wenn ich manche Kandidaten dafür sofort vor Augen habe, werde ich dieses Werkzeug demnächst mal ausprobieren.

Und nun: Füllwörter raus vor dem Publizieren!

Sonntags-Gedicht: Elfchen

Heute bin ich dem Bodensee-Nebel entflohen und habe die Sonne in den Bergen genossen. Angeblich ist Bewegung und Spazierengehen gut für die Kreativität, es soll den Schreibfluss anregen. Dumm, dass ich den wichtigsten Tipp, der sich in allen, ja wirklich in allen Schreibratgebern findet, dass ich diesen Tipp nicht beachtet habe. Er heißt: Habe immer und überall ein Notizbuch dabei.
Deshalb ist das Sonntags-Gedicht dieser Woche ein schnelles, kleines Elfchen:

Violett
Der Streifen
am Horizont gegenüber
Gipfel versinken im Dunst
Herbstich

Hurra, ein Preis! – Schreibwettbewerbe

Meine eigene Bilanz mit Gewinnen bei Schreibwettbewerben sieht ja bislang eher mau aus. Da muss ich mich wohl mit fremden Federn schmücken oder den Preis bei mir unter „erfolgreicher Motivierungsarbeit zum Schreiben“ verbuchen:
Beim Schreibwettbewerb der Buchhandlung Osiander hat mein achtjähriger Sohn einen der Preise 4 – 10 gewonnen. Ich habe ihn auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht und ihn bei der Ideenfindung unterstützt. Geschrieben hat er seine Geschichte „Antarktis“ ganz allein. Und auch ich war beeindruckt, wie gut ihm diese gelungen ist.
Herzlichen Glückwunsch!
Dass eine Buchhandlung solch einen Wettbewerb ausschreibt und Kinder damit zum Schreiben aufruft, ist eine tolle Sache. Gerne dürfen sich da viele Nachahmer finden.

Um mich selbst über aktuell ausgeschriebene Schreibwettbewerbe auf dem Laufenden zu halten, nutze ich den Newsletter vom Uschtrin-Verlag. Vielleicht sollte ich die Ausschreibungen nicht immer nur lesen, sondern selbst wieder einmal etwas zu Papier bringen.

schreib-t-raum in neuem Gewand

Heute war es soweit: Der volle Umfang der Blog-Software musste sein und kurzzeitig dachte ich schon, alles bisher Geschriebene ist verschwunden. Doch ein mittellanges Telefonat mit einem freundlichen Menschen brachte das Alte zurück und längeres Tüffteln und Sinnieren ermöglichte, was bisher undenkbar schien. Nun hatte ich die Qual der Wahl, was nochmals einiges meiner Zeit beanspruchte und dann – tätätätääää – sah schreib-t-raum so aus.
Ob es so bleiben soll, werde ich sehen. Für heute habe ich zumindest genug vom Bildschirmgucken.