„Wenn ich schreibe, schreibe ICH“

Verheißung oder Bedrohung oder noch mehr?

Der Satz, den eine Freundin einmal geschrieben hat, lädt mich ein: Komm zu Dir, sei ganz Du selbst, Du schreibst, Deine Geschichte, Deine Gedanken, Deine Stimme. Besonders beim Kreativen Schreiben kann und darf ich Ich sein, muss mich nicht anpassen, nicht Rücksicht nehmen, nicht Rollen entsprechen. Ich schreibe. Doch sogar beim Schreiben von Sachtexten bin ich aktiv: ICH schreibe zu dem Thema, stelle meine Zusammenhänge, meine Gedanken, meine Schwerpunkte auf meine Weise dar, auch wenn ich mich an unzählige Konventionen und Regeln halte.

Andererseits bedeutet dies: In jedem Text, den ich veröffentliche, steckt ein Stück von mir, zeige ich mich, offenbare ich mich. Sogar wenn ich „Termin o.k. HM“ maile, erzähle ich von mir – ich habe gerade wenig Zeit, mir ist der andere unwichtig, ich bin ein kurzangebundener Mensch, ich setze klare Prioritäten … je nach Zusammenhang. Deshalb kann Schreiben auch Angst machen, Angst zu viel oder das Falsche von sich zu zeigen. Und die Strategie, sich hinter Floskeln, Bürokratismus und komplexen Satzstrukturen zu verstecken, hilft nicht weiter.

Wenn ich schreibe, schreibe ICH – schreiben gibt mir die Möglichkeit, zu sein, wie ich bin, und mich so auch zu präsentieren. Wenn ich mich sowieso zeige mit meinen Texten, dann kann ich auch ganz bei mir sein beim Schreiben, mich zunächst mir selbst offen und ehrlich zeigen, mich über mein Schreiben besser kennenlernen. Was ich davon veröffentliche, kann ich später entscheiden.
(… und dass vor der Veröffentlichung das Überarbeiten steht, bei dem der Leser sehr stark in den Vordergrund rückt, das ist eine andere Geschichte, die ich ein ander Mal erzählen möchte.)

Schreiben lassen – Gedichte vom Computer

Manchmal hat man einfach keine Zeit für ein Gedicht. Ein Glück, dass es Gedicht-Generatoren gibt!

Bei Poetron kann man 4 Wörter eingeben, aus denen das Programm blitzschnell ein grammatikalisch nicht immer ganz korrektes Gedicht mixt. Ich habe es mal mit Mama, Bratpfanne, mustern und gütig probiert und bekam folgendes Ergebnis:

Bratpfannen
Gütig und somit flau.
Sie mustern…
Sie schwellen.
Und schwellen das Lebewesen.
Ach gütige Bratpfannen!
Und Lebewesen
Zu flau Mama – so flau!

Beim zweiten Mal sah es so aus. Anders beim ersten Mal und beim dritten Mal und beim vierten Mal … So oft ich Lust hatte, auf „dichten“ zu klicken, erschien ein neues Gedicht. Nicht sinnvoll, aber lustig.

Nicht ganz so zufällig, dafür romantisch: Liebesgedichte schreiben: Nachdem man Reimmuster und Zeilenzahl gewählt hat, schlägt das Programm jeweils fünf Zeilen vor, von denen eine ausgewählt werden kann – ganz individuell und mit Original-Herz-Schmerz-Reimen. Das fertige Liebesgedicht lässt sich per E-Mail an den oder die Angebetenen verschicken.

Wer nie den Unterschied zwischen Jambus und Trochäus, zwischen Kreuzreim und Paarreim kapiert hat, dem wird vom Metricalizer geholfen. Aus Goethe-Gedicht-Worten entsteht ein Zufallsgedicht mit dem gewünschten Versfuß und Reimmuster – völlig sinnfrei, denn auf das Feeling kommt es an …

Und nun dichte ich lieber selber wieder, mit oder ohne Versfuß. Und wer ein individuelles, aber von einem Menschen geschriebenes Gedicht wünscht, kann sich bei mir melden. Vielleicht kommen wir ins Geschäft!

 

Easy Writing in technischen Berufen

Auch Informatiker, Ingenieure, Techniker müssen schreiben: unzählige E-Mails jeden Tag, Dokumentationen und Projektberichte, Angebote und Change Requests, Protokolle, Gebrauchsanweisungen, Präsentationen und mehr. Zwischen einem und zwei Drittel der Arbeitszeit soll in diesen Berufsgruppen laut neueren Erhebungen zum Schreiben aufgewendet werden.
Viele haben sich das während ihrer Ausbildung anders vorgestellt, die wenigsten haben gelernt, wie sie leicht und verständlich schreiben können. Dabei ist das Schlagwort von der „Schlüsselkompetenz Schreiben“ mittlerweile in aller Mund.
Für all diejenigen, die in technischen Berufen besser schreiben wollen – oder denen es von Vorgesetzten nahegelegt wird, dass sie besser schreiben sollen –  gibt es seit einiger Zeit ein maßgeschneidertes Angebot:

„Easy Writing … für Leute, die technische Probleme lieber lösen als dokumentieren“

Hier geht es um dreierlei: 1.  den Schreibprozess so im Griff zu haben, dass Schreibprojekte genauso professionell geplant und durchgeführt werden können wie andere Projekte. 2. werden Methoden vorgestellt und ausprobiert, die bei den einzelnen Arbeitsschritten vom Schreibauftrag bis zum fertigen Text hilfreich sind, und 3. wird das Wissen weiter gegeben, was Texte leicht verständlich und gut zu lesen macht. Denn irgendwie ist es doch gemein, wenn sich alle nur über schlechte Texte beklagen, einem aber nie jemand zeigt, wie es besser geht.

Übrigens: Professionell schreiben im Beruf ist ein Gewinn für alle Beteiligten. Leser bleiben dran bis zum letzten Wort und verstehen den Text, Schreibende überzeugen mit klaren, verständlichen und fristgerecht abgegebenen Texten und Unternehmen verlieren keine Zeit und kein Geld mehr mit gar nicht oder schlecht geschriebenen Texten.

Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben – ein Buchtipp

Auch wenn es sich noch nicht überall herumgesprochen hat: Schreiben ist ein Handwerk, das man lernen und üben kann. Nicht jeder ist vielleicht Goethe oder Thomas Mann, aber wir alle können professioneller schreiben lernen – und sollten es auch in einer Welt, in der durch Computer und Internet Texte und Texten für alle immer wichtiger werden.

Für dieses Handwerk hat Roy Peter Clark einen Werkzeugkasten zusammengestellt. Das Buch stellt in vier großen Kapiteln 50 Werkzeuge vor. Beispiele aus verschiedensten Textarten – Romane, Sachtexte, Lyrik, Journalismus, … – illustrieren die Theorie und der Workshop am Ende jedes Werkzeugs lädt zum Ausprobieren ein.
Das Buch eignet sich für alle, die schreiben wollen oder müssen, egal was sie schreiben. Und für diejenigen, die bessere Texte produzieren wollen. Jede Woche des Jahres („Zwei Wochen schenke ich Ihnen als Urlaub“, S. 19) kann ein Werkzeug entdeckt werden. Dabei beginnt es mit einfachen Tipps zum Satzbau „Beginnen Sie … mit Subjekt und Prädikat!“, geht weiter über „Spezialeffekte“ und „Pläne“ und endet mit übergeordneten „Nützlichen Gewohnheiten“ bis hin zum Umgang mit Kritik. Ich nutze es als Nachschlagewerk, das mich immer wieder daran erinnert, was noch möglich ist.
Das Schöne an dem Buch: Es ist 1. undogmatisch („Seien Sie nicht überrascht, gute Texte dort zu finden, wo der Autor alle Ratschläge, die hier beschrieben werden, missachtet“, S. 15) und 2. beherrscht der Autor sein Handwerk und den Umgang mit seinen Werkzeugen selbst, leider keine Selbstverständlichkeit bei Büchern übers Schreiben.

„50 Werkzeuge für gutes Schreiben“ ist in der deutschen Übersetzung 2009 im Autorenhaus Verlag, Berlin erschienen (amerikanisches Original „Writing Tools“, 2006).

Pflege gefährdeter Wörter

Eine schöne Spielerei habe ich mit der Wortweide gefunden. Liebhaber von Worten sind angesprochen, Wörter auf die Weide zu bringen, um sie zu schützen und zu bewahren. Andere Wortliebhaber können Patenschaften übernehmen. Sportlich wird das Ganze dadurch, dass es Ranglisten der Wörter wie der registrierten Nutzer gibt.
Schön sieht es aus, wenn die Wörter – nach verschiedenen Kriterien gefiltert – auf der Weide grasen und umherziehen, sinnlich, gemütlich. Und beim Betrachten der Tierchen fällt mir vielleicht das ein oder andere Wort ins Auge, das es verdient, in einem Text eine wichtige Rolle zu spielen.

Schreibt!-Raum 1 und 2

Mit den lustigen Fotos habe ich nun den zweiten Schreib-Kick hier eingestellt und ich habe Lust auf mehr. Doch nun fuchst es mich, dass der Name Schreib-Kick geklaut ist.
Ein bisschen Grübelei in der Zeit zwischen Schlafen und Aufstehen, eine gute Zeit, um Ideen zu haben und die richtigen Formulierungen zu finden, brachte den Entschluss, die Schreib-Kicks fortan Schreibt!-Raum zu nennen. Außerdem müssen sie durchnummeriert werden, damit alles seine Ordnung hat.
Das waren also Schreibt!-Raum 1 und Schreibt!-Raum 2. Schreibt!-Raum 3 folgt in den nächsten Tagen.

Und wenn jemand die Aufforderung ernst nimmt und die Schreibt!Räume ausprobiert, freue ich mich.