Ich heiße Heike

Heute startete mein Kurs Kreatives Schreiben für Studis der Uni Konstanz, auf den ich mich schon sehr gefreut habe. Gerade an der Uni lustvoll und persönlich schreiben zu dürfen, ist ein großer Gewinn.
Wir haben direkt losgeschrieben und eine Menge toller Texte entstanden in kurzer Zeit. Mir scheint, es gab und gibt eine Menge an Texten, die geschrieben werden wollen und für die es im sonstigen Studiumsalltag keinen Raum gibt. Natürlich kann man fragen, ob dem kreativen Schreiben ein Platz in einem wissenschaftlichen Studium eingeräumt werden soll. Aber mir fallen eine Menge Argumente ein, warum ja, die ich hier nicht einzeln aufzählen möchte. Zum Glück muss ich ja niemanden überzeugen, dass es diesen Kurs geben darf.
Damit wir uns in der Gruppe ein wenig kennenlernen, haben wir Texte zu unseren Namen geschrieben. Und haben über die Inhalte der Texte sowie über die Form und Sprache schon viel voneinander erfahren. Weil ich es so spannend fand, diese Texte zu hören – und weil ich wegen der großen Teilnehmerzahl darauf verzichtet habe, meinen Text vorzulesen, –  folgt der jetzt hier:

Heike heiße ich, Heike Meyer, und das schon mein ganzes Leben. Meyer ist nicht sonderlich einfallsreich, aber nur weil ich heirate, werde ich ja kein anderer Mensch.
Heike Meyer, ganz schön viel Ei. Ich habe mich daran gewöhnt. „ei-e, ei-e“ – Gleichklang, Geleier. Ob ich deshalb manchmal ein bisschen langsam bin?
Geschickt ist der Name im World Wide Web. Wer „Heike Meyer“ bei Google eingibt, bekommt ziemlich viele Treffer. Die wenigsten haben mit mir zu tun. Außerdem ist Heike praktisch – alle Heikes dieser Welt, oder zumindest Deutschlands, sind ungefähr gleich alt. Nur für Auslandsreisen ist mein Name nicht geeignet: Heike kann keiner aussprechen. Mein Schicksal ist wohl in Schwaben zu bleiben.

Schreiben in einem Zug

Das Cafe als Schreibort wird regelmäßig propagiert und wohl auch genutzt. Auch ich habe schon in Cafes geschrieben und finde, das hat was – auch wenn ich nicht gleichzeitig schreiben und Milchschaum löffeln kann. Noch viel besser und lieber schreibe ich allerdings in der Bahn.

Geschäftsleute machen dies jeden Tag, wenn auch auf den meisten Laptops, die in ICEs aufgeklappt sind, entweder Filme oder Spiele laufen. Ich habe festgestellt, dass für persönliche, biografische Texte, für Themen, die mir nahe gehen, die Bahn ein guter Schreibort ist. Es ist, wie wenn sie dadurch ihre Bedrohlichkeit verlieren, wie wenn ich die Angst nicht haben muss, von meinen inneren Bildern, Erinnerungen und Gefühlen überschwemmt zu werden. Die Realität kommt spätestens beim nächsten Bahnhof oder mit dem Zugbegleiter wieder.

Die Mischung aus Anonymität und Nicht-Alleinsein ist bestimmt ein wichtiger Aspekt, warum es funktioniert: Ich muss mich nicht einsam fühlen, bin unter Leuten und doch irgendwie für mich. Das gilt genauso fürs Cafe.
Dazu kommt die Wartezeitüberbrückung. Normalerweise fahre ich mit dem Zug, um von A nach B zu kommen. Die Zeit, bis ich endlich ankomme, kann ich so sinnvoll nutzen, vor allem wenn ich öfter die gleiche Strecke fahre, für deren landschaftlichen Reiz ich nicht mehr empfänglich bin. Wäre ich Berufspendlerin und säße jeden Morgen 30 Minuten in der Bahn, hätte ich meine tägliche Schreibübung ganz leicht in meinen Alltag integriert. Lesen ist der übliche Zeitvertreib beim Warten, auch beim Arzt oder bei der Stadtverwaltung, doch schreiben ist produktiver.

Eine Sache, die nur für Züge (und Busse und Schiffe) gilt, und nicht für Cafes und Wartezimmer, ist das Unterwegssein. Beim Schreiben bin ich innerlich unterwegs, bewege mich durch meinen Text, egal ob es eine Geschichte oder ein Sachthema ist. Schreiben ist Bewegung, Texte sollen bewegen. Deshalb glaube ich, dass die Tatsache, dass der Zug fährt, dass er mich von einem Ort zum anderen bringt, es mir leichter macht zu schreiben. Bin ich im Schreibfluss, rauschen die Worte aufs Papier wie der ICE über die Gleise. Bleibe ich stecken mit meinem Text, kann ich meinen Blick schweifen lassen und mich von den Bildern, die sich ständig verändern, neu inspirieren lassen. Und in all den Zeiten, in denen ich nicht schreiben kann, weil ich meine Sachen einpacken muss, umsteigen muss oder weil der Schaffner kommt oder mein Sitznachbar aufs Klo muss, arbeitet mein Text in mir weiter.

Bald darf ich wieder eine lange Zugreise machen und werde sehen, wie viel ich dann schreibe. Und so ist es auch nicht schlimm, wenn es leider mal wieder wenige Minuten Verspätung gibt.

Schreibnudels Blog rund ums Schreiben

Einen sehr schönen und inspirierenden Blog rund ums Schreiben gibt es von Gitte Härter alias Schreibnudel. Die Autorin, Schreibcoach und Trainerin schreibt flott und hat schon eine riesengroße Kiste mit Tipps, Ideen, Erfahrungen und Anregungen zum Schreiben gepackt. Zu viel, um alles zu lesen, aber dank übersichtlichem Layout und vielsagenden Kategorien zum Stöbern und Entdecken prima geeignet.
Die Kategorie, die ich heute entdeckt habe, heißt „Bloggen“ – mit neun Artikel ist sie überschaubar und trotzdem voller guter Tipps. Aber auch „Schreibfluss“ ist spannend und „Anfangen“ und …

Der neueste Beitrag ist etwas ganz anderes: eine Anregung, eine „47 Dinge, die ich nie tun werde„-Liste zu schreiben. Listen liebe ich und aufzuschreiben, was man ganz sicher nie tun wird, könnte viel Spaß machen. Und außerdem ist es für immer nicht erledigt und aus dem Sinn, wenn es auf der Liste steht. Deshalb schalte ich jetzt hier ab und schreibe meine Liste ganz für mich allein.

Dokumentieren oder nicht dokumentieren?

Im www gibt es schon alles, man muss es nur finden. Heute habe ich schöne bunte Bildchen zur Kommunikation im Geschäftsleben gefunden.
Wer Jackie ist und ob er oder sie oder sonst jemand diese Bildchen gemalt hat, weiß ich nicht. Deshalb hier einfach der Link zu Jackies Log. Besonders schön, zumindest aus meiner Sicht: das Bild in der Mitte „Wie das Projekt dokumentiert wurde“. Genau deshalb habe ich hier letztens über Easy Writing berichtet.
Ob es wirklich so schlimm ist?

Sonntags-Gedicht: Le garde-manger arrogant

Hinter der Küche vom Biolek
lockt eine Tür aus Mahagoni
glänzende Klinke, kein Stäubchen Dreck
Kein Zugang hier fürs Volk, für Vroni

Das dunkle Holz strahlt Kälte aus
– Ich fühl‘ mich hierfür zu normal –
Doch ich will wissen, welcher Schmaus
dahinter lauert im Regal

Zu hören ist ein Kammersingen
im klaren Mezzosopranton:
Es gibt sie noch, die guten Dinge
Nur nicht wo Otto Popel wohnt

Nicht Marmelade, Konfitüre
Statt Essig Aceto Balsamico
Wacholderschinken mit Rosmarinbordüre
und Ziegenweichkäse auf echtem Stroh

Die Nase hoch: Sie schnuppert Wein
Barrique, vom Fass, ein Roter, schwer
Vom Fisch darf’s nur der Edle sein
De Normandie le Camembert

Ich bleibe draußen (find’s schon schade)
Du schüchterst mich mehr ein als Schurken
Dann seh ich: Hinter der Fassade
wünschst Du Dir Mutters Einmachgurken

Googolplexplex – ich bin perplex

Beim Abendessensgespräch die große Verwirrung: Mein Sohn erzählt mir unverständliches von vielen Nullen, großen Zahlen, Googol und Googolplex. Hat er sich das ausgedacht oder lernen die Kinder heutzutage so etwas in der Grundschule?
Das alte Lexikon versagt, doch Google – die Ansammlung der unendlich vielen Nullen? – hilft hier ganz schnell weiter: Ein Mathematiker wollte sich in den 30er Jahren eine unvorstellbar große Zahl ausdenken und fragte seinen neunjährigen (!) Neffen, wie er eine so große Zahl nennen würde. Das Googol war geboren, es ist zehn hoch hundert oder eine 1 mit hundert Nullen.
Da der Größenwahn keine Grenzen kennt, wurde später Googolplex (10 hoch 10 hoch 100 oder 10 hoch Googol) und Googolplexplex (10 hoch Googolplex) erfunden. Und dies lässt sich beliebig fortsetzen. Brauchen tut diese Zahlen keiner, faszinierend sind sie schon.
Für Kindergartenkinder ist es ganz einfach: eine riesige Zahl =  unendlich = Gotteszahl. Je nachdem ob es um Gummibärchen oder Minuten, die man schlafen will, geht, sind dies fünf oder zwanzig oder vielleicht auch Tausend.

Gotteszahl oder Googolplexplexplex? Egal. Mein Sohn würde gerne auch eine ganz große Zahl erfinden. Welchen Namen würden Sie ihr geben? Ich bin gespannt.

Die Schreibfitness-Mappe – ein Buchtipp

Nach „Wer schreiben kann, macht Karriere“ hat die Schreibcoach Ulrike Scheuermann mit der Schreibfitness-Mappe in diesem Jahr einen zweiten Ratgeber zum beruflichen Schreiben bei Linde veröffentlicht. Und auch wenn sie natürlich dieselbe geblieben ist und sich beide Bücher überschneiden, lohnt es sich, beides anzuschauen oder damit zu arbeiten.

Die Schreibfitness-Mappe ist eine Arbeitsmappe, die jeder beruflich Schreibende ganz nach den eigenen Zielen und Bedürfnissen individuell durcharbeiten kann. Jede Doppelseite stellt ein Thema kompakt und übersichtlich dar und ist mit anderen Themen verlinkt – wie die Rollenspielbücher früher a la „Wenn du das …, dann lese weiter auf Seite …“
Der erste Teil enthält zehn Checklisten, mit denen man sein eigenes Schreiben untersuchen kann. Im zweiten Teil folgen 15 Fallbeispiele mit typischen Problemen, die beim beruflichen Schreiben auftauchen können. Sie helfen einem, dem eigenen Schreiben mit seinen besonderen Fallstricken auf eine andere Weise auf die Spur zu kommen. Das für mich Wesentliche folgt in Teil drei: 35 Übungen, jeweils erklärt und mit Beispielen illustriert. Welche Übung die richtige ist, weiß man aus den ersten beiden Teilen.

Ich muss zugeben, ich war äußerst kritisch, ob Ulrike Scheuermann noch so viel Neues zum Schreiben zu sagen hat, dass sich ein Blick in die Fitness-Mappe lohnt. Doch durch das gänzlich andere Konzept, viele Erweiterungen und andere Blickwinkel ist die Schreibfitness-Mappe eine tolle Ergänzung zum Ratgeber.