Bewegung ins Schreiben bringen

Manchmal stecken wir bei einem Schreibprojekt so richtig fest. Keine Idee, keine Formulierungen, nur unpassende Wörter kommen uns in den Sinn. Statt vor dem Bildschirm zu verzweifeln und das, was es von dem Text schon gibt, zu verschlimmbessern oder gar zu löschen, darf Bewegung ins Spiel gebracht werden.

Dazu sehe ich drei Möglichkeiten:

1. den Mund bewegen: Greifen Sie zum Telefonhörer oder gehen Sie in die Küche. Dem ersten, auf den Sie treffen, erzählen Sie, worüber Sie schreiben sollten oder wollen und warum es nicht weiter geht. Reden Sie einfach drauf los – normalerweise muss gar niemand antworten. Ideen kommen beim Sprechen.

2. spazierengehen: Wenn der Geist unbeweglich wird, hilft es, den Körper zu bewegen. Gehen Sie spazieren, walken oder joggen Sie, je nach dem welche Geschwindigkeit für Sie die richtige ist. Ich habe es zwar nicht ausprobiert, aber ich würde wetten, Fahrradfahren, Inlinern oder Langlauf funktionieren genauso. Nehmen Sie eine halbe Stunde Auszeit vom Schreibtisch, lassen Sie sich frische Luft um die Nase wehen und entspannen Sie. Dabei nehmen Sie Ihr Schreibprojekt zwanglos mit, aber konzentrieren Sie sich lieber auf Ihren Körper oder die Umgebung. Ideen kommen im Vorbeigehen.

3. den Ort wechseln: Als drittes können Sie Ihr Notizbuch oder den Laptop auch mit raus aus dem Büro nehmen. Bewegen Sie sich hin zu einem Ort, der Sie inspiriert. Wo können Sie frisch und unbeschwert neu an Ihren Text herangehen? Bevorzugen Sie das Murmeln und die Musik in einem Cafe oder die Stille des Waldes? Hilft Ihnen das Fließen eines Flusses oder die Übersicht auf einem Berg? Haben Sie einen Lieblingsort zum Schreiben oder entdecken Sie für jedes Schreibprojekt mit seinen eigenen Stockungen einen anderen Schreibraum für sich? Ideen kommen aus der Umgebung.

Bewegung lässt Schreiben wieder in Fahrt kommen oder sorgt von vorne herein für den richtigen Schreibfluss. Außerdem ist es ein guter Ausgleich für all die sitzende Schreibtätigkeit – Ihr Rücken wird es Ihnen danken.

Stephen Kings Leben und Schreiben – ein Buchtipp

Es gibt eine ganze Reihe von Büchern über das Schreiben aus der Feder erfolgreicher Schriftsteller. Nicht mehr neu, aber von mir jetzt erst entdeckt, ist das Buch „Das Leben und das Schreiben“ des Bestsellerautors Stephen King. Im Original ist es 2000 unter dem Titel ON WRITING erschienen, die deutsche Taschenbucherstausgabe 2002 bei Heyne.

Das erste bemerkenswerte an diesem Buch ist, dass es drei Vorworte und drei Nachträge enthält. Das ist erstaunlich für jemanden, der ganz zu Beginn schreibt, dies sei ein kurzes Buch. „Denn Bücher über das Schreiben sind voller Blödsinn.“
Zwischen Vorworten und Nachträgen liegen zwei Teile: der über das Leben und der über das Schreiben. Unter der Vorgabe, sein Werden als Schriftsteller nachzuzeichnen, schildert King Episoden seines Lebens von früher Kindheit bis zur Gegenwart. Das ist unterhaltsam und spannend zu lesen, wie es sich für einen echten King gehört, stillt die Neugier – wie lebt ein richtiger Schriftsteller, ein so erfolgreicher noch dazu? – und erzählt gleichzeitig schon einiges über Kings Gedanken zum Schreiben. In dem Teil über das Schreiben nimmt das Werkzeug Sprache einen großen Raum ein – ohne Wortschatz und Grammatik eben kein Text. Und weil King als eine Grundregel des Schreibenlernens „viel lesen“ ausgibt, enthält ein Nachtrag eine Liste mit lesenswerten Büchern ganz unterschiedlicher Art, alles was er während des Schreibens an diesem Buch gelesen hat.

„Das Leben und das Schreiben“ von Stephen King ist kein Schreibratgeber, mit dem jeder zum Bestsellerautor wird. Es ist ein persönliches Buch für alle, die den Horror-Autor kennenlernen wollen, und enthält viele interessante Ein- und Ansichten zum Schreiben.
Schreiben ist harte Arbeit und zum genialen Autor wird man nicht, wenn einem das Talent dazu fehlt. Doch Schreiben ist Leidenschaft.
„Und so fängt es an: Stellen Sie Ihren Schreibtisch in eine Ecke, und wann immer Sie sich ans Schreiben machen, halten Sie sich vor Augen, warum er nicht in der Mitte des Zimmers steht. Das Leben ist kein Stützgerüst für die Kunst. Es ist anderherum.“

Schreibt!-Raum 3: 1667-Wörter-Geschichte

Jetzt bin ich herausgefordert, ich habe gesagt, ich schreibe 50 000 Nicht-Roman-Wörter. Das kann natürlich vieles sein.

Seit ein paar Tagen denke ich, dass es mal wieder Zeit wäre für einen Schreibt!-Raum, einen Schreibanstoß für Blog-LeserInnen – wir wissen ja alle, dass wir uns mit Lesen vor dem Schreiben drücken. Welcher Tag wäre da besser geeignet als der NaNoWriMo-Starttag, der einen Monat besessenen Schreibens einleiten soll?

Beides zusammen ergibt den Schreibt!-Raum 3:
Setzen Sie sich hin, ohne Plan, Netz und doppelten Boden. Schreiben Sie die Geschichte, die jetzt geschrieben werden will. Und hören Sie nicht auf, bevor genau 1667-Wörter (= 50 000 geteilt durch 30 Tage) erreicht sind.

Wer das den ganzen November lang jeden Tag machen will, meldet sich beim NaNoWriMo an und lässt sich von der Energie der Gemeinschaft durch sein Vorhaben tragen. Dann kann die Geschichte von heute morgen einfach weitergehen oder es entsteht ein Roman aus einzelnen Geschichten. Alle anderen wiederholen diesen Schreibt!-Raum einfach so oft sie wollen, auch im Dezember und im neuen Jahr.

Übrigens: Dieser Text hat bis hierhin 158 Wörter. Und jetzt geht es los!

NaNoWriMo – Start morgen

Für alle, die davon träumen, einen Roman zu schreiben, aber irgendwie nicht in die Pötte kommen, fällt heute um Mitternacht der ultimative Startschuss. Der National Novel Writing Month, der schon lange ein international writing month ist, läuft vom 1. bis 30. November. Welcher Monat des Jahres könnte besser geeignet sein, um einen 50 000-Wörter-Roman zu schreiben, als der trübe November?
Spielregel ist, am 1.11. etwas neues zu beginnen und die besagten 50 000 Wörter dazu zu schreiben. Der innere Kritiker hat bei so einem Vorhaben nichts zu melden. Um bei der Stange zu bleiben gibt es virtuelle und reale Unterstützung, in der deutschen NaNoWriMo-Gemeinschaft von Regina, Karin und Micha.

Hätte ich in einem Jahr einmal Zeit, einen Monat lang dem Schreiben Vorrang vor allem anderen zu geben, würde ich vielleicht auch einmal einen Roman schreiben. So wird es wohl bei Gedichten, Blogbeiträgen und Kurztexten bleiben.

Sonntags-Gedicht: Nachtlied

Hey, Mond, Du stehst
in unserm Eck
Willst nicht mal weiter ziehen?
Mein Freund und ich,
dann, wenn Du gehst,
woll’n uns in Ruhe lieben.

Dein Licht erhellt
die dunkle Nacht
macht jedes Geheimnis weg
Wir woll’n doch nur
dass es vollbracht,
genießen rein und pur.

Mensch, Mond, halt ein,
bist halt ’ne Frau
Du störst im Männerbund!
Sonst könnten wir ja auch mit 3n,
Du weißt schon, ja, genau.

Doch Du mit Deinem großen Rund
lässt uns jetzt wieder warten.
Zwei lange Wochen
machst Du Licht
Ach, schleich Dich in den Garten!

Statt am Sonntag am Montag und mit einer Woche Verspätung traue ich mich nun, mein am letzten Sonntag geschriebenes Nachtlied hier öffentlich zu machen. Es entstand im Rahmen eines Schreib-Treffens im Albertinum in Dresden und wurde vor dem Bild „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ von C.D. Friedrich von mir verfasst.

Bild-Tagebuch

Ein Tagebuch ist ein Ort der Erinnerung, des Sammelns, der Reflexion und des Kommentierens. Tagebucharten gibt es viele, genauso wie die Tagebuch-Schreibenden ganz unterschiedliche Gründe und Ziele mit ihrem Schreiben verfolgen. Meist bleiben Tagebücher privat, ja sogar geheim, manchmal werden sie veröffentlicht.

Eine ganz besondere Art des „Tagebuchs“ habe ich letztens bei der Künstlerin Wiebke Logemann aus Schleswig-Holstein entdeckt. Offensichtlich seit sieben Jahren malt sie „ein Bild am Tag„. Denn es gebe „weiterhin verflixt viele Gründe den weltlichen Irrsinn zu kommentieren“. Da kann man ihr nur recht geben – und sich fragen, warum man das selbst nicht tut.

Aktiv werden kann man, indem man ihr einen Textvorschlag schickt, den sie dann illustriert. Ausprobiert habe ich dies (noch) nicht, spannend klingt es. Und natürlich reizt es mich, den umgekehrten Weg zu gehen und zu ihren Bildern zu texten.

Schreiben ist …

Gerhild Tieger zitiert im Tieger-Blog des Autorenhaus-Verlags den Schriftsteller Gunter Kunert. Er sagt, Schreiben sei eine Form der Verdrängung. Das nehme ich zum Anlass für 23 ungeordnete „Schreiben ist …“ – Aussagen, die ich in meinem Kopf und dann auf dem Bildschirm vorfinde:

Schreiben ist …

  1. Leben, ein Ergänzungs- oder Ersatzleben für das echte
  2. Buchstaben auf Papier bringen
  3. Kommunikation ohne sich anzusehen
  4. eine Reise in die Vergangenheit
  5. eine Reise in die Zukunft
  6. eine Reise, wohin auch immer
  7. das Denken in Tun verwandeln
  8. neue Ideen kreieren
  9. ordnen, strukturieren, verstehen
  10. rumspinnen dürfen
  11. Worte für Gedanken und Gefühle finden
  12. Mühsal und Qual
  13. ein lohnendes Unterfangen
  14. Sprachbilder malen
  15. Veränderung
  16. das Schwere verstehen und dabei Leichtigkeit entstehen lassen
  17. mit Stift und Notizbuch im Regen stehen, weil es gerade so anregend ist
  18. Bewegung der Finger
  19. Spuren erzeugen, vertiefen, vielleicht hinterlassen
  20. die Geschichte finden
  21. mit Worten spielen
  22. träumen auf dem Papier
  23. Sein