Kuso17 – Sammeln

Beim Mittagessen wandert Trinkgeld für das tüchtige Personal des Hauses in Sektkübel. Ich kann mich wieder unterhalten, werde bei Schnitzel mit Kartoffelsalat heimischer. Geschäftige Ruhe im Zimmer: Die Bettnachbarin bastelt ihre Illustrationen in Bilderrahmen und auf eine Pinnwand, ich sortiere die Papiere: meine Gedichte, Gedichte der anderen aus der Klasse, Gedichte und Texte, die Uljana uns kopiert hat. In andere Welten schweben bei der Generalprobe der Tänzerinnen. Körperbilder schmecken. Ich vierteile bunte Papierbögen, notiere Versatzstücke meiner Texte. Zwölf verschiedene Wortgebilde aus dreizehn Gedichten. Dazu noch ein Prosatext, automatisches Schreiben, ein Tanka, ein Haiku am Rand und Blogberichte. Eine wahrhaft produktive Woche. Mit diesen Essenzen in der Tasche und frisch geduscht kann die Kunstsommernacht kommen. Leider reinigt die Kaffeemaschine statt Espresso zu kochen. Dann fällt der Vorhang, Liz Ingrams Installation verwandelt sich in eine riesige Blüte. Im Treppenhaus noch kurze Aufregung wegen Nicht-Getragener Pinnwand, dann strömen die Besucher herein. Über tausend sollen es gewesen sein, so viel kommt es mir nicht vor. Die obligatorischen Dankesreden – Sponsoren, Meister, best girl. Ins Chorkonzert hineinhören, bei der Erinnerungswand ein wenig Prosalesung erlauschen, dafür sorgen, dass die Gutscheine in Essen verwandelt werden, Besuchersätze übersetzen und verzückten Dank hören, Menschen zum Erinnern verführen. Über das Staunen über die Atmosphäre im Erinnerungsraum verpasse ich die Vernissage der Zeichnerinnen, die ich gerne besucht hätte. Ihre Arbeiten hängen passenderweise direkt im Flur vor meinem Zimmer, so dass sie mich durch die letzten Stunden des Kunstsommers begleiten. Ich höre die Vernissage der Illustratorinnen, wandere durch die Ausstellung der Druckgrafikerinnen. Der Kunstsommer ist reich, zu reich manchmal, die Arbeit und Arbeiten der Menschen sind so vielfältig, dass nichts so richtig bleibt. Beim Crossover von Tanz, Chor und Jazz kommt manches zusammen. Danach das obligatorische Abendlied im Treppenhaus zum Abschluss. Ade mit Kitschverdacht, nach dem Vielen nur schön. Noch Stunden später erwische ich mich immer wieder beim Summen des Lieds. Wir sitzen noch im Innenhof, trinken Wein, danken. Lottis werden gereicht, Frotzeleien zwischen den Tischen ausgetauscht. Im Stiftskeller sitzt noch der Rest. Ich bin satt, überdreht, trunken. Viel zu spät gehe ich ins Bett, lasse die Nacht im Zimmer noch nachklingen.

Der Sonntag dann ganz prosaisch. Völlig übermüdet und fertig. Einfach alles in die Taschen schmeißen. Doch noch das eine oder andere kurze Gespräch. Die Erinnerungswand sorgfältig abnehmen, noch einige Sätze lesen, bevor die Karten vermutlich weggeworfen werden. Durcheinander mit Mitfahrgelegenheiten, ein verspäteter Zug. Zu Hause ankommen, müde, aber reich beschenkt. Ich schlafe ein bisschen, bevor ich auspacke. Die Taschen sind schnell geleert, das Erlebte und Erschaffte wird sich in Ruhe sortieren. Spaghetti mit Pesto zu Gespannt was bleiben wird. Müde, daheim.

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