Kuso17 – Erinnern

Ein langer Tag, zu lange wieder. Ich habe den Absprung nicht geschafft und mich im Garten noch festgequatscht. Spannende Gespräche, doch von denen kann es hier sehr viele geben. Am Nachmittag der Gedanke, es ist doch erst Montag. Es ist schon so viel passiert, dass es sich anfühlt wie mindestens die Mitte der Woche.

Übersetzungsthema der Lyrikklasse waren heute Erinnerungen. Erinnern, Aufschreiben, Nachdichten, also frühere Erfahrungen in einen heutigen Text übersetzen. Ein Thema, mit dem ich nicht recht gerechnet habe und das ich doch mit meiner Bewerbung schon vorweggenommen habe. Ein Gedicht hören und aus der Erinnerung niederschreiben. Aus einem Prosatext atmosphärisch ansprechende Worte picken, dazu assoziierend einen neuen Prosatext schreiben, diesen verdichten. Einem Muster folgend 34 Erinnerungsfetzen formulieren, diese ausdrucken, ausschneiden, auf dem Tisch ordnen, hin und her schieben, weglegen, sortieren, 20 auswählen und choreographieren. Dazwischen ein Mittagsgespräch mit den beiden Druckgrafikerinnen Liz Ingram und Daniela Schlüter, die Schicht für Schicht mit verschiedenen Drucktechniken und mehr ihre Werke schaffen. Sehr unterschiedliche Produkte der Arbeit, aber sehr ähnliche Vorgehensweisen, bei beiden mit Text. Vor allem bei Daniela Schlüter schimmert an vielen Stellen ihr Erinnern durch. Sie zeigt uns ein Bild, bei dem sie Texte eines ungarischen Lyrikers übersetzt hat. Inhaltlich kann ich das Vorgehen nachvollziehen und bin ich gerührt von Danielas tiefer Verbundenheit zu dem Lyriker, mit dessen Texten sie gearbeitet hat. Technisch kann ich mir so gar nicht vorstellen, wie diese Arbeit funktioniert. Am Abend dann die Werkstatt mit den Tänzerinnen und Tänzern. Einblicke in die Arbeit des Choreographen, Gedanken zu Korrespondenzen, aber nicht genauen Entsprechungen zwischen Tanz und Musik, ein wunderschönes Duett über eine fragile Beziehung. Neben allen dichte ich mein Tanka zu unserem Gruppengedicht, eine Art Stille-Post-Spiel, bei dem natürlich das Erinnern und Bilder eines Frühers bei mir hineinspielen. In der Summe ein sehr produktiver Tag. Wenn ich Zweifel hatte, ob ich wirklich ins Schreiben kommen kann, hiermit sind sie beseitigt. Keine fertigen, runden Texte, aber Ansätze, die mich interessieren und Lust daran weiter zu arbeiten. Und es ist ja erst Montag.

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