Mir ist aufgefallen, dass ich das Cluster schon mehrfach erwähnt habe, aber noch nie erklärt. So will ich das nachholen und diese Standardmethode der Schreibpädagogik erläutern, die ich selbst auch zu vielen verschiedenen Gelegenheiten einsetze. Das Schöne daran ist, dass es nur fünf Minuten dauert und man so ganz schnell erste Textideen auf dem Papier stehen hat.
Das Cluster ist eine assoziative Schreibmethode, die auf Gabriele L. Rico zurück geht. Grundidee ist, dass beide Gehirnhälften aktiviert werden und dadurch die Grundlage für ganzheitliches Denken und runde Texte gelegt wird. Optisch erinnert das Cluster an ein Mindmap, es ist allerdings weniger strukturiert. Ein spontanes Ideennetz wird entwickelt.
Ausgangspunkt für das Cluster bildet ein Kernwort, das in die Mitte eines Blatts Papier (mind. Din A4, damit genug Platz ist) geschrieben und eingekreist wird. Davon ausgehend werden Assoziationsketten gebildet: Das Wort, das Ihnen als nächstes einfällt, schreiben Sie daneben, umkreisen es ebenso und verbinden die beiden Kreise mit einer Linie. Weiter mit dem neuen Wort, so lange, bis Ihnen nichts mehr einfällt. Dann gehen Sie zurück in die Mitte und beginnen von neuem. Das Ganze sieht so aus:
Das Einkreisen und Verbinden beim Clustern dient dazu, dass die Schreibhand immer in Bewegung bleibt (wie beim Freewriting). Dadurch wird erreicht, dass frei assoziiert wird, eine Bewertung der Ideen und Wörter wird vermieden. Es muss also nicht strukturiert, bewertet oder geordnet werden beim Clustern, es gibt keine Hierarchie und keine falschen Ideen. Jede Assoziation, die sich einstellt, wird an der Stelle notiert, wo sie auftaucht. Lassen Sie Ihren Ideen, Ihrer Phantasie und Kreativität freien Lauf.
Das Clustern endet, wenn das Blatt voll ist oder – so ist es von v. Rico gedacht – wenn man einen Schreibimpuls spürt. Dann schreibt man den Text zügig auf, so wie er beim Clustern im Kopf entstanden ist. Es müssen nicht zwingend alle Begriffe, die im Cluster stehen, auch im Text vorkommen.
Auch wenn Sie nicht direkt einen Rohtext schreiben wollen, können Sie das Cluster verwenden: zum Aktivieren Ihres Vorwissens zu einem Thema, zum schnellen Mitschreiben beim Zuhören oder Lesen oder als erster Schritt zum Strukturieren eines späteren Textes. Dann können Sie nach dem Cluster die wesentlichen Punkte farbig markieren und durch das Anbringen von Nummern in eine sinnvolle Reihenfolge bringen.
Ein letzter Hinweis: Gerade Menschen, die gewöhnlich sehr strukturiert und geplant vorgehen, fällt das ganz assoziative Clustern manchmal anfangs schwer. Probieren Sie ruhig öfter aus, ob es für Sie eine hilfreiche Methode ist. Andererseits macht es ja auch nichts aus, wenn spontan und assoziativ ein geordnetes Ideennetz entsteht.
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